Unsere Arbeit
Pädiatrische Palliativversorgung – Definition
Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 1998 umfasst die "Palliativversorgung von Kindern die aktive Betreuung der physischen, psychischen und spirituellen Bedürfnisse des Kindes und seiner Familie vom Zeitpunkt der Diagnosestellung an. Eine effektive Palliativversorgung benötigt einen multidisziplinären Ansatz, der die Familie einbezieht und regionale Unterstützungsangebote nutzbar macht."
Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familien. Mit der Diagnose einer schweren, unheilbaren, lebensverkürzenden Erkrankung beginnt ein Weg, auf dem sich Familien häufig einsam und alleingelassen fühlen. Hoffnungen und Ängste prägen Ihre Suche nach aufmerksamer Zuwendung und Unterstützung. Für die ganzheitliche Behandlung sind die Fachkompetenz und Erfahrung eines multiprofessionellen Teams notwendig, das in enger Zusammenarbeit mit den Angehörigen, den mitbehandelnden Fachkräften in den Spezialambulanzen der Kinderkliniken und am Wohnort der Patienten sowie mit Fachkräften und Ehrenamtlichen der Kinderhospize die Kinder und ihre Familien bestmöglich versorgt und unterstützt.
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Die spezialisierte ambulante pädiatrische Palliativversorgung (SAPPV)
Die Versorgung im häuslichen Umfeld ist eine zentrale Aufgabe pädiatrischer Palliativmedizin, denn mit fehlender kurativer Behandlungsmöglichkeit tritt häufig der Wunsch der Kinder und ihrer Familien nach möglichst viel gemeinsamer und selbstbestimmter Zeit zu Hause in den Vordergrund. Mit unserem Team der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung betreuen wir Kinder und ihre Familien in München und im südlichen und südöstlichen Oberbayern seit 2003 zu Hause. Die enge Zusammenarbeit mit vier weiteren SAPPV-Teams stellt eine flächendeckende ambulante Palliativversorgung in Bayern sicher. Schwerpunkte der Palliativversorgung der SAPPV (§37B, SGB V) sind:
- Vorbereitung der Entlassung nach Hause
- Identifikation der Therapieziele sowie
- Erstellung und Kommunikation eines individuellen palliativmedizinischen Behandlungsplans
- Koordination der Palliativversorgung zu Hause
- Einbeziehung lokaler Ressourcen
- Sicherung von Informationsfluss und Kommunikation mit Versorgungspartnern (ambulanten Pflegediensten, Kinderärzten, Therapeuten, Schulen u. a.)
- Beratung und Anleitung der Eltern und der Fachkräfte
- Erfassung und Behandlung von belastenden Symptomen wie Schmerz und Atemnot
- Angebot psychosozialer Unterstützung
- Vorausschauende Therapieplanung (Advance Care Planning) mit Erstellen von Elternverfügung und Notfallplan
- Ärztliche und pflegerische Versorgung
- 24-stündige telefonische und aufsuchende Rufbereitschaft
- Begleitung nach dem Tod des Kindes und Beratung bei komplizierter Trauer
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Die Kinderpalliativstation
Mit der Eröffnung der Kinderpalliativstation im April 2016 hat sich sich der Rahmen unserer Arbeit erweitert. Wir haben nun die Möglichkeit, betroffene Kinder und Jugendliche stationär aufzunehmen, wenn in einer Krisensituation eine Versorgung zu Hause auch mit Unterstützung durch das SAPPV-Team nicht ausreichend möglich ist. Sicherheit, Ruhe und qualifizierte Palliativversorgung durch unser multiprofessionelles Team geben den Kindern und ihren Familien ein "Zuhause auf Zeit". Dazu gehören Krisensituationen im Verlauf der Erkrankung und für einige Familien auch die Betreuung in der letzten Lebensphase und am Lebensende.
Kriterien für die Aufnahme auf der Kinderpalliativstation:
- Es liegt eine fortgeschrittene, progrediente Erkrankung mit begrenzt er Lebenserwartung vor, die einer spezialisierten palliativmedizinischen Behandlung inkl. qualifizierter Palliativpflege bedarf. Eine Festlegung auf bestimmte Krankheitsbilder besteht nicht.
- Eine medizinische Indikation (Symptomkontrolle) oder/und eine psychosoziale Indikation liegt vor. Die Aufnahme auf der Palliativstation ist zur Verbesserung oder Erhaltung der Lebensqualität notwendig; dies kann auch eine Behandlung und Begleitung in der Terminalphase einschließen.
- Die Eltern und soweit möglich der Patient sind mit der Aufnahme auf die Palliativstation einverstanden. Sie sind darüber aufgeklärt, dass keine kurative Therapie mehr möglich ist.
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Der Konsildienst
Im Dr. von Haunerschen Kinderspital bieten wir einen Palliativmedizinischen Dienst zur konsiliarischen Mitbetreuung von Patienten und ihren Familien auf den Stationen an. Aber auch in anderen Kinderkliniken in München und Umgebung ist eine konsiliarische Beratung von Familien und Teams möglich. Hier können Fragen zur Symptomkontrolle, zur pädiatrischen Palliativversorgung und auch zur ambulanten Palliativversorgung besprochen werden.
Schwerpunkte der konsiliarischen Palliativversorgung im stationären Bereich sind:
- Erfassung und Beratung bei komplexen, schweren Symptome (Schmerzen, Atemnot, Übelkeit, neurologische Symptome)
- Frühzeitige Kontaktaufnahme mit Kindern und Familien nach Diagnosestellung einer lebensverkürzenden Erkrankung
- Unterstützung von Advance Care Planning und Erstellen von Krisenplänen
- Unterstützung der Überleitung von der stationären in die ambulante Betreuung
- Teilnahme an interdisziplinären Besprechungen zu Therapiezielen und komplexen Entscheidungsprozessen
- Angebot der perinatalen Palliativversorgung, d. h. Möglichkeit der Beratung und Behandlungsplanung bei pränataler Diagnose einer lebensverkürzenden Erkrankung
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Psychosoziale Betreuung
Unsere psychosoziale Arbeit ist eine familienorientierte Versorgung, bei der das kranke Kind und seine Bezugspersonen im Mittelpunkt stehen. Das sind meist Mütter, Väter und Geschwister, können aber auch Großeltern und andere wichtige Bezugspersonen sein.
Die Schwerpunkte unserer Arbeit in der psychosozialen Betreuung sind:
- Sozialrechtliche Beratung:
- Information zu Ansprüchen auf Pflege- und Unterstützungsleistungen
- Case Management: Unterstützung bei der Organisation
- vor Entlassung nach Hause oder
- vor Beendigung der ambulanten Versorgung
- Unterstützung von Ressourcen innerhalb der Familie
- gemeinsam mit Ihnen das Erarbeiten und Erweitern persönlicher Ressourcen in der Familie
- Netzwerkarbeit & Zusammenarbeit mit dem Helfersystem
- Aufbau und Pflege von entlastenden Hilfsangeboten
- Planung, Aufbau und Strukturierung des Helfersystems
- Psychologische Beratung:
- Strukturieren von Problemen im Gespräch
- psychotherapeutische Interventionen aus dem familien- und verhaltenstherapeutischen Bereich zur besseren Bewältigung der aktuellen Lebenssituation
- Vermittlung von ergänzenden therapeutischen Angeboten, z. B.
- integrative Therapien wie Kunst- und Musiktherapie
- ambulante Psychotherapie
- Ergänzende Gespräche zur Vorausplanung von wichtigen Therapieentscheidungen, zum Umgang mit Krisen und zu Wünschen für die letzte Lebensphase
- Krisenintervention: Begleitung in Krisen
- Nachsorge: Unterstützung der Begleitung nach dem Versterben des Kindes
Kommen Sie bitte mit Ihren Fragen und Bedürfnissen auf uns zu - im Rahmen der Hausbesuche, auf unsere Station oder auch telefonisch (siehe unter Kontakt).