Stimmen zu 550 Jahren LMU Medizin
Die Medizinische Fakultät und das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München feierten am 13. Oktober 550 Jahre LMU Medizin mit einem Festakt in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz München im Beisein des Schirmherrn und Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder. Zu diesem Anlass haben Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Mitarbeitende des LMU Klinikums ihre Glückwünsche und Gedanken zum Jubiläum überbracht. Hier eine Auswahl der Stimmen zu 550 Jahren LMU Medizin:
„Bayern steht wie kein anderes Bundesland für Spitzenmedizin und Medizinforschung. Die Ludwig-Maximilians-Universität zählt mit ihren Münchner Standorten – dem Campus Großhadern, dem Campus Innenstadt und dem Haunerschen Kinderspital – zu den größten und exzellentesten Universitätsklinika in Deutschland und Europa. Gegründet wurde die Klinik vor 550 Jahren damals noch in Ingolstadt in Zeiten der „schwarzen Seuche“, gegen die buchstäblich kein Kraut gewachsen war. Wie die Corona-Pandemie zeigt, ist eine funktionierende Universitätsmedizin in Bayern auch heute wichtig, ja (über-lebens)wichtiger denn je. Tagtäglich beweisen die Ärzte, Pfleger und Forscher ihr Können und ihre Expertise, der sich jährlich rund 500.000 Patientinnen und Patienten anvertrauen.
Unsere hervorragende medizinische Versorgung in Bayern, die Zusammenarbeit zwischen den Spitzenmedizinern der LMU mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und mit den Plankrankenhäusern in ganz Bayern strahlt ins ganze Land aus: Sie sorgen mit dafür, dass die Bayern im Bundesvergleich tatsächlich nachgewiesenermaßen am gesündesten sind – und auch am ältesten werden. Sie, die große Familie der Universitätsmedizin an der LMU, forschen und versorgen, helfen und heilen seit 550 Jahren – und Sie schreiben die erfolgreiche Geschichte fort. Hierfür darf ich Ihnen heute von Herzen danken und wünsche Ihnen für die kommenden Zeiten und Herausforderungen viel Erfolg bei ihrem nimmermüden Bemühen um ihre Patientinnen und Patienten!“
„Ich gratuliere dem LMU Klinikum sehr herzlich zum 550. Geburtstag! Das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität ist für die Landeshauptstadt München von herausragender Bedeutung. Hier wurde Medizingeschichte geschrieben – Namen wie Pettenkofer, Ziemssen, Hauner, Nußbaum, Sauerbruch und Kraepelin stehen für revolutionäre Meilensteine. Auch heute genießt das LMU Klinikum in der Forschung höchstes internationales Renommee. Damit ist es ein glänzendes Aushängeschild für den Gesundheitsstandort München. Bei der Versorgung der Patient:innen ist das LMU Klinikum ein Fixpunkt: Gemeinsam mit dem Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München und der städtischen München Klinik – als den drei größten Krankenhäusern in München – steht es dafür, dass die Menschen in München in jeder Lebenslage bestens versorgt werden und medizinische Leistungen auf Spitzenniveau erhalten. Dafür bin ich sehr dankbar!“
"Die Geschichte der Medizin an der LMU ist eng mit den Entwicklungen in der Gesellschaft und im Besonderen auch mit der katholischen Kirche verbunden – man denke nur an die 168 Jahre, in denen die Krankenpflege durch den Orden der Barmherzigen Schwestern geleistet wurde. Bis heute besteht ein enges und vielfältiges Miteinander, das geprägt und geleitet ist von der Sorge um die Menschen, die in den spezialisierten Abteilungen behandelt werden, und um deren Angehörige sowie diejenigen, die dort arbeiten.
Das Angebot der kirchlichen professionellen Krankenhausseelsorge, das sich ebenfalls in der Zeit weiterentwickelt hat, bekommt für die Zukunft immer mehr Bedeutung, gerade wenn es um die gemeinsame Sorge für die spirituellen Bedürfnisse des Menschen geht. Für die Weiterentwicklung der Medizin – die ja eine hohe menschliche Kunst ist – , damit kranke Menschen Hilfe und im allumfassenden Sinn Heilung erfahren können, wünsche ich allen an der Medizinischen Fakultät Tätigen und in Forschung, Lehre und Krankenversorgung Engagierten Gottes reichen Segen."
