1. Förderphase (2020-2021)
In seiner ersten Förderphase legte das Netzwerk Universitätsmedizin dreizehn vordringliche Themenbereiche fest, zu denen bundesweit klinikübergreifende Forschungsprojekte starteten. Das LMU Klinikum beteiligte sich an zwölf dieser Projekte. Insgesamt waren auf Seiten der LMU elf Kliniken und acht Institute involviert.
Video-Interview mit Dr. Brigitte Brands zum Netzwerk Universitätsmedizin
Infrastrukturprojekte
Mit dem Projekt CODEX wird eine bundesweit einheitliche, datenschutzkonforme Infrastruktur für die Speicherung von Covid-19 Forschungsdatensätzen geschaffen. Zur Unterstützung der Bekämpfung der SARS-CoV-2 Pandemie sowie zukünftiger Pandemien entsteht eine sichere, erweiterbare und interoperable Plattform zur Bereitstellung von Forschungsdaten zu Covid-19, welche die Universitätskliniken untereinander verbindet. Somit ist CODEX eine zentrale Informationsquelle für unterschiedliche Forschungsarbeiten, die sich mit der Entwicklung besserer Behandlungsansätze für Covid-19 befassen.
Projektleitung an der LMU:
Dr. Fady Albashiti
(MeDIC – Medical Data Integration Center)
RACOON ist die erste deutschlandweite Radiologie-Plattform. Als erstes Projekt dieser Größenordnung errichtet es eine landesweite Infrastruktur zur konsequent strukturierten Erfassung radiologischer Daten von Covid-19-Fällen. Die Befunde werden mithilfe künstlicher Intelligenz analysiert. Dadurch wird eine schnellere und präzisere Diagnose der Erkrankung und ihres Verlaufs möglich und eine Entscheidungsgrundlage für epidemiologische Studien, Lageeinschätzungen und Frühwarnmechanismen geschaffen.
Projektleitung an der LMU
Prof. Dr. Michael Ingrisch
(Klinik und Poliklinik für Radiologie)
PD Dr. Bastian Sabel
(Klinik und Poliklinik für Radiologie)
Prof. Dr. Jens Ricke
(Klinik und Poliklinik für Radiologie)
Das AKTIN-Notaufnahmeregister erfasst Daten zum Beginn des stationären Verlaufs und bietet durch die Vollerfassung der Patient*innen (ambulant und stationär) in der Notaufnahme einen umfassenden Überblick über die Gesundheitsversorgung. Analysen von Routinedaten aus der aktuellen Pandemie tragen so dazu bei, Erkenntnisse über die Inanspruchnahme zentraler Notaufnahmen zu erhalten. Zudem werden kontinuierlich tagesaktuelle Daten aus den Notaufnahmen für epidemiologische Auswertungen automatisiert bereitgestellt und COVID-19-spezifische Forschungsfragen in diesem Zuge bearbeitet. Gleichzeitig sind mit dem Register im Sinne eines Frühwarnsystems wiederkehrende Epidemiewellen und daraus möglicherweise resultierende Versorgungsengpässe frühzeitig zu erkennen. Im Rahmen der gesundheitspolitischen Überwachung wird durch das AKTIN-Notaufnahmeregister eine neue Dimension der Datenaktualität und Übersicht über Deutschland eröffnet.
Projektleitung an der LMU:
Prof. Dr. Matthias Klein
(Neurologische Klinik und Poliklinik)
PD Dr. Viktoria Bogner-Flatz (Klinik für AUW-Chirurgie)
Dr. Stephan Prückner
(Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement)
Forschungsprojekte
Das Projekt PallPan ist der bisher größte, strukturierte Zusammenschluss der Palliativmedizin in einem Forschungsprojekt in Deutschland. Die Federführung liegt bei Prof. Dr. Claudia Bausewein vom LMU Klinikum zusammen mit Prof. Dr. Steffen Simon von der Uniklinik Köln.
