Herztransplantation
- Die Herzchirurgie der Ludwigs-Maximilians-Universität München bildet zusammen mit ihren Kooperationspartnern, der Medizinischen Klinik I (Kardiologie) und Kardiologischen Klinik Innenstadt sowie der Klinik für Anästhesiologie eines der Zentren mit der längsten Erfahrung auf dem Gebiet der singulären und kombinierten Herztransplantation weltweit. Insgesamt wurden hier seit 1981 mehr als 1.400 Herztransplantationen durchgeführt. Die Klinik ist in Deutschland eines der großen Herztransplantations-Zentren für Erwachsenen und Kinder.
Erwähnenswerte Meilensteine
- Durchführung der beiden ersten Herztransplantationen in Deutschland in der Chirurgischen Klinik Nussbaumstraße der Universität München (Februar und März 1969). Da beide Eingriffe nicht den erhofften Erfolg brachten, wurde ein mehr als ein Jahrzehnt dauerndes Moratorium eingelegt.
- Einrichtung des ersten Service zur Herzexplantation über große Entfernungen mittels Hubschrauber und Flugzeug in Mitteleuropa (1981)
- Erste Herztransplantations-Serie in Mitteleuropa (1981)
- Erste Herz-Lungen-Transplantation in Deutschland (1983)
- Erster Einsatz des Novacor-Linksherzunterstützungssystems in Deutschland (1993)
- Erste Herz-Lungen-Leber-Transplantation in Deutschland in Kooperation mit der Chirurgischen Klinik (1997)
Allgemeines zur Herztransplantation
Herztransplantationen kommen auch in höherem Lebensalter (jenseits des 60. Lebensjahres) in Frage, wenn keine schweren zusätzlichen Organerkrankungen vorliegen. An der Klinik wurde ein sehr modernes und erfolgreiches Behandlungsregime nach Transplantation entwickelt, das zu im internationalen Vergleich außerordentlich guten Einjahres- (80 Prozent) und Zehnjahres- (70 Prozent) Überlebensraten führt.
Transplantationskandidaten, die durch ihre jahrelange Erkrankung bereits irreversible Folgeschäden an anderen Organen (insbesondere der Nieren und der Leber) erlitten haben, kann durch die enge Kooperation mit der Klinik für Chirurgie eine kombinierte Transplantation angeboten werden. So wurden am Klinikum Großhadern bereits 22 kombinierte Herz-Nieren- (HNTx), 2 kombinierte Herz-Lunge-Leber-(HLLTx) und eine Herz-Leber-Transplantation (HLeTx) erfolgreich durchgeführt.
Darüber hinaus ist die Herzchirurgie der LMU eine der wenigen Kliniken in Deutschland, die kombinierte Herz-Lungentransplantation (HLTx) durchführt. In Kooperation mit der Klinik für Anästhesiologie (die zusammen mit der Herzchirurgie die postoperative intensivmedizinische Betreuung übernimmt) wurden bereits mehr als 70 Patienten diesem Eingriff unterzogen. Die 5-Jahres-Überlebensraten mit moderner Immunsuppression betragen 70 Prozent.
Eine Spezialität in Kooperation mit der Abteilung für Kinderkardiologie ist die Herz- oder Herz-Lungen-Transplantation im Säuglings- und Kindesalter bei komplexen angeborenen Herzfehlern, für die es sonst keine therapeutischen Optionen gibt.Neben den klinischen Leistungen ist die Herzchirurgie des Klinikums der Universität München auch eines der weltweit führenden Zentren im Bereich der klinischen Herz-, Lungen- und Herz-Lungen-Transplantationsforschung. In Kooperation mit der Medizinischen Klinik I (Kardiologie) und der Kardiologischen Klinik Innenstadt wurden bei der Verbesserung der Immunsuppression und der postoperativen Nachbehandlung entscheidende Fortschritte erzielt, die als Meilensteine der Transplantationsmedizin angesehen werden können, u.a. der erste Einsatz
- von Tacrolimus (FK 506) nach Herztransplantation in Europa;
- eines neuen chimärischen monoklonalen CD4-Antikörper zur Induktionstherapie;
- der kurz- und mittelfristiger Photochemotherapie nach Herztransplantation;
- eines Somastotatin-Analogons (Angiopeptin) zur Verhinderung der Transplantatvaskulopathie;
- eines HMG-CoA-Reduktase Hemmers (Simvastatin) zur Cholesterinsenkung und Verbesserung des Langzeitüberlebens;
- der Kombination aus Tacrolimus und Rapamycin im Rahmen einer Pilotstudie (mittels neuer immunsuppressiver Strategien gelang es, den Anteil von Patienten, die frei von akuten Abstoßungsreaktionen sind seit 1990 von 0 Prozent auf 93 Prozent zu steigern);
- einer direkt postoperativ Calcineurin Inhibitor-freie Immunsuppression weltweit.
Hinzu kommen:
- die erste Evaluation der Auswirkung der Denervation/Reinnervation nach HTx;
- die Einführung der Mycophenolsäure-Spiegel in das Transplantationsmonitoring.