„Wir blicken auf 550 Jahre der Medizin an der LMU München zurück. Zu dieser Erfolgsgeschichte darf ich ganz herzlich gratulieren. Die epochale Bedeutung dieser Institution wird alleine schon dadurch deutlich, wenn man bedenkt, dass wir seit nunmehr etwa zwanzig Generationen von dieser großartigen Einrichtung profitieren dürfen – in Forschung und Lehre, aber auch jene, die sich ihr unmittelbar im Rahmen der klinischen Behandlung anvertraut haben! Mich selbst verbindet mit der Medizinischen Fakultät bis heute aufs Engste, dass ich dort selbst Zahnmedizin studiert habe und von meiner Alma Mater stark geprägt wurde. Darüber hinaus bin ich der Medizin der LMU seit vielen Jahren – als ehemaliger Staatsminister für Wissenschaft und Forschung, aber auch heute als wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion der Liberalen im Bayerischen Landtag –deshalb zum Dank verpflichtet, da die Medizin der LMU für herausragende Spitzenforschung und exzellente Lehre steht: Hier werden neue Behandlungsmethoden entwickelt und tausende von neuen Medizinerinnen und Medizinern ausgebildet. Nicht umsonst genießt die Medizin an diesem Standort höchstes Renommee, das im Übrigen weit über die Grenzen Deutschlands hinausstrahlt. Mich erfüllt das 550-jährige Bestehen der Medizinischen Fakultät auch in Blick auf die Zukunft mit Stolz: Denn mit der LMU-Medizin darf die Landeshauptstadt eine in Deutschland und Europa führende Einrichtung zu Hause wissen, deren Forscherinnen und Forscher, Lehrende und Mitarbeitende Tag für Tag neue Maßstäbe für die Medizin im ganzen Land setzen. Deshalb bin ich mir sicher: Wir werden noch viel Positives von diesem glänzenden Vorbild unseres Wissenschafts- und Gesundheitssystems hören!“
„Der Begriff des „Ehrwürdigen“ scheint ein wenig aus der Mode gekommen. Schlägt man ihn im Duden nach, dann liest man zu Erläuterung des Sprachgebrauchs: …eine ehrwürdige alte Dame… Was könnte passender sein, will man die Bedeutung der 1472 gegründeten Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in einem Wort treffend umschreiben: Über ein in halbes Jahrtausend Forschung und Entwicklung zum Wohle des Menschen und seiner Gesundheit. Die ehrwürdige alte Dame der LMU ist dabei ewig jung geblieben. Sie hat immer wieder bedeutende Professoren und Nobelpreisträger hervorgebracht und große Meilensteine der medizinischen Forschung gesetzt. Heute gehört sie weitverzweigt und international zu den herausragenden Institutionen der Medizin.
Das Deutsches Museum sammelt, dokumentiert und bewahrt seit über einem Jahrhundert die Ikonen und „Meisterwerke“ ihrer herausragende Geschichte und Bedeutung: Darunter die Armprothese von Ferdinand Sauerbruch, das große Ohrmodell nach Friedrich Bezold oder Rudolf Emmerichs Bakterienproben. Sie alle stehen symbolisch für die überlebenswichtige Rolle, die die medizinische Forschung für unsere Gesellschaft inne hat.
Herausheben möchte ich die Geschichte um Max von Pettenkofer, der 1865 das weltweit erste Institut für Hygiene gründete, mit welchem die Geschichte der Infektionsforschung überhaupt ihren Anfang nahm. Das Deutsche Museum besitzt seine berühmten Bodenproben und erzählt anhand dieser die Geschichte seines Kampfes zur Prävention der Cholera Epidemie – in Zeiten der Corona Pandemie von aktuellster Bedeutung.
