2. Förderphase (2022-2025)
Seit Beginn 2022 läuft die zweite Förderphase des NUM. Ein zentraler Bestandteil ist die Weiterentwicklung der in der ersten Förderphase aufgebauten Plattformen und Infrastrukturen zur nationalen Datenzusammenführung. Zusätzlich werden in einer Forschungslinie 2022 weitere konkrete Projekte zu Covid-19 gefördert. Direktes Ziel ist es, eine allgemeine Pandemic Prepardness im deutschen Gesundheitssystem zu schaffen.
Klinikum und Medizinische Fakultät sind an folgenden Basisinfrastrukturen des NUM beteiligt:
Die NUM-Routinedatenplattform (NUM-RDP) wird ein zentrales Datenarchiv eines definierten klinischen COVID-19-Routinedatensatzes (der sogenannte „GECCO“-Datensatz) betreiben, der von den teilnehmenden lokalen AMC Standorten gesammelt wird. Das NUM-RDP ist Teil der gesamten NUM-Forschungsplattform. Es besteht aus fünf akademischen Partnerinstitutionen, die jeweils Komponenten für die zentrale Dateninfrastruktur bereitstellen. Die Plattform umfasst mehrere Mechanismen, um Daten für verschiedene Arten von Benutzern und Zielgruppen zugänglich zu machen. Für den Zugriff auf pseudonymisierte Daten wird ein zentrales Nutzungs- und Zugriffsverfahren eingerichtet. Darüber hinaus liefert das NUM-Dashboard eine Echtzeit-Visualisierung verschiedener aggregierter Datenströme, die direkt aus den klinischen IT-Systemen der teilnehmenden Standorte stammen. Das Dashboard ist sowohl für den öffentlichen Zugriff als auch – mit weiteren Details – in einem geschützten Bereich verfügbar, der auf teilnehmende NUM-Standorte beschränkt ist. Um diese Plattform im Einklang mit allen ethischen und rechtlichen Anforderungen, insbesondere der Datenschutzverordnung, zu betreiben, ist eine zentrale Datenschutz-, Ethik- und Rechts-/Organisationsberatung (Regulatory Compliance Unit) Teil der Plattform. Sie berät laufend zu Fragen der partizipativen Governance, Einwilligungserklärung (als Grundlage für eine breite Nachnutzbarkeit der betroffenen Daten), Weiterentwicklung von Nutzungsordnungen und Nutzungsverträgen, Umsetzung von Betroffenenrechten, Abstimmung eines Datenschutzkonzepts, Zusammensetzung und Geschäftsordnung eines Use & Access Committee, sowie weitere datenschutzrechtliche und ethische Aspekte nach Bedarf. Die Konvergenz mit anderen Entwicklungen auf diesem Gebiet – namentlich in der Medizininformatik-Initiative (MI-I) – wird beibehalten. Das NUM-Koordinierungsbüro ist verantwortlich für die operative Koordinierung und den vertraglichen Rahmen für die verschiedenen teilnehmenden akademischen Einrichtungen, aus denen sich das NUM-RDP zusammensetzt. Gleiches gilt für die NUM Clinical Study Platform, die ebenfalls Teil der NUM Research Platform ist.
Projektleitung an der LMU
Dr. Fady Albashiti
(MeDIC – Medical Data Integration Center)
RACOON etablierte eine landesweite Infrastruktur als End-to-End-Lösung für radiologische Forschung, KI-Training und Biomarker-Entwicklung während der COVID-19-Pandemie und darüber hinaus. Die Bildgebungsplattform bietet bildbasierte Diagnose, Management und Folgeforschung. Alle deutschen Universitätskliniken beteiligen sich an diesem Verbundprojekt. Primäre Ziele sind
• Aufbau einer einzigartigen hybriden Netzwerkinfrastruktur mit sowohl verteilten Hardwareknoten an jedem Universitätskrankenhaus für föderierte Analysen als auch einer Cloud-basierten zentralen Umgebung;
• spezielle Toolsets für die strukturierte Berichterstattung und Kommentierung von Bilddatensätzen und bildgeführtes KI-Training zu entwickeln;
• Definition eines gemeinsamen Datenmodells für bildgebende und aggregierte klinische Daten sowie
• Fälle aus der gesamten deutschen akademischen radiologischen Gemeinschaft für die Forschung zu nutzen.
