Carotischirurgie
Die Halsschlagadern sind neben den Herzkranzgefäßen und Beinschlagadern häufig von Gefäßverkalkungen betroffen. Wenn sich relevante Ablagerungen im Bereich der inneren, hirnversorgenden Halsschlagader (Arteria carotis interna) bilden, spricht man von einer Carotis-Stenose. Mit steigendem Alter nimmt der Anteil an Carotis-Stenosen in der Bevölkerung stetig zu. Ab dem 65. Lebensjahr weisen zwischen 6-15% der Bevölkerung eine relevante Einengung der Halsschlagadern auf. Die Gefahr dieser Gefäßveränderungen besteht darin, dass Gerinnsel aus der Plaque mobilisiert werden und so in das Gehirn gelangen können. Dadurch kann es zu ersten Zeichen eines Schlaganfalls (vorübergehende Sprach-oder Sehstörungen, kurzzeitige Lähmungserscheinungen an Armen oder Beinen) oder auch zu dem Vollbild eines Schlaganfalls kommen. Das Schlaganfallrisiko hängt sehr stark von der Zusammensetzung und damit Stabilität der Ablagerungen ab.
Die Diagnose einer Carotisstenose wird standardmässig mittels Duplexsonographie (Ultraschalluntersuchung) ohne Strahlenbelastung gestellt. Ergibt sich hieraus der Verdacht auf eine relevante Einengung der Halsschlagader werden ergänzende Untersuchungen des Gehirns (mittels Magnetresonanz-Tomographie oder mittels Computertomographie) durchgeführt.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Grundlage jeder Behandlung bei Einengungen der Halsschlagadern ist die Kontrolle kardiovaskulärer Risikofaktoren (Nikotinkarenz, Blutdruck- sowie Blutzuckerregulation) und eine optimale medikamentöse Therapie (Blutverdünnungsmedikamente, Statine, adäquate Blutdruckmedikamente). Ziel ist es, dadurch eine Stabilisierung der Ablagerungen zu erreichen, um so das Schlaganfallrisiko zu minimieren. Bei ausgeprägten Einengungen oder ggf. Ablagerungen an beiden Halsschlagadern, sowie beim Auftreten neurologischer Anzeichen eines Schlaganfalls muss eine operative Versorgung der Ablagerungen indiziert werden. Phänomene wie plötzliche Sehstörungen, Sprachstörungen, einseitige Lähmungen an Armen und/oder Beinen sowie plötzliche heftige Kopfschmerzen müssen als Zeichen eines Schlaganfalls gewertet werden und bedürfen einer notfallmäßigen, weiterführenden Abklärung in einem Krankenhaus.
- Offen operative Behandlung – Carotis-Endarterektomie
Die Operation stellt nach wie vor den Goldstandard in der Behandlung von Carotis-Stenosen dar und wird mittlerweile zur besseren neurologischen Überwachung unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Bei der Operation wird die Halsschlagader über einen kleinen Schnitt am Hals freigelegt und die Verkalkung werden aus dem Gefäßbett entfernt. Je nach Befund wird das Gefäß dabei mit einem Patch (kleiner Flicken) wieder verschlossen, oder die Ablagerungen werden aus dem abgetrennten Gefäß herausgeschält (Eversionsendarterektomie). Am Ende der Operation wird das Behandlungsergebnis noch im OP mittels Ultraschall oder Kontrastmittel-Darstellung überprüft.
- Intervention – Carotis-Stent-Implantation
Die Stent-Angioplastie (Katheter-gestützte Aufdehnung des Gefäßes und Sicherung der Ablagerungen mittels Stent) der verengten Halsschlagader kann sowohl über Punktion der Leistenschlagader (ähnlich wie bei einer Herzkatheter-Untersuchung) als auch halb-offen über einen kleinen Schnitt am Halsansatz erfolgen. Dieses Verfahren wird derzeit noch in speziellen Fällen (vornehmlicher Patientenwunsch, anatomische Gründe) und im Rahmen von Studien angewendet.