Die ehrwürdige Medizinische Fakultät der LMU: Modern, aktuell, zukunftsrelevant und alles andere als aus der Zeit gefallen. Wir alle sind der großen Dame zu größtem Dank verpflichtet und gratulieren zum ehrwürdigen 550tigsten Jubiläum.“
Wir gratulieren der medizinischen Fakultät der LMU herzlich zum 550-jährigen Jubiläum. Nur wer sich stets weiterentwickelt und den Status Quo hinterfragt, kann auf eine solch beeindruckend lange Geschichte zurückblicken. Die LMU Medizin hat sich sowohl in der Forschung als auch in der Lehre immer wieder neu erfunden und ihre Exzellenz und Innovationskraft unter Beweis gestellt. Mit Blick auf die Zukunft der Medizin sehen wir als nächsten großen Entwicklungsschritt die datengetriebene Medizin, und schätzen uns glücklich und dankbar die LMU Medizin als starken Kooperationspartner an unserer Seite zu haben. Wir freuen uns auf weitere spannende Projekte mit dem gemeinsamen Ziel, Ärzt:innen eine bessere Behandlung ihrer Patient:innen zu ermöglichen – und wünschen alles Gute für die Zukunft!
Die LMU und ihre Medizinische Fakultät sind großartige Einrichtungen. In meiner 50-jährigen Tätigkeit konnte man hier alles erreichen, wenn man nur wollte. Dazu benötigte man immer Unterstützer, die nicht vergessen werden durften, wenn sich der Erfolg eingestellt hatte. Im Prinzip ist das immer noch so.
- 1863 wurde Joseph von Lindwurm (1824-1874) ordentlicher Professor (Ordinarius) für den ersten Lehrstuhl für Dermatologie und Syphilidologie in Deutschland. Heute trägt die Lindwurmstraße seinen Namen.
- Leo Ritter von Zumbusch (1874-1940) ließ die bedeutende Dermatologische Klinik in der Frauenlobstrasse/Thalkirchnerstrasse errichten. Wegen seines politischen Widerstands wurde er 1935 amtsenthoben.
- Alfred Marchionini (1899-1965) kam nach dem Exil in Ankara 1950 auf den Lehrstuhl und war als Botschafter für Kontakte nach Israel, Polen und Frankreich hochgeschätzt. Nach ihm ist die Marchioninistrasse in München-Großhadern benannt.
- Otto Braun-Falco (1922-2018) als sein Nachfolger im Amt prägte wesentlich die Verbindungen zur internationalen Dermatologie.
Meine persönlichen Beziehungen zur LMU begannen 1969 und ich habe, beginnend als Assistent bis hin zum Klinikdirektor, viele Entwicklungen der dermatologischen Fakultät erlebt. Mit großer Freude und Dank blicke ich als Zeitzeuge auf die Förderung durch die Medizinische Fakultät der LMU zurück, und insbesondere die Phase als Ärztlicher Direktor mit der Zusammenführung von Klinik Innenstadt und Klinikum Großhadern zu einem Klinikum. Zum 550.igsten Geburtstag wünsche ich von Herzen alles Gute!“
Prof. Dr. Claudia Bausewein, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin
Die englische Krankenschwester Cicely Saunders hat mit ihrer Vision, Menschen am Lebensende ganzheitlich und würdevoll zu begleiten, die Palliativmedizin weltweit und am LMU Klinikum geprägt: Die Medizinische Fakultät hat 2004 als erste in Deutschland Palliativmedizin als Pflichtfach in das Medizinstudium aufgenommen. In unserer Klinik für Palliativmedizin begleiten wir täglich Menschen am Lebensende ganz nach Saunders Motto: Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.
