Was uns auszeichnet
Neue Möglichkeiten dank Präzisionsonkologie beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom
Hintergrund
Eine ultraschallgesteuerte systematische Prostatastanzbiopsie gilt als Goldstandard in der Diagnostik der Prostatakarzinome. Gemäß der aktuell gültigen S3-Leitlinie sollte die Indikationsstellung für feingewebliche Abklärung der Prostata bei PSA >= 4 ng/ml, einem auffälligem PSA-Anstieg oder einer suspekten transrektalen Tastuntersuchung der Prostata erfolgen. Im Großteil der Fälle erfolgt die Mehrfachbiopsie (10-12 Stanzen) transrektal und randomisiert.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre weisen darauf hin, dass man bei der Prostatabiopsie durch den Einsatz einer multiparametrischen Magnet-Resonanz-Tomographie (mpMRT) eine höhere Detektionsrate der Tumore erreichen kann. Eine Fusionsbiopsie stellt ein Verfahren dar, bei dem die MRT-Bilder auf die Echtzeit-Ultraschalldarstellung der Prostata übertragen wird. Eine mpMRT beurteilt sowohl anatomische als auch funktionelle Parameter und erlaubt somit die Detektion von bis zu 75% aggressiver Krebsherde. Die höchste Detektionsrate wird allerdings durch die Kombination von systematischer und gezielter (Target-) Biopsie erreicht.
Komplikationen treten bei nach Prostatastanzbiopsien in ca. 1,5% der Fälle auf. Zu den häufigsten gehören Schmerzen im Bereich der Punktionsstelle, Blutbeimengung in Urin und Sperma sowie eine Prostataentzündung, welche bis zu einer Blutvergiftung führen kann. Das Infektionsrisiko kann dadurch reduziert werden, dass die Proben nicht durch den Enddarm (transrektal), sondern über die Haut zwischen Hodensack und Anus (Perineum) entnommen wird. Unser Zentrum gehört zu den wenigen in Deutschland, wo die transperineale Fusionsbiopsie routinemäßig ambulant durchgeführt wird. Somit bieten wir unseren Patienten eine optimale Biopsiemodalität, die gleichzeitig eine höhere Tumordetektionsrate sowie eine höhere Patientensicherheit ermöglicht, an.
Ablauf
Vor der Biopsie:
- Die Biopsie-Terminierung sollte über URO.Fusionsbiopsie@med.uni-muenchen.de oder 089-4400-75972 erfolgen.
- Zur Aufklärung sollten sich die Patienten in der urologischen Poliklinik in der Allgemeinsprechstunde vorstellen (das Mitführen von CD und schriftlichem Befund, am Besten in Kopie, ist zwingend erforderlich).
- Alle Blutverdünner (außer ASS100) sollten nach Rücksprache mit dem Hausarzt/Internisten mind. 2 Tage vor der Biopsie abgesetzt werden.
- Die antibiotische Prophylaxe ist nicht notwendig.
Am Tag der Biopsie:
- Die Biopsie erfolgt ambulant in der Lokalanästhesie in der urologischen Poliklinik
- Biopsiedauer: 20-30 Minuten
- Nach der Biopsie werden die Patienten bei unauffälligem Urinbefund nach Hause entlassen
Nach der Biopsie:
- 1 Tag lang körperliche Schonung (Verzicht aufs Heben von >5 kg schwerer Gewichte)
- 3 Tage lang kein Fahrradfahren
- 1 Woche lang Saunagänge oder Vollbäder vermeiden
Die häufigsten Komplikationen nach transperinealer Fusionsbiopsie:
- Leichte Schmerzen in der Dammregion
- Blutbeimengung im Urin (Hämaturie)
- Blutbeimengung im Ejakulat (Hämatospermie)
! Die Ergebnisse der Biopsie liegen meist erst nach 5 Arbeitstagen (ca. 1 Woche) vor!
Das bringen Sie bitte mit zur Aufklärung:
- Aktueller PSA-Wert (falls vorhanden)
- Die CD mit MRT-Bildern
- Schriftliche radiologische Begutachtung, am Besten in Kopie
- Vorbefunde bei Z.n. Vorbiopsien
- Allergiepass (falls vorhanden)
Wir beraten Sie gerne zu den aktuellen Möglichkeiten. Unser Angebot:
- Transperineale Fusionsbiopsie
- Transrektale Fusionsbiopsie
- Randomisierte Prostatstanzbiopsie (transperineal/transrektal)
Hintergrund
Genetische Testung kann in vielen Fällen für Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom Sinn machen. Im Vordergrund steht die Testung auf BRCA Mutationen, die bei ca. 20% aller Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom vorkommen. Sollte die Testung eine Mutation im BRCA-Gen zeigen, kann der Patient z. B. Olaparib als zielgerichtete Therapie erhalten. Damit gewinnen Patienten neben den konventionellen Therapien (Hormontherapie, Chemotherapie) eine weitere Therapielinie.
Ablauf
Bei uns in der Sprechstunde wird die Indikation zur genetischen Testung des Tumors mit Ihnen besprochen. Wenn diese Testung bei Ihnen Sinn macht, klären wir mit Ihrer Krankenkasse die Erstattung und Initiieren die Testung.
Für die genetische Untersuchung wird frisches (maximal 6 Monate altes) Tumorgewebe benötigt. Häufig organisieren wir für Patienten die Biopsie von progredienten Metastasen bei uns im Haus, weil das vorliegende Tumorgewebe von der initialen Operation zu alt ist. Im Anschluss erfolgt die genetische Untersuchung.
Für wen?
Aktuell macht die Testung vor allem bei Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom und Fortschreiten der Erkrankung unter der ersten Therapie Sinn. Dieses Stadium nennt man kastrationsresistent. Wir beraten Sie in unserer Sprechstunde zu den aktuellen Möglichkeiten.
Das bringen Sie mit in die Sprechstunde
- Übersichtlichen Verlauf Ihres bisherigen Krankheitsverlaufs sowie wie Arztbriefe von den jeweiligen Vorbehandlungen mit
- Aktuelle Bildgebung (CT, MRT, PSMA-PET-CT) als CD oder digital abrufbar
Wir beraten Sie gerne zu den aktuellen Möglichkeiten. Unser Angebot:
- Beratung zur genetischen Testung (BRCA)
- Organisation der Testung
- BRCA-Mutationstestung für Patienten mit CRPC
- Multipannel-NGS-Testung
Weitere Angebote
Erweiterte molekulare Diagnostik
Hintergrund
Das männliche Sexualhormon Testosteron ist der bedeutsamste hormonelle Wachstumsfaktor für das Prostatakarzinom. Daher kann eine antihormonelle Therapie (ADT) das Wachstum der Prostatakarzinomzellen durch Unterdrückung der Testosteronproduktion verlangsamen und über eine gewisse Zeit aufhalten.
Die antihormonelle Therapie stellt die Therapiegrundlage dar, sobald eine metastasierte Erkrankung vorliegt. Häufig wird hierbei heutzutage ein sogenannter GnRH-Agonist oder -Antagonist (in der Regel 3- oder 6-Monats-Depotspritze) mit einer weiteren androgendeprivativen Substanz (in Tablettenform, sog. „erweiterte ADT“) oder mit einer Chemotherapie kombiniert.
In bestimmten Situationen hat die antihormonelle Therapie auch einen Stellenwert bei Vorliegen eines lokal begrenzten oder lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms ohne Metastasen.
Ablauf
In unserer Prostatakarzinom-Sprechstunde beraten wir Sie gerne individuell hinsichtlich der Indikation zu einer antihormonellen Therapie und wählen gemeinsam die zu Ihrem bisherigen Krankheitsverlauf passende Therapie aus. Diese wird optimal abgestimmt auf eventuell bestehende Vorerkrankungen und Dauermedikation.
Nach Beginn der antihormonellen Therapie begleiten wir Sie in regelmäßigen Kontrollterminen. Falls nötig, werden Begleiterscheinungen der Erkrankung oder Therapie erkannt und gelindert. Ist im Verlauf eine Therapieumstellung notwendig, stehen wir beratend zur Seite, informieren Sie über die weiteren Optionen und stellen gegebenenfalls die Therapie um.
Für wen?
Die antihormonelle Therapie kommt primär für alle Patienten in Frage, bei denen eine metastasierte Erkrankung besteht, sowohl im hormonsensitiven (mHSPC) als auch im kastrationsresistenten (mCRPC) Stadium, sowie weiterhin bei Patienten mit einem biochemischen Progress ohne nachweisbare Metastasen (nmCRPC).
In lokal begrenzten oder lokal fortgeschrittenen Stadien kommt sie je nach Risikokonstellation auch begleitend zu einer Strahlentherapie zum Tragen oder in einem palliativen Setting, wenn eine Operation oder Strahlentherapie nicht in Frage kommt.
Das bringen Sie mit in die Sprechstunde:
- Einen übersichtlichen Verlauf Ihres bisherigen Krankheitsverlaufs sowie Arztbriefe der jeweiligen Vorbehandlungen
- Aktuelle Bildgebung (MRT, CT, Szintigraphie, PSMA-PET/CT) als CD mit Befund oder digital abrufbar
- Einen aktuellen PSA-Wert (dieser kann alternativ auch im Rahmen der Vorstellung bestimmt werden)
Wir beraten Sie gerne zu den aktuellen Möglichkeiten. Unser Angebot:
- Individuelle Beratung hinsichtlich aller zum aktuellen Zeitpunkt zugelassenen Präparate und Möglichkeiten der antihormonellen Therapie
- Optimale Abstimmung mit Vortherapien, Vorerkrankungen und bestehender Medikation
- Initiierung der Therapie und Begleitung in regelmäßigen Kontrollterminen
- Therapieumstellung
- Nebenwirkungsmanagement
- Beratung zur Osteoporoseprophylaxe im Therapiezusammenhang
- Angebote und Beratung über an unserer Klinik laufenden wissenschaftlichen Studien
Weitere Angebote
Gerne vermitteln wir Sie bei gegebenem Anlass an unsere Kollegen der
- Schmerzmedizin
- Psychoonkologie
- Nuklearmedizin
- Strahlentherapie
- Radiologie