Vaskulitiden
Die Aorta ist bei einer Vielzahl von meist autoimmun bedingten entzündlichen Gefäßerkrankungen (Vaskulitiden) betroffen. Diese umfassen die klassischen Großgefäßvaskulitiden (Riesenzellarteriitis, typischerweise bei Menschen ab dem 50. Lebensjahr; Takayasu-Arteriitis, typischerweise vor dem 40. Lebensjahr), daneben auch anderweitig klassifizierte Vaskulitiden wie die isolierte Aortitis der thorakalen Aorta, die chronische Periaortitis und die Aortitis im Rahmen entzündlich-rheumatischer Grunderkrankungen (z.B. Spondylarthritis). Selten können selbst Kleingefäßvaskulitiden (etwa ANCA-assoziierte Vaskulitiden wie die Granulomatose mit Polyangiitis) die Aorta mit einbeziehen.
Das Spektrum des initialen klinischen Erscheinungsbildes ist hochvariabel und häufig dominiert durch den Befall von aortalen Ästen (z.B. Kopfschmerzen und andere kraniale Symptome bei Riesenzellarteriitis; Armclaudicatio bei Takayasu-Arteriitis) oder durch entzündliche Allgemeinsymptome (z.B. Fieber unklarer Genese). Der Befall der Aorta selbst ist häufig oligo- oder asymptomatisch und so wird eine isolierte Aortitis der thorakalen Aorta nicht selten als Zufallsbefund im Rahmen aortenchirurgischer Eingriffe gefunden. Durch Destruktion elastischer Fasern und eine durch die entzündliche Verdickung der Gefäßwand bedingte Versteifung der Aortenwand besteht die Gefahr schwerwiegender aortaler Strukturschäden, insbesondere Aneurysmen der thorakalen Aorta, die lange symptomlos und unerkannt bleiben können, teils Jahre nach Beendigung der immunsuppressiven Therapie aber mit Akutkomplikationen (Aortendissektion und –ruptur) einhergehen können.
Am universitären Aortenzentrum München werden entzündliche Aortenerkrankungen mit der gebündelten Expertise von Angiologie, Rheumatologie, Herz- und Gefäßchirurgie auf höchstem Niveau diagnostiziert und behandelt. Gemeinsame Forschungsanstrengungen zielen auf die Verbesserung der Vorhersage von Spätkomplikationen der Aortitis und auf Weiterentwicklungen der multimodalen Therapie.
Diagnose einer Riesenzellarteriitis mit Beteiligung der Brustschlagader im Jahr 2003 mittels Positronenemissionstomographie (Mehranreicherung im Bereich der Aorta ascendens, s. gelbe Pfeilspitze). Zwei Jahrzehnte später, Jahre nach Beendigung der immunsuppressiven Therapie, notfallmäßige Zuverlegung mit akutem Aortensyndrom (Typ B Dissektion der thorakalen Aorta, s. roter Pfeil).