HISTORIE DES INSTITUTS
Das Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten, kurz IPEK, kann auf eine jahrzehntelange Geschichte zurückblicken.
- 1954 Die medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität schafft einen neuen Lehrstuhl für Prophylaxe der Kreislaufkrankheiten. Als kommissarischer Leiter wurde Prof. Dr. Gustav Schimert ernannt.
- 1956 Der Bankier August Lenz gründet die Stiftung zur Verhütung der Kreislaufkrankheiten und unterstützt damit den Lehrstuhl großzügig.
- 1959 Das Institut für Prophylaxe der Kreislaufkrankheiten wird eröffnet. Erster Lehrstuhlinhaber ist Prof. Dr. Gustav Schimert.
- 1988 Als Nachfolger von Prof. Dr. Schimert leitet nun Prof. Dr. Peter C. Weber das Institut. Der Forschungsschwerpunkt konzentriert sich auf die Wirkung und Mechanismen von omega-3-Fettsäuren.
- 2010 Prof. Dr. Christian Weber übernimmt den Lehrstuhl. Zusätzlich erforschen die Institutsmitarbeiter nun neue Immunmechanismen und deren Mediatoren als Ursache der Atherosklerose.
Das heutige Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten entwickelte sich historisch aus zwei Wurzeln: Bereits in den frühen Wirtschaftswunderjahren nahmen kardiovaskuläre Erkrankungen erkennbar zu. Auf Betreiben des Bayerischen Landtags schuf die Medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität deshalb bereits 1954 einen neuen Lehrstuhl für Prophylaxe der Kreislaufkrankheiten. Es standen jedoch zunächst keine Mittel für eine ausreichende Ausstattung des Lehrstuhls zur Verfügung. Zu dessen kommissarischem Leiter wurde Prof. Dr. Gustav Schimert ernannt. Prof. Schimert, seit 1949 außerplanmäßiger Professor an der II. Med. Klinik der Universität, gewann offenbar bei seiner Behandlung die besondere Wertschätzung des Münchner Bankiers und Industriellen August Lenz. Dieser beschloss daraufhin, eine Stiftung zur Verhütung von Kreislauferkrankungen zu errichten und so die adäquate Ausstattung des Lehrstuhls und die Gründung eines Instituts zu ermöglichen.
Der Stifter, Bankier August Lenz, wurde 1910 in München als Sohn eines Bäckers und späteren Getränkefabrikanten geboren. Er brachte es durch großes geschäftliches Geschick ab 1925 vom Lehrling des Bankhauses Marx, das er bereits wenig später als Makler an der Börse München vertrat, binnen 10 Jahren bis zum Teilhaber der Privatbank. Diese wurde später in August-Lenz Bank umbenannt und war mit innovativen Bankdienstleistungen vor allem in der privaten Vermögensverwaltung erfolgreich. Nachfolger der August-Lenz-Bank existieren noch heute in mehreren bayerischen Städten. August Lenz wurde bald auch Vorstandsvorsitzender der AGROB AG und der Berufsgenossenschaft und Familienausgleichskasse der keramischen Industrie. Er erkannte auch in diesen Funktionen früh die zunehmende Gefährdung durch vorzeitig auftretende Kreislauferkrankungen und neben der individuellen auch die volkswirtschaftliche Bedeutung ihrer Prävention.
Mit Urkunde vom 17.12.1956 errichtete August Lenz deshalb seine Stiftung zur Verhütung von Kreislaufkrankheiten. Ziele der Stiftung sind die Erforschung insbesondere der Frühformen von Kreislauferkrankungen und ihre Verhütung. Nach vertraglicher Anbindung der August-Lenz-Stiftung an die Universität München, Fertigstellung des unter Beteiligung der Stiftung errichteten Gebäudes an der Pettenkoferstraße und Zustiftungen aus Industriekreisen konnte schließlich im März 1959 das Institut zur Prophylaxe der Kreislaufkrankheiten eröffnet werden. Es untersteht dem jeweiligen Inhaber des Lehrstuhls. Im Kuratorium sind bis heute der Dekan der Medizinischen Fakultät, die anderen internistischen Lehrstuhlinhaber und das Kultusministerium vertreten. Auch der Stifter engagierte sich stets persönlich im Kuratorium für das Gedeihen seiner Stiftung. August Lenz verstarb aber bedauerlicherweise bereits 1960 an den Folgen einer Gallenblasen-Operation. In seinem Testament bedachte er seine Stiftung generös mit weiteren Zuwendungen.
Zum ersten Inhaber des Lehrstuhls für Prophylaxe wurde nach längerem Kommissariat am 1.5.57 Prof. Dr. Gustav Schimert berufen und zum ersten Vorstand der August-Lenz-Stiftung und Direktor des Instituts ernannt. Prof. Dr. Gustav Schimert stammte aus einer siebenbürgisch-deutschen Medizin-Professoren-Familie und erkannte als Professor für Innere Medizin an der II. Med. Klinik früh die Chancen, die sich aus den innovativen Ergebnissen der amerikanischen Framingham-Studie eröffneten. Er initiierte als einer der Ersten in Deutschland Längsschnitt-Studien an klinisch Gesunden zur Früherkennung von Kreislaufkrankheiten und Querschnitts-Vergleiche mit Infarktpatienten um Kausalfaktoren und Prädiktoren von Gefäßerkrankungen zu finden und zu behandeln. Neben den bereits belegten Risikofaktoren für Arteriosklerose galt sein besonderes Interesse auch der Pulswellenanalyse, die früh Veränderungen der mechanischen Eigenschaften der Gefäßwände und der Leistung des Herzmuskels anzeigen kann.
Als Nachfolger von Prof. Schimert wurde 1988 Prof. Dr. Peter C. Weber berufen. Nach Stationen in München und Boston konzentrierte sich seine Forschung auf die günstigen Effekte von omega-3 Fettsäuren. Omega-3 Fettsäuren sind besonders in Seefisch enthalten und ihnen werden die epidemiologisch auffällig niedrigen Infarktraten von sich traditionell ernährenden Eskimos und Japanern zugeschrieben. Prof. Peter C. Weber konnte mehrere Mechanismen nachweisen, über die omega-3 Fettsäuren, die Blutplättchen, die Blutdruckregulation und den Herzrhythmus günstig beeinflussen. Inzwischen hat die erhöhte präventive Zufuhr von omega-3 Fettsäuren weite Verbreitung gefunden.
Als Nachfolger von Prof. Peter C. Weber konnte 2010 Prof. Dr. Christian Weber, vorher Direktor des Instituts für molekulare kardiovaskuläre Forschung am Klinikum der RWTH Aachen, auf den Lehrstuhl berufen und als Vorstand der August-Lenz-Stiftung und des Instituts gewonnen werden. Prof. Christian Weber ist international führender Forscher auf dem Gebiet der Chemokine und Chemokin-Rezeptoren, die entscheidende Signale bei der Enstehung und Rückbildung der Arteriosklerose und bei Entzündungen vermitteln. Seine Forschungsergebnisse haben zu zahlreichen hochrangigen Publikationen geführt. Der an Infarkt- und Arteriosklerose-Modellen bereits belegte Nutzen eröffnet völlig neue präventive und therapeutische Ansatzpunkte auch für Patienten mit Herzkreislauferkrankungen.