„Die Faszination der Chirurgie beruht darauf mit einer Kombination von ärztlichem Wissen, handwerklicher Kunst zusammen mit technischen Innovationen Patienten direkt und schnell helfen zu können. An der LMU als Exzellenzuniversität sind die Voraussetzungen für die Chirurgie ideal, so dass die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie des LMU Klinikums auch heute als einziges Zentrum in Deutschland als Exzellenzzentrum für die komplexen und onkologischen Eingriffe der Leber, des Pankreas und des Darmes zertifiziert ist, sowie in der Transplantationschirurgie führend ist. Die Interdisziplinarität und multimodalen Behandlungsansätze erlauben uns heute zusammen mit den anderen Fachbereichen am LMU Klinikum z.B. eine Ausweitung der chirurgischen Therapie auch bei oligometastasierten Patienten. So werden unter Studienbedingungen (RAPIDMUC) Heilungen selbst bei diffuser hepatischer Metastasierung eines kolorektalen Karzinoms möglich, wenn die kranke Leber stufenweise entfernt und durch die Transplantation einer Teilleber im Rahmen einer Lebendspende ersetzt werden kann. Vor allem technische Innovationen spielen bei der Weiterentwicklung des chirurgischen Faches eine große Rolle und werden am Klinikum in Zusammenarbeit mit Ingenieuren entwickelt und überprüft. So konnten so unterschiedliche Techniken wie Vacusealschwämme und Stents für die Behandlung von Nahtleckagen bzw. Organperfusionssysteme für die Optimierung marginaler Spenderorgane entwickelt und klinisch evaluiert werden. Der Trend, Chirurgie immer mehr durch kleinere Schnitte durchzuführen, erfordert die wissenschaftliche Evaluation der minimalinvasiven Chirurgie inklusive der Robotik wird in klinischen Studien.“
„In der Onkologie herrscht seit einigen Jahren eine Goldgräberstimmung: durch die Entschlüsselung des menschlichen Genoms und die deutlich verbesserte Datenanalyse hat auch das Verständnis der Biologie von Tumoren dramatisch zugenommen. Dies ermöglicht es unsere Patient:innen zielgerichtet und personalisiert, also auf die Tumorbiologie fein abgestimmt, zu behandeln. Ein prominentes Beispiel sind sogenannte genetisch modifizierte Killerzellen, sogenannte ‚CAR T-Zellen’. Hier konnte am LMU-Klinikum in den letzten Jahren ein international beachtetes Programm aufgebaut und bereits zahlreichen Münchener Patient:innen mit Lymphdrüsen- und Blutkrebs geholfen werden.“
Die reichhaltige Geschichte der LMU Medizin ist auch durch bahnbrechende Entwicklungen in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe geprägt. Die Erkenntnisse zu Keimen, Händedesinfektion, und der Verwendung von Handschuhen beispielsweise haben in der Geburtshilfe das Leben von zahlreichen Müttern und Kindern gerettet, und auch im Operationssaal zu mehr Sicherheit geführt.
Die universitäre Hochleistungsmedizin an der LMU Frauenklinik der Gegenwart wäre ohne die geballte Erfahrung aus 550 Jahren undenkbar. Sie ermöglicht es uns Tag für Tag für unsere Patientinnen medizinisch und menschlich das Beste zu geben.
Emil Kraepelin ist eine wichtige Persönlichkeit, die sowohl die Geschichte von 550 Jahren LMU Medizin als auch die Tradition der Münchner Psyychiatrie entscheidend und nachhaltig geprägt hat. So hat er 1904 die Königliche Psychiatrische Klinik der Universität München eröffnet und wegweisende Befunde in der Klassifikation psychischer Erkrankungen vorgelegt, die noch heute ihre Gültigkeit haben. Es ist ihm darüber hinaus gelungen Top-Wissenschaftler für die Münchner Psychiatrie zu verpflichten wie Alois Alzheimer, der im dritten Stock unserer Klinik seine bahnbrechenden Ergebnisse am Gehirn von Auguste D. gemacht und somit graphisch die Grundlage für die Erforschung der Alzheimersche Krankheit gelegt hat. 120 Jahre später verfügt die Klinik über zahlreiche große wissenschaftliche Arbeitsgruppen, die mit exzellenten Wissenschaftlern auf der Basis vor Ort verfügbarer neuester Technologien gerade Teil des Deutschen Zentrums für Psychischen Gesundheit (DZPG) geworden sind. Ganz im Sinne von Kraepelin wurde hiermit am LMU Klinikum eine Möglichkeit geschaffen durch translationale Forschung die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen signifikant zu verbessern.
Prof. Dr. Falkai, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie