Voraussetzungen und Möglichkeiten einer Herztransplantation
Herzerkrankungen, die eine Transplantation notwendig machen
Es gibt verschiedene Erkrankungen des Herzmuskels. Die „ischämische Kardiomyopathie“ ist eine Herzmuskelerkrankung aufgrund einer Unterversorgung des Muskels mit Sauerstoff. Diese Erkrankung kann z.B. Resultat eines nicht behandelten Bluthochdrucks oder Blutzuckers (Diabetes mellitus), Rauchen, erhöhten Blutfettwerten (Hyperlipidämie), als Nebenwirkung von Medikamenten oder durch genetische Vorbelastung entstehen. Daraus entsteht die sogenannte koronare Herzkrankheit mit Verengungen in den Herzkranzgefäßen, die zum Herzinfarkt führen kann. Diese Patienten haben häufig bereits multiple kardiologische Interventionen (Dilatation, Stent) oder Bypassoperationen hinter sich. Erst wenn alle medikamentösen, interventionellen und chirurgischen Optionen ausgeschöpft sind und dem Patienten trotzdem ein terminales Herzversagen droht, wird eine Herztransplantation erwogen.
Im Unterschied dazu gibt es eine in vielen Fällen angeborene, durch Infektionen des Herzmuskels oder beispielsweise exzessiven Alkoholkonsum bedingte Schwäche des Herzmuskelgewebes – die sogenannte „dilatative Kardiomyopathie“. In diesen Fällen wird das Herz zunehmend größer, die Herzwände dünner und die Kontraktionskraft immer schwächer.
Diese zwei Indikationen (ischämische und dilatative Kardiomyopathie) sind die Hauptgründe (in mehr als 90 Prozent der Fälle) für eine Herztransplantation. Weitere Ursachen sind langjährige unbehandelte Fehlfunktionen der Herzklappen mit nachfolgender Vergrößerung des Herzens oder schwere angeborene Herzfehler, die nicht operativ korrigiert werden können sowie Retransplantationen.
Prozentuale Verteilung der Indikationen zur Herztransplantation laut Register der Internationalen Gesellschaft für Herz- und Lungentransplantation.
Mit der Organvermittlung ist die Eurotransplant-Stiftung mit Sitz in Leiden (Niederlande) beauftragt. Damit darf eine Organvermittlung innerhalb Deutschlands ausschließlich über diese Organisation erfolgen. Für jedes gemeldete Spenderorgan werden dort anhand der vorliegenden Patientendaten die in Frage kommenden Empfänger ermittelt. Dabei müssen Spender und Empfänger in der Regel die gleiche Blutgruppe besitzen, bzw. „blutgruppenkompatibel“ sein. Zusätzlich sollten Größe und/oder Gewicht von Empfänger und Spender einigermaßen übereinstimmen. Abweichungen zwischen zehn und 20 Prozent sind im Einzelfall akzeptabel. Dies hängt von verschiedenen medizinischen Gesichtspunkten ab (Geschlecht, Dringlichkeit der Transplantation, Höhe des Lungengefäßwiderstandes, Voroperationen).
Eine erste Vorentscheidung, ob ein entsprechendes Spenderangebot für den entsprechenden Empfänger passt, müssen die in diesen Dingen entsprechend erfahrenen Ärzte des Transplantationszentrums, das die Herztransplantation durchführt, aufgrund der telefonisch übermittelten Daten treffen. Die endgültige Entscheidung über die Annahme eines Spenderorgans trifft dann das Explantationsteam vor Ort - nach Überprüfung aller dort vorliegenden Spenderdaten (z.B. Laborwerte, Echokardiographie, etc.), Inspektion des Herzens und Palpation (Tastbefund) der Koronararterien. Liegt ein adäquates Spenderorgan vor und ist der Empfänger zum Zeitpunkt der Organvermittlung in einem transplantationsfähigen Zustand, wird das Organ für diesen Patienten angenommen. Besteht beim Empfänger eine Kontraindikation für den geplanten Eingriff, so wird das Organ von Eurotransplant für den nächsten passenden Patienten auf der Warteliste angeboten.
Die meisten schwer herzinsuffizienten Patienten haben zum Zeitpunkt der Herztransplantation bereits eine lang andauernde Erkrankung hinter sich mit häufigen Arztbesuchen und regelmäßigen Klinikaufenthalten. Die Herztransplantation führt zu einer erheblichen Verbesserung des Allgemeinbefindens und der Lebensqualität.
Die seelischen Befindlichkeiten nach einer Transplantation sind für die Patienten kein leichter Spaziergang, aber doch ein Weg in ein besseres Leben. Die meisten Patienten akzeptieren relativ schnell, dass sie gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und in enger Anbindung an die betreuenden Transplantationsärzte leben müssen. Dies wird in der Regel sogar als ein gewisser Vorteil gesehen. Es gibt wenige Personengruppen, deren Gesundheit so engmaschig und kontinuierlich kontrolliert wird, wie herztransplantierte Patienten. Das neue Herz wird als „eigen“, die Herztransplantation als der Beginn eines neuen Lebens akzeptiert, das man nun bewusster führt als dies vielleicht vor der Transplantation der Fall war.
Herztransplantierte haben gute Chancen, dieses neue Leben über lange Zeit zu genießen. Die Transplantationsmedizin hat im letzten Jahrzehnt weiter enorme Fortschritte gemacht. Ziel der Forschung ist es vor allem, die Nebenwirkungen der Medikamente zu minimieren und die Transplantatvaskulopathie weitestgehend zu reduzieren. Hier gibt es vielversprechende neue Ansätze.
Prozentuales Überleben nach Herztransplantation am Klinikum der Universität München: Zehn Jahre nach Transplantation sind noch ca. 60 Prozent der Patienten am Leben, der am längsten überlebende Patient wurde vor mehr als 39 Jahren transplantiert.
Von links nach rechts: Jahre nach Herztransplantation