Tag der OP einer Lungentransplantation
Der entsprechende Telefonanruf bedeutet zwar noch nicht, dass der Empfänger auf jeden Fall transplantiert wird. Dazu muss das Entnahmeteam zunächst vor Ort beim Spender entscheiden, ob die Lunge nach dessen Inspektion keinerlei Mängel aufweist und somit transplantiert werden kann. Aus Zeitgründen ist es aber zu diesem Zeitpunkt bereits unabdingbar, dass der Empfänger ohne große Verzögerung zum Krankenhaus kommt.
Nach Erhalt des Telefonanrufs sollte man auf drei Dinge verzichten: Trinken, essen, telefonieren. Trinken und essen ist zu vermeiden, da man höchstwahrscheinlich innerhalb von Stunden operiert wird und jede Nahrungszunahme zu Narkoseproblemen (Erbrechen) führen kann. Telefonieren sollte man vermeiden, damit das Transplantationszentrum den Patienten jederzeit erreichen und über Änderungen im Zeitplan oder Ablauf informieren kann. Man sollte absolute Ruhe bewahren – in aller Regel organisiert das Transplantationszentrum den Transport vom Aufenthaltsort zur Klinik – je nach Entfernung mit einem Einsatzfahrzeug mit Sondersignal, eventuell sogar mit Hubschrauber.
Nach Ankunft in der Klinik und Aufnahme (meistens über die Notaufnahme) wird der Patient auf der entsprechenden Station bereits erwartet. Danach sind noch einige routinemäßige Untersuchungen notwendig. All diese Maßnahmen werden aus Zeitgründen bereits durchgeführt, ohne dass notwendigerweise bereits das Spenderorgan endgültig akzeptiert ist. Es kann also immer noch zu einer Absage der Transplantation kommen.
Sobald alle Vorbereitungen getroffen sind und die Transplantation freigegeben ist, wird die Narkose eingeleitet. Über einen Schlauch in der Luftröhre werden die rechte und die linke Lunge wechselweise oder gleichzeitig beatmet.
Die Art der Transplantation hängt von der Grundkrankheit ab. Vaskuläre Lungenerkrankungen wie die pulmonale Hypertonie und Lungenkrankheiten, die mit chronischen Infekten einhergehen wie die Mukoviszidose oder Bronchiektasen erfordern eine beidseitige Lungentransplantation. Bei allen übrigen Lungenkrankheiten kommt theoretisch eine Einzel- Lungentransplantation in Frage. Sie stellte bis vor kurzem die Methode der Wahl bei Lungenfibrose oder Lungenemphysem dar. In den letzten Jahren hat sich aber gezeigt, dass bei der Transplantation von lediglich einer Lunge oft Probleme mit der verbleibenden anderen kranken Lunge entstehen wie zum Beispiel schwere Infektionen. Deshalb wird heute oft auch in diesen Fällen eine beidseitige Lungentransplantation durchgeführt. Dies hat auch den Vorteil, dass die Lungenfunktion nach der Transplantation deutlich besser ist. Der Nachteil ist jedoch, dass von einem Organspender nur ein statt zwei Patienten transplantiert werden können.
Bei einer Einzel-Lungentransplantation wird der Brustkorb durch einen seitlichen Schnitt etwa zwischen der 8. und 9. Rippe geöffnet, bei einer Doppel-Lungentransplantation durch einen Querschnitt. Eine Einzel-Lungentransplantation ohne den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine (HLM) ist nur möglich, wenn die zweite Lunge in der Lage ist, den Körper während des Austausches ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Ist dies nicht möglich, muss die Operation unter Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine durchgeführt werden.
Sobald die Spenderlunge im Operationssaal ist, wird die erkrankte Lunge aus dem Brustkorb gelöst und entfernt. Danach werden zuerst die Bronchien, anschließend die Lungenvenen mit einem Stück des Herzvorhofes, und am Schluss die Lungenarterien der Spenderlunge mit den entsprechenden Strukturen beim Empfänger verbunden. Nachdem der Blutstrom freigegeben wird, nimmt die neue Lunge ihre Arbeit auf. Der Brustkorb wird verschlossen und der Patient auf die Intensivstation verlegt. Sobald der Patient aufwacht, und die Lunge ihr Funktion erfüllen kann, wird der Beatmungsschlauch entfernt. Die meisten Patienten spüren die Erleichterung beim Atmen sofort und empfinden helle Freude daran, dass die bläuliche Färbung ihrer Nägel und ihrer Lippen nun bereits eine rosige Farbe angenommen hat.
Die Patienten werden bei komplikationslosem Verlauf häufig nach drei bis sieben Tagen von der Intensivstation auf die Normalstation verlegt. Anschließend erfolgt eine rasche Mobilisation unter intensiver physiotherapeutischer Betreuung. Die ganze Klinikbehandlung dauert etwa 3–4 Wochen. Der Verlauf ist vor allem bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie etwas verzögert, und in 10–20 % kommt es zu Komplikationen, welche einen deutlich längeren Aufenthalt auf der Intensivstation und eine längere stationäre Behandlung notwendig machen.