Die Förderphase 2022-2024 wird die kontinuierliche Verfügbarkeit der RACOON-Infrastruktur sicherstellen und eine stabile und erweiterbare homogene Bildannotations- und Analyseinfrastruktur in allen teilnehmenden Kliniken aufrechterhalten. Diese Infrastruktur ermöglicht orchestrierte klinikübergreifende Forschung und Studien. Ausgelöst durch die außergewöhnliche Herausforderung einer globalen Pandemie schafft RACOON eine einzigartige kollaborative Infrastruktur, die unseres Wissens in Bezug auf Funktionalität und Umfang beispiellos ist. RACOON ermöglicht landesweit oligo- und multizentrische Bildgebungsforschung in der gesamten akademischen radiologischen Gemeinschaft und reduziert gleichzeitig den organisatorischen Aufwand für die verteilte Biomarkerentwicklung und das föderierte KI-Training erheblich.
Projekteitung und Projektbeteiligte am LMU Klinikum:
Prof. Dr. Jens Ricke
(Klinik und Poliklinik für Radiologie),
Prof. Dr. Michael Ingrisch
(Klinik und Poliklinik für Radiologie)
PD Dr. Bastian Sabel
(Klinik und Poliklinik für Radiologie)
Der Basisbetrieb des AKTIN ED Data Registry (AKTIN Registry) ist für 50 EDs, sowohl in universitären als auch in außeruniversitären Kliniken, als bundesweite Infrastruktur für Echtzeitforschung und -überwachung im Gesund-heitswesen geplant. AKTIN (Akronym aus der Alliance for Information and Communication Technology in Intensive Care and Emergency Medicine) bietet derzeit die einzige in Deutschland verfügbare automatisierte Lösung zur tägli-chen Erfassung standardisierter klinischer Daten aus der ED-Behandlung über verschiedene Standorte und Notauf-nahme-Informationssysteme (EDIS) datenschutzkonform.
Über eine standardisierte Schnittstelle (HL7 CDA) werden Notfalldaten aus den jeweiligen Dokumentationssystemen kontinuierlich an ein lokales Datawarehouse (DWH) übermittelt. Die im DWH abgelegten Daten stehen für mehrere Anwendungen wie interne Berichte, aber auch multizentrische Studien zur Verfügung, verbleiben jedoch im Verant-wortungsbereich und unter der Kontrolle der jeweiligen ED. Die routinemäßige Datenerfassung hilft dabei, einen Einblick in die Nutzung zentraler Notaufnahmen zu gewinnen.
Mit der aktuellen AKTIN-Infrastruktur kann die Situation in teilnehmenden Notaufnahmen während der COVID-19-Pandemie in Echtzeit überwacht werden. Tägliche Daten aus den EDs werden automatisiert für epidemiologische Auswertungen bereitgestellt. Darüber hinaus werden die täglichen Datenlieferungen an das RKI und die Nutzung der Daten für die Syndromüberwachung und die wöchentlichen ED-Lageberichte fortgesetzt
Projektleitung an der LMU
Prof. Dr. Matthias Klein (Zentrale Notaufnahme)
Klinikum und Medizinische Fakultät sind an folgenden Projekten der Forschungslinie 2022-06/2025 beteiligt:
Sowohl Forschung als auch Patientenversorgung erfordern umfassende Infrastrukturen für die institutionsübergreifende bundesweite Zusammenarbeit. Dies gilt insbesondere in einer Pandemiesituation, wo Daten, Informationen und Wissen so schnell wie möglich ausgetauscht, analysiert und verteilt werden müssen.
Basierend auf den Erfahrungen und Anforderungen, die im letzten Jahr ermittelt wurden, entwickelt das CODEX+ die aktuelle kollaborative Forschungsinfrastruktur CODEX des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) - ab 2022 als NUM-RDP bezeichnet - weiter, um den Nutzen und die Pandemievorsorge (Pandemic Preparedness) des Netzwerks und darüber hinaus zu verbessern. Dies soll insbesondere durch folgende Entwicklungen erreicht werden:
• Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit und langfristige Unterstützung von Entwickler*innen und Forscher*innen bei der Sammlung, gemeinsamen Nutzung und Analyse von Daten gemäß den FAIR-Leitprinzipien,
• Erhöhung der Datenabdeckung durch die Verknüpfung von Datensammlungen, die im Rahmen von NUM-Projekten erstellt wurden, und durch die Integration neuer Datenquellen, wie z. B. Intensivmedizinischen Daten und von Patient Reported Outcomes,
• Implementierung gemeinsamer Datenmodelle, um die Teilnahme an internationalen Studien zu erleichtern, Förderung der externen Datennutzung und der offenen Wissenschaft durch die Implementierung von Tools zur Anonymisierung und Synthetisierung von Daten,
• Verbesserung des Einsatzes und der Wartbarkeit durch Förderung der Konvergenz von IT-Komponenten und -lösungen innerhalb von NUM und zwischen NUM und anderen großen biomedizinischen Forschungsinfrastrukturinitiativen, mit besonderem Schwerpunkt auf der Medizininformatikinitiative (MII),
• Erleichterung der Übernahme von NUM-Anwendungen und der Teilnahme an kollaborativen Aktivitäten wie Infektionskontrolle und Surveillance, Leitlinienmanagement, Datenerfassung und Datenanalyse durch die Integration der entsprechenden Werkzeuge und Methoden in CODEX,
• Sicherstellung der Nachhaltigkeit durch die Entwicklung geeigneter Governance- und Finanzierungskonzepte.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Flexibilität und Erweiterbarkeit der NUM Routinedatenplattform, um der hohen Dynamik der während einer Pandemie auftretenden Forschungsfragen gerecht zu werden. Die Ermöglichung der schnellen Integration neuer Nutzungsszenarien ist daher eine Priorität. Leitlinien und Fahrpläne werden die Erfahrungen aus den verschiedenen Anwendungsfällen zu einer nachhaltigen Forschungsinfrastruktur für künftige kollaborative Netzaktivitäten verallgemeinern.
Projekteitung und Projektbeteiligte am LMU Klinikum:
Dr. Fady Albashiti
(MeDIC – Medical Data Integration Center)
Prof. Dr. Eva Grill
(Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie)
Das Nationale Pandemie Kohorten Netz (NAPKON) wurde im Juli 2020 im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) initiiert und bündelt zuvor dezentralisierte nationale Forschungsaktivitäten in einem gemeinsamen Rahmen von Kohorten und Infrastrukturen. Zum ersten Mal in Deutschland etablierte NAPKON eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen allen deutschen Universitätskliniken sowie weiteren nicht-universitären Kliniken und niedergelassenen Ärzt*innen auf der Grundlage eines gemeinsamen Datenschutzkonzepts und einer Governance, harmonisierten Studienprotokollen und standardisierten Arbeitsanweisungen (SOPs) zur Daten- und Biorprobenerfassung mit dem gemeinsamen Ziel, eine hochqualitative Kohorte von Patient*innen mit der Prof. Dr. Matthias Klein Coronavirus-Erkrankung 2019 (COVID-19) für eine tiefgreifende Phänotypisierung der Krankheit zu rekrutieren. Die umfangreichen Studienprotokolle umfassen mehr als 90 SOPs für klinische Tests und Diagnostik, mehrere bildgebende Nachuntersuchungen mit Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) sowie eine standardisierte und geprüfte Bioprobenentnahme, Prozessierung und Lagerung in professionellen Biobanken. In der 2. Förderperiode des NUM soll das erfolgreich etablierte NAPKON Netzwerk als wesentlicher Bestandteil des NUM fortgesetzt werden und die Kohorten um seltene Patient*innen-Kohorten und valide Kontrollen erweitert werden. Die Infrastrukturkerne von NAPKONs erster Förderperiode werden im Rahmen der NUM Klinische Epidemiologie- und Studienplattform (NUKLEUS) weitergeführt. NAPKON und NUKLEUS werden die enge Zusammenarbeit weiter aus-bauen und Synergien mit den NUM Projekten COVerCHILD, COVIM und NAPKON-TIP nutzen. Ferner soll der Über-gang des Netzwerks in eine dauerhafte Struktur zur Pandemieprävention geschaffen werden. Die in den NAPKON-Kohorten erfassten Daten und Bioproben werden zusätzlich für zentral durchgeführte Multi-OMICs Analysen verwendet, um pathophysiologische Mechanismen von COVID-19 und Signaturen zu erforschen, die spezifische Ergebnisse und Phänotypen von COVID-19 und dem Post-COVID-19-Syndrom (PCS) vorhersagen und verursachen
