ForDigitHealth - Gesund digital leben
Als Teil des Bayerischen Forschungsverbundes ForDigitHealth „Gesunder Umgang mit digitalen Technologien und Medien“ zielt dieses Projekt auf die Identifikation biomedizinischer Folgen der zunehmenden Präsenz und intensivierten Nutzung digitaler Technologien und Medien am Arbeitsplatz ab. Dabei sollen insbesondere kurz- und mittelfristige Stressreaktionen sowie längerfristige psychophysische Gesundheitsfolgen bei Beschäftigten empirisch untersucht werden.
Hintergrund
Vor dem Hintergrund tiefgreifender Veränderungen der Arbeitswelt im Zeitalter der Digitalisierung und Technologisierung ist die Untersuchung möglicher Auswirkungen auf die Gesundheit von Beschäftigten von zentraler Bedeutung. Während die Arbeit mit digitalen Technologien zahlreiche Vorteile mit sich bringt, z. B. im Hinblick auf Performance- und/ oder Effizienzsteigerung, birgt diese auch Risiken für die Gesundheit der Anwender*innen – in der Literatur mit den Begriffen „Techno-Stress“ (Brod, 1982) oder „digitaler Stress“ beschrieben.
Es ist wissenschaftlich gut belegt, dass chronischer Arbeitsstress mit physischen und psychischen Erkrankungen einhergehen kann. Welche Arbeitscharakteristika und -bedingungen zu Stress sowie zu negativen Gesundheitsfolgen führen können und auch über welche biologischen Mechanismen sich Stress auf den Körper auswirkt, ist mittlerweile ebenfalls gut untersucht. Welche Belastungen und möglichen biomedizinischen Beanspruchungsfolgen jedoch mit der verstärkten Präsenz und Nutzung von digitalen Technologien im Arbeitssetting einhergehen, ist bislang weniger erforscht.
Das Ziel unseres Projekts ist die empirische Untersuchung von Zusammenhängen zwischen mit digitalen Technologien assoziierten Belastungen am Arbeitsplatz und gesundheitlichen Beanspruchungsfolgen bei Beschäftigten. Dabei stehen zwei spezifische Fragestellungen im Fokus: (1) Wie entsteht digitaler Stress bei der Nutzung von digitalen Technologien am Arbeitsplatz? Hierbei werden insbesondere drei bestimmte digitale Stressoren untersucht, nämlich Arbeitsintensität/Informationsmenge, Arbeitsunterbrechungen und Multitasking-Anforderungen. (2) Mit welchen gesundheitlichen Beanspruchungen gehen diese Arbeitsbelastungen einher? Hierbei sind sowohl kurz- und mittelfristige biomedizinische Stressreaktionen als auch längerfristige psychophysische Gesundheitsfolgen von Relevanz. Der Fokus liegt dabei auf der Untersuchung der Ausschüttung von Stresshormonen, der Entstehung von unterschwelliger Entzündung sowie dem Auftreten diverser psychischer, psychosomatischer und behavioraler Symptome und Syndrome.
Das Untersuchungsdesign besteht aus einer Kombination aus systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen sowie Originalstudien im Arbeitskontext. In den Studien werden etablierte arbeitsmedizinische, arbeitspsychologische und biopsychologische Methoden eingesetzt, wie Selbstbeurteilungsinstrumente und Biomarker-Messungen bei Beschäftigten.
Das übergeordnete Ziel des Projekts besteht darin, die gesundheitlichen Wirkweisen von digitalem Stress im Arbeitskontext wissenschaftlich zu erschließen. Daraus sollen Implikationen für Präventions- und Interventionsansätze zur Vermeidung/ Eindämmung von und zum Umgang mit digitalem Stress am Arbeitsplatz abgeleitet werden. Gemeinsam mit den weiteren Teilprojekten von ForDigitHealth soll unser Projekt zu einem angemessenen und gesunden Umgang mit digitalen Technologien auf individueller wie kollektiver Ebene beitragen.
Förderer: Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
Laufzeit: 2019 – 2023
Weitere Informationen finden Sie auch auf unserem wissenschaftlichen Blog.
Partner
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg:
- Institut für Psychologie, Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie
- Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie
- Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik
Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Psychologie, Professur für Entwicklungspsychologie
Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Informatik, Human-Centered Ubiquitous Media
Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen
Universität Augsburg:
- Institut für Informatik, Lehrstuhl für Menschzentrierte Künstliche Intelligenz
- Institut für Materials Resource Management
- Institut für Medien, Wissen und Kommunikation, Professur für Kommunikationswissenschaft – Öffentliche Kommunikation; Professur für Kommunikationswissenschaft – Medienrealität
- Institut für Informatik ZD.B, Lehrstuhl für Embedded Intelligence for Health Care and Wellbeing
Publikationen
- Kaltenegger, Marques, Becker et al. (2024) Prospective associations of technostress at work, burnout symptoms, hair cortisol, and chronic low-grade inflammation. Brain, Behavior, and Immunity 117: 320–329
- Kaltenegger, Becker, Rohleder et al. (2023) Associations between digital work stressors, burnout, and hair cortisol concentration: A prospective study. Psychoneuroendocrinology 153:106167
- Kaltenegger, Becker, Rohleder et al. (2023) Associations of technostressors at work with burnout symptoms and chronic low-grade inflammation: a cross-sectional analysis in hospital employees. International Archives of Occupational and Environmental Health 96: 839–856
- Kaltenegger, Weigl, Becker et al. (2022) Psychosocial working conditions and chronic lowgrade inflammation in geriatric care professionals: A cross-sectional study. PLoS one 17(9):e0274202
- Becker, Kaltenegger, Nowak et al. (2022) Differences in stress system (re-)activity between single and dual- or multitasking in healthy adults: a systematic review and meta-analysis. Health Psychology Review:1–26
- Becker, Kaltenegger, Nowak et al. (2022) Physiological stress in response to multitasking and work interruptions: Study protocol. PloS one 17(2):e0263785
- Kaltenegger, Becker, Rohleder et al. (2020) Association of working conditions including digital technology use and systemic inflammation among employees: study protocol for a systematic review. Systematic Reviews 9(1):221
- Kaltenegger, Becker, Rohleder et al. (2021) Associations of working conditions and chronic low-grade inflammation among employees: a systematic review and meta-analysis. Scandinavian Journal of Work, Environment & Health 47(8):565–581
Kontakt
Helena Kaltenegger, M.Sc.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
80336 München