Schutz- und Isolationsmaßnahmen in Pandemiezeiten haben besonders auf die Situation Sterbender und ihrer Angehörigen gravierende Auswirkungen. Besuchsverbote führen dazu, dass Menschen allein sterben und ihre Angehörigen sowie das Personal in den Kliniken zusätzlich belastet sind. Das Projekt PallPan verfolgt als primäre Ziele die Entwicklung und Konsentierung einer nationalen Strategie für die Betreuung schwerkranker, sterbender sowie verstorbener Erwachsener und derer Angehörigen in Pandemiezeiten. Auf wissenschaftlicher Basis werden Handlungsempfehlungen erstellt: zur allgemeinen und spezialisierten Palliativversorgung von Patienten mit und ohne Infektionen, zur Sammlung und Entwicklung von Informationsmaterial für die Online-Informationsplattform des Nationalen Forschungsnetzwerks Universitätsmedizin sowie zur Identifikation von Variablen zur wissenschaftlichen Erfassung der Palliativversorgung in Pandemiezeiten.
Diese Empfehlungen und Konzepte werden zu einer zukünftigen "Pandemic Preparedness“ beitragen. Sie stellen sicher, dass schwerkranke und sterbende Menschen auch in einer Pandemiesituation eine qualitativ hochwertige Begleitung am Lebensende erhalten und ein würdiges Sterben auch unter Extremsituationen möglich ist. Angehörige sollen auch unter erschwerten Umständen von ihren Lieben adäquat Abschied nehmen können.
Projektleitung an der LMU:
Prof. Dr. Claudia Bausewein
(Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin)
Das Projekt B-FAST entwickelt eine integrierte Plattform zur Test- und Surveillance-Strategie für unterschiedliche Settings, beispielsweise Gesamtbevölkerung, Schulen und Kitas, Risikobereiche und Kliniken. Ziel ist die prompte Bereitstellung qualitätsgeprüfter Empfehlungen für lokale, regionale und überregionale Entscheidungsträger aus dem öffentlichen Gesundheitswesen, der Gesellschaft und der Politik. Durch B-FAST entstehen Strategien, die nicht nur in der akuten Krise helfen, sondern auch auf künftige Pandemien übertragen werden können. 26 Universitätsklinika arbeiten hierfür in den zwei übergreifenden Bereichen „Testmethoden“ und „Surveillance Management und Tools“ zusammen.
Projektleitung an der LMU:
Prof. Dr. Oliver T. Keppler
(Max von Pettenkofer-Institut)
Das Projekts NAPKON baut ein harmonisiertes, erweiterbares und interoperables Netzwerk auf, um sowohl die Bekämpfung der aktuellen Covid-19 Pandemie und ihrer Folgen als auch zukünftiger Pandemien jeden Ursprungs zu unterstützen. Dies erfordert eine ausführliche Dokumentation klinischer Daten zu präventiven, diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen einschließlich detaillierter Informationen über aktuelle Risikofaktoren und potenzielle Biomarker für Krankheitsverläufe und -ergebnisse. Die so möglich werdenden Studien können beispielsweise Auskunft über die Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung geben, auch wenn die Betroffenen während der Behandlung beispielsweise aus der Klinik zum Hausarzt wechseln. NAPKON ist eng verzahnt mit dem Aufbau der Nationalen Forschungsdatenplattform und kooperiert mit dem Projekt COVIM.
Projektleitung an der LMU:
Prof. Dr. Dr. Michael von Bergwelt (Medizinische Klinik und Poliklinik III)
Prof. Dr. Bernhard Zwißler (Klinik für Anästhesiologie)
Im Projekt COVIM kooperieren zahlreiche Universitätskliniken um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Immunität gegen SARS-CoV-2 zu generieren. Komponenten des Immunsystems, die vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützen, sollen in diesem Projekt identifiziert werden. Es wird auch untersucht, wie die Immunität auf andere Personen übertragen und für neue Therapieansätze genutzt werden kann. Zudem hat das Projektkonsortium das Ziel, eine breite, nationale Vernetzung und Nutzung zu ermöglichen und dadurch alle Universitätsklinika zu beteiligen. COVIM arbeitet eng mit NAPKON, B-FAST und CEO-sys zusammen. Die so aufgebauten Strukturen stärken das deutsche Gesundheitssystem und können im Kampf gegen zukünftige Epidemien schnell und sinnvoll eingesetzt werden.
Projektleitung an der LMU:
Prof. Dr. Dr. Michael von Bergwelt (Medizinische Klinik und Poliklinik III)
Prof. Dr. Andreas Humpe
(Abteilung für Transfusionsmedizin, Zelltherapeutika und Hämostaseologie)
Im Projekt DEFEAT PANDEMIcs wird aus pathologischen, neuropathologischen und rechtsmedizinischen Instituten der deutschen Universitätskliniken sowie nicht-universitären Partnern ein deutschlandweites Obduktionsnetzwerk für den Pandemiefall aufgebaut. Dieses Netzwerk strukturiert systematisch Daten, Materialien und Erkenntnisse möglichst vollständig, umfassend und zeitnah – führt diese dann zusammen und stellt sie letztendlich den Netzwerkpartnern zur Auswertung zur Verfügung. Diese Vernetzung ermöglicht ein tieferes Verständnis von Covid-19 und hilft, wirkungsvollere Therapieansätze zu entwickeln.
Projektleitung an der LMU:
Prof. Dr. Martina Rudelius
(PATHO – Pathologisches Institut))
Evidenzbasierte Medizin garantiert eine bestmögliche Versorgung, da sie auf aktuellen, wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Im Projekt CEOsys wird unter der Federführung von Cochrane Deutschland ein nationales Evidenznetzwerk zu Covid-19 aufgebaut. Das durch 21 Universitäten und vier außeruniversitäre Partner getragene Netzwerk erstellt durch Identifikation, Aufarbeitung, Bewertung, Synthese und Kommunikation wissenschaftlicher Daten und Ergebnisse ein lebendes Evidenz-Ökosystem. So stellt CEOsys sicher, dass individuelle Therapieentscheidungen, institutionelle und öffentliche Versorgungsstrategien sowie politische Entscheidungen auf der Basis der aktuell verfügbaren Evidenz getroffen werden können.
Projektleitung an der LMU:
Prof. Dr. Eva Rehfuess
(Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie)
Die unterschiedlichen regionalen Verläufe der Covid-19 Pandemie sowie die regional unterschiedlichen Versorgungs- und Entscheidungsstrukturen in einem föderalen System erfordern regional passfähige Pandemiemanagementkonzepte. Diesen sollte ein konsentierter nationaler Rahmen zugrunde liegen. egePan Unimed entwickelt hierzu ein evidenzbasiertes System zur Bewältigung pandemischer Situationen. Im Projekt kooperieren die Universitätskliniken mit dem Robert Koch-Institut, mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst und den Landesregierungen zur gemeinsamen Erreichung dieses Ziels.
Projektleitung an der LMU:
Prof. Dr. Peter Falkai
(Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie)
PD Dr. Kristina Adorjan
(Institut für Psychiatrische Phänomik und Genomik)
Prof. Dr. Bernhard Zwißler
(Klinik für Anästhesiologie)
Dr. Stephan Prückner
(Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement)
Prof. Dr. Martin Fischer
(Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin)
Durch das Projekt MethodCov wird ein Netzwerk von Expert*innen aufgebaut, die den Einfluss von sozialen und kontextuellen Faktoren im Bereich der Pandemieforschung. analysieren. Diese Faktoren betreffen beispielsweise Soziodemographie, Beruf, Umwelt, Versorgung, Geschichte und Ethik. Durch die Bündelung der Methodenkompetenzen können Auswirkungen auf das Erkrankungsrisiko, den Erkrankungsverlauf und den gesellschaftlichen Umgang mit der Pandemie analysiert werden. Die Erkenntnisse aus diesem Netzwerk können neue Präventionsansätze und klinische Therapiekonzepte für Bevölkerungsgruppen schaffen, die in der Pandemie einen besonderen Schutz bedürfen.
Projektleitung an der LMU:
Prof. Dr. Eva Grill
(Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie)
Das Projekt Organo-Strat etabliert ein Netzwerk von Universitätskliniken und Hochsicherheitslaboren, das im Labor entwickelte Organmodelle gemeinsam nutzt. Dies ermöglicht, organspezifische Forschungsfragen durch ein abgestimmtes Vorgehen synergistisch zu bearbeiten. Gewebe- und Autopsieproben werden unter anderem dazu genutzt, aussagekräftigere Studien zu Covid-19 und anderen Erkrankungen durchzuführen. Darüber hinaus wird eine größere Anzahl an Organmodellen entstehen. Langfristig wird dieser Aufbau von spenderindividuellen, nativen Gewebe- und Organoidbanken dazu führen, Fragestellungen der personalisierten Medizin überprüfen zu können und somit Therapien ermöglichen, die individuell auf die Patient*innen zugeschnitten sind.
Projektleitung an der LMU:
Dr. Mirjana Kessler
(Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe)