Vorbereitung einer Lungentransplantation und Warteliste
Vor Aufnahme auf die Wartelisten sollten folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Nicht rückbildungsfähiges terminales Lungenversagen, das eine Lungentransplantation erforderlich macht oder machen wird (siehe Indikationen)
- Chronisches Transplantatversagen im Langzeitverlauf nach bereits erfolgter Lungentransplantation
- Die Entscheidung zur Aufnahme auf die Warteliste sollte der behandelnde Pneumologe, einer der die Transplantation durchführenden Thorax/Herzchirurgen und der Patient gemeinsam treffen (siehe unten)
- Ein Arzt aus dem Transplantationszentrum führt vor Aufnahme auf die Warteliste mit dem Patienten ein ausführliches Aufklärungsgespräch, welches folgende Punkte umfasst:
- Risiken und Aussichten der Transplantation
- Operativtechnische Vorgehensweise und mögliche Risiken des Eingriffs
- Medizinische, soziale und psychische Auswirkungen
- Immunsuppression (Medikamente zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehrkräfte) und deren Nebenwirkungen
- Notwendigkeit und Häufigkeit regelmäßiger Kontrolluntersuchungen nach erfolgter Transplantation
Eine Aufnahme auf die Warteliste kann nicht erfolgen bei:
- Bösartigen Erkrankungen (Krebs), die nicht vollständig geheilt werden konnten (5-Jahrestumorfreiheit von generell 5 Jahren)
- Klinisch manifesten chronischen Infektionserkrankungen
- Infektion mit panresistenten Bakterien
- Schwerwiegenden zusätzlichen Erkrankungen (z.B. schwere Herzerkrankung), die ein lebensbedrohliches Risiko für den Erfolg der Transplantation darstellen
- Aktivem Nikotinabusus
- Adipositas (BMI 30 kg/m²)
Während der aktiven Wartezeit sollte an folgende Punkte gedacht werden:
- Regelmäßige Überprüfung der Indikation zur Transplantation im Rahmen von ambulanten und stationären Kontroll- und Update-Untersuchungen (alle 90 Tage)
- Sofortige Mitteilung des Patienten an das Transplantationszentrum, falls er seine Zustimmung zur Transplantation revidieren möchte
- Sofortige Meldung beim Transplantationszentrum, falls ein temporärer (vorübergehender) Hinderungsgrund für die Transplantation vorliegt (z.B. Krankheit, familiäre Gründe oder eine nicht verschiebbare Reise)
- Der Patient sollte immer über seinen Status auf der Warteliste (T für „transplantabel“ und NT für „derzeit nicht transplantabel“) informiert sein
- Ein Patient, der als transplantabel auf der Warteliste geführt wird, muss vom Zeitpunkt seiner Meldung bei Eurotransplant immer, Tag und Nacht, telefonisch über Mobilfunk oder Festnetz erreichbar sein. Dies kann entscheidend für eine Transplantation sein. Ein nicht erreichbarer Patient verpasst womöglich die Chance auf eine Transplantation und damit auf ein „zweites Leben“. Aus diesem Grunde ist es auch außerordentlich wichtig, dass der Patient jede Änderung seiner Telefonnummern sofort dem Transplantationszentrum mitteilt.
Nicht jeder Patient eignet sich trotz entsprechender Grunderkrankung zur Lungentransplantation. Letztendlich führt eine Kombination aus Krankheitsbild, Nebenerkrankungen, Alter, Zustand und psychosozialem Hintergrund zur endgültigen Entscheidung zur Transplantation. Die wichtigsten Kriterien sind:
- Vorliegen einer mit konservativen Verfahren nicht mehr behandelbaren pulmonalen Erkrankung
- Begrenzte Lebenserwartung
- Altersgrenze ca. 65 Jahre
- Bei Herz-Lungen-Transplantation Altersgrenze ca. 50 Jahre
- Ausschluss