Projekteitung und Projektbeteiligte am LMU Klinikum:
Prof. Dr. Dr. Michael von Bergwelt (Medizinische Klinik und Poliklinik III)
Prof. Dr. Bernhard Zwißler
(Klinik für Anästhesiologie)
Prof. Dr. Oliver Keppler
(Max von Pettenkoffer-Institut)
Medizinische Empfehlungen stützen sich auf hochwertige Evidenz, die idealerweise durch randomisierte kontrollierte Studien (RCT) generiert wird. Damit ausreichend Daten zur Beurteilung einer medizinischen Situation zur Verfügung stehen, müssen dementsprechend eine Reihe von RCTs durchgeführt werden, in denen aber immer nur eine begrenzte Anzahl von Interventionen in einer einzelnen Indikation bewertet wird. Dies ist zwar nach wie vor der Gold Standard für die Gewinnung klinisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse, ist aber mit hohen Kosten, langen Umsetzungszeiten und einer mangelnden Flexibilität bzgl. der Integration neuer Erkenntnisse gekennzeichnet, die innerhalb und außerhalb der jeweiligen Studie erzielt werden. Am Beispiel von COVID-19wurde deutlich, dass so genannte adaptive Plattformstudien praktikable Lösungen für die oben genannten Probleme bieten und unverzichtbar sind in einer Situation, in der sich die Evidenzbasis kontinuierlich und schnell ändert und Studienkomponenten entsprechend angepasst werden müssen. Nahezu alle derzeit vorliegenden Empfehlungen für die Behandlung der akuten COVID-19 Erkrankung basieren auf den Ergebnissen adaptiver Plattformstudien, wie z.B. der Randomized Evaluation of COVID-19 Therapy (RECOVERY) Studie. Das hier beschriebene Vorhaben setzt es sich daher zum Ziel, die erste Infrastruktur für Plattformstudien in Deutschland aufzubauen. Dabei sollen Stärken international erfolgreicher Studienplattformen konzeptionell integriert und an den spezifischen nationalen Kontext in Bezug auf Regulatorik, Datenschutz und existierende Kompetenzzentren und Netzwerke, sowie an die Möglichkeiten und Plattformen des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) adaptiert werden
Projekteitung und Projektbeteiligte am LMU Klinikum:
Prof. Dr. Bernhard Zwißler
(Klinik für Anästhesiologie)
PD Dr. Sandra Frank
(Klinik für Anästhesiologie)
Das Projekt führt als erstes Obduktionsnetzwerk in Deutschland (und international) die in der 1. Förderphase des NUM etablierten Strukturen weiter. Alle teilnehmenden Partner werden durch die zentrale Infrastruktur sowie Standards und Empfehlungen für Datenerfassung, Diagnostik, Biobanking, Analytik unterstützt. Damit wird das Ziel verfolgt, eine Service-, Experten-und Entwicklungsplattform für vernetzte obduktionsgetriebene Forschung bereitzustellen. Die medizinischen Schwerpunkte liegen in 2022 auf Virusvarianten, Post COVID, Impfnebenwirkungen und -versagen.
Autopsien sind seit langem ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung in der Medizin und können unser Verständnis der Pathophysiologie von Infektionskrankheiten verbessern. Besonders deutlich wurde dies während der COVID-19-Pandemie, bei der Autopsien zeigten, dass pulmonale (mikro)vaskuläre Thromboembolien, eine systemische Virusausbreitung und das komplexe Wechselspiel zwischen Viren und dem Immunsystem eine entscheidende Rolle bei schweren COVID-19-Erkrankungen spielen.
Einige dieser Ergebnisse wurden von Mitgliedern des vom Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) geförderten Konsortiums DEFEAT PANDEMIcs beschrieben, welches in kurzer Zeit einen Expertendienst und eine Entwicklungsplatt-form für die vernetzte autopsiegestützte Forschung in Deutschland aufgebaut und bereitgestellt hat. Das elektronische Rückgrat des Netzwerks, das einzigartige zentrale COVID-19-Autopsieregister DeRegCOVID. DEFEAT PANDEMIcs, hat „Best Practice“ Beispiele und Standardarbeitsanweisungen für COVID-19-Autopsien und Biomaterialproben zur Verfügung gestellt. Die umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit des Netzwerks hat das öffentliche Wissen über COVID-19 und Autopsien im Allgemeinen verbessert und sogar zu einer Änderung des Infektionsschutzgesetzes durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geführt (im Sommer 2021 vom Bundestag verabschiedet).
Die Herausforderungen dieser und auch möglicher weiterer Pandemien erfordern die Entwicklung und flexible Anpassung des DEFEAT PANDEMIcs-Netzwerks, das als Katalysator für ein einzigartiges, multimodulares nationales Autopsienetzwerk (Akronym: NATON) dienen wird. Die erfolgreiche DEFEAT PANDEMIcs-Infrastruktur soll zu einem noch breiteren Nationalen Autopsienetzwerk (NATON) weiterentwickelt werden, wobei der Schwerpunkt auf dem Übergang zu einer nachhaltigen und vielseitigen Basisinfrastruktur innerhalb des NUM liegt. Die Entscheidung über die Aufnahme in die NUM-Basisinfrastruktur wird im Anschluss bzw. während des NATON-Projektes getroffen. NATON bündelt bereits heute die Kompetenzen der meisten universitären und außeruniversitären Spezialisten in Deutschland, die sich mit Autopsien und der Analyse von Post-Mortem-Proben beschäftigen.
Projektleitung an der LMU
Prof. Dr. Martina Rudelius (Pathologisches Institut)
Für die Beendigung der Pandemie und die damit verbundenen Aufhebungen der Bevölkerungsschutzmaß-nahmen ist der Aufbau einer schützenden Immunität in der Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Um die Bevölkerungsimmunität während der Pandemie zu verstehen und zu verfolgen, sind validierte und standardisierte Verfahren zur Messung der Immunität, zur Identifizierung von Risikopopulationen und zur Entwicklung von Immuntherapeutika erforderlich. Neue Ansätze für die Behandlung und Prävention von SARS-CoV-2 und anderer Virusinfektionen können durch das bessere Verständnis und die Nutzung des immunvermittelten Schutzes entwickelt werden.
Um die Prinzipien einer schützenden Immunität gegen SARS-CoV-2 und zukünftige Krankheitserreger zu ermitteln und zu nutzen, wird COVIM (COllaboratiVe IMmunity Platform of the NUM) als bundesweites Netzwerk führender Wissenschaftler*innen und Kliniker*innen aus den Bereichen Immunologie, Virologie, klinische Infektionskrankheiten, Epidemiologie und Datenwissenschaft fortgeführt. COVIM 2.0 ist als ein integratives Netzwerk von 96 Wissenschaft-lern aus 22 NUM-Partnerstandorten und fünf assoziierten Partnerstandorten in ganz Deutschland konzipiert. Das Gesamtprojekt ist eng in die bestehende und neu entstehende NUM-Infrastruktur der zweiten Förderphase eingebettet und stützt sich auf die intensive Kooperation mit mehreren NUM-Platt-formen (NUM-RDP, NUKLEUS) und Projekten der Forschungslinie (CODEX+, NAPKON_v2, NAPKON-TIP, PREPARED, NATON, COVerCHILD).
In COVIM 2.0 sollen skalierbare Infrastrukturen und Plattformen für die schnelle Erfassung, Analyse und Umsetzung von Daten zur Immunität gegen SARS-CoV-2 und künftige pathogene Bedrohungen eingerichtet und konsolidiert werden. Das Ziel ist, robuste und skalierbare Infrastrukturen einzurichten, die eine rasche Gewinnung von Erkenntnissen zur SARS-CoV-2-Immunität ermöglichen. Dadurch sollen Informationen für die Reaktion auf eine Pandemie erhalten werden, um wissenschaftlich gestützte Entscheidungen über Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit fällen zu können und um dieses Wissen für therapeutische und präventive Maßnahmen zu nutzen.
Projekteitung und Projektbeteiligte am LMU Klinikum:
Prof. Dr. Dr. Michael von Bergwelt (Medizinische Klinik und Poliklinik III)
Prof. Dr. Edgar Meinl
(Institut für Klinische Neuroimmunologie)
Das Projekt untersucht die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die körperliche / seelische Gesundheit und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit den folgenden Zielen:
• Aufbau einer Forschungs-und Monitoringplattform
• Etablierung eines nachhaltigen, multidisziplinären Netzwerks um kinderspezifische Forschungsfragen in der aktuellen und in zukünftigen Pandemien und gesellschaftlichen Krisensituationen zeitnah beantworten zu können
• Entwicklung von evidenzbasierten, umsetzbaren Handlungsempfehlungen und Ansätzen zur Prävention, Behandlung und zum Umgang mit Kollateraleffekten
• COVerCHILD wird als Gremium für alle bestehenden und neuen Themen und (Ad-hoc) Projekte des NUM, die Kinder und Jugendliche betreffen, Hinweise und Unterstützung liefern und als Ansprechpartner in allen Krisensituationen zur Kinder-und Jugendgesundheit fungieren. Expertise und Fragen zur Kinder-und Jugendgesundheit sollen hierbei gebündelt und zur Verfügung gestellt werden.
• In einem holistischen Ansatz sollen krankheitsbezogene (somatisch, psychisch), soziale und gesellschaftspolitische Aspekte gemeinsam betrachtet werden und eine enge Interaktion mit Patient*innen und wichtigen Akteuren der Kindergesundheit in Deutschland erfolgen
Projektleitung an der LMU
Prof. Dr. Eva Rehfuess
(Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie)
Das Hauptziel des Projekts ist die Etablierung eines interdisziplinären Forschungsnetzes als Infrastruktur zur Identifikation von und Reaktion auf Kollateraleffekte von Pandemien. Hierfür sollen Kollateraleffekte, Resilienz-und Vulnerabilitätsfaktoren sowie verfügbaren Präventions-und Interventionsmaßnahmen erfasst werden. Kurzfristig wird das Projekt zu einembesseren Verständnis der Typologie von Kollateraleffekten, Risikofaktoren und gefährdeten Bevölkerungsgruppen, Wissen über verfügbare Maßnahmen und dadurch Optimierung der Bemühungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit im Rahmen eines Pandemiegeschehens führen. Mittelfristig sollen relevante Evidenzlücken identifiziert und damit potenzielle zukünftige Forschungsfelder in Bezug auf Vulnerabilität und Resilienz gegenüber Kollateraleffekten für zukünftige Pandemien oder Krisen definiert werden. Hierfür werden auch Strategien zur Verknüpfung mit anderen NUM und BMBF geförderten Strukturen evaluiert (z.B. Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit). Die Translation der Forschungsergebnisse in eine NUM-Surveillance-Infrastruktur zur frühzeitigen Identifizierung von Kollateraleffekten sowie gefährdeten Populationen und zur Entwicklung von geeigneten Präventions –und Interventionsinstrumenten für zukünftige Krisen ist als langfristiges Ziel anvisiert.
Projekteitung und Projektbeteiligte am LMU Klinikum:
Prof. Dr. Eva Rehfuess
(Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie)
PD Dr. Kristina Adorjan
(Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie)
Eine pandemische Resilienz erfordert leistungsfähige, miteinander vernetzte und stringent regulierte Infrastrukturen für die kontinuierliche Beobachtung, Bewertung und Antizipation der pandemischen Lage. Dafür sind abgestimmte Infrastrukturen für die strukturierte, konsentierte Datenerhebung und Modellierung des pandemischen Verlaufs, eine koordinierte und zügige Evidenzsynthese und eine direkt und rasch anschließende Ableitung multiperspektivischer Empfehlungen essentiell.
Das übergeordnete Ziel von PREPARED ist die Entwicklung eines Konzepts für eine umfassend realisierbare, kooperative, adaptierbare und nachhaltige Infrastruktur für das Pandemie-Management und die Pandemie-Vorbereitung im Rahmen des NUM. Diese wird eine koordinierte, zügige, gezielte und evidenzbasierte Aktion und Reaktion auf Bedrohungen für die Patientenversorgung und die Gesundheit der Bevölkerung aufgrund einer pandemischen Lage mit ermöglichen. Mithilfe des Aufbaus sowie der Harmonisierung und Optimierung notwendiger Infrastrukturkomponenten und der Erstellung einer detaillierten Konzeption für die Pandemievorsorge und -bekämpfung durch das NUM und seine Partner, kann die Grundlage für qualitativ hochwertige Patientenversorgung und gezielte Forschung im aktuellen und zukünftigen Pandemiefall sichergestellt werden. Aufbauend auf den bereits vorhandenen Ergebnissen aus B-FAST, CEOsys, egePan Unimed und weiteren NUM-Projekten, realisiert das Projekt PREPARED eine best-mögliche Integration und koordinierte Weiterentwicklung dieser Ergebnisse von Konzepten und Infrastrukturkomponenten, vereint zusätzlich das klinische Fachwissen aller 36 Universitätskliniken sowie institutioneller Partner (RKI usw.) und damit nationales und internationales Fachwissen zur Pandemievorsorge Im Resultat des Projektes entsteht ein ganzheitliches Konzept zur Pandemic Prepardness, einschließlich einer Plattform zum Austausch von Expertise zu zukünftigen Pathogenen, zur Priorisierung von Forschungsthemen, zur Entwicklung agiler und zügiger Maßnahmen im Pandemiefall sowie deren Bewertung durch Wissenssynthese und -transfer.
Primärer Indikator für den Erfolg des Projekts ist ein detailliert beschriebenes Konzept für eine NUM Pandemic Preparedness-Infrastruktur, einschließlich eines nachhaltig angelegten Governance-Modells. Dieses Konzept beinhaltet auch Verhaltensregeln für die Bewältigung aller relevanten Projektaufgaben, skalierbaren Protokollen und Dokumenten zur Qualitätssicherung
Das zentrale Alleinstellungsmerkmal des Projekts ist die Synthese und Integration des gesamten Zyklus von der Identifikation und Priorisierung dringender Forschungs- und Versorgungsbedarfe, über die systematische Modellierung, die Evidenzsynthese, die konsekutive transparente und multiperspektivische Ableitung von Empfehlungen für die klinische Versorgung und für die öffentliche Gesundheit bis hin zur systematischen Umsetzung dieser Empfehlungen in nationalen klinischen Netzwerken und sektorenübergreifenden, multiprofessionellen Settings.
Projekteitung und Projektbeteiligte am LMU Klinikum:
Prof. Dr. Eva Rehfuess
(Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie)
Prof. Dr. Claudia Bausewein
(Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin)
PD Dr. Kristina Adorjan
(Institut für Psychiatrische Phänomik und Genomik)
Prof. Dr. Eva Grill
(Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie)
Prof. Dr. Bernhard Zwißler
(Klinik für Anästhesiologie)
Prof. Dr. Martin Fischer
(Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin)
Prof. Dr. Annette Peters
(Institut für Epidemiologie)
Zielsetzung diese Projekts ist die umfassende Phänotypisierung von Patient*innen mittels Imaging Phenotyping und die Charakterisierung der Erkrankung durch die Etablierung COVID-spezifischer (quantitativer) Imaging Biomarker (cQIB) in verschiedenen Organsystemen (Lunge, Herz/Gefäße, ZNS, Leber, Niere).Zudem soll durch(quantitative) Imaging Biomarker für Kardioreno-vaskuläres Risikoprofil; Körperzusammensetzung/ Sarkopenie; Frailty eine Charakterisierung des Erkrankten erfolgen (Komorbidom; Risiko-Profilierung). Die Bewertung der Signifikanz verschiedener prädiktiv und prognostisch nutzbarer Imaging Biomarker zur Therapie-Steuerung ist ein wesentlicher Bestandteil der Ergebnisgenerierung.
Mit dem Projekt erfolgt eine Erfassung standardisierter radiologischer Daten von COVID-19-Fällen (und anderen Lungenerkrankungen) in allen 38 deutschen Universitätskliniken. Bestehende RACOON-Datensätze werden erweitert und die Infrastruktur kontinuierlich weiter getestet und verbessert. Mittels RACOON Combine erfolgt eine vollständige bildgebende Phänotypisierung inkl. metabolischer, kardiovaskulärer, pulmonaler, hepatischer und neurologischer Gesundheit. Zudem besteht die Möglichkeit zur Korrelation von RACOON-COMBINE Datensätzen mit weiteren NUM-Kohorten und die Generierung strukturierter Datenanalyse-Pipelines an allen Standorten im NUM
Projektleitung an der LMU
Prof. Dr. Michael Ingrisch
(Klinik und Poliklinik für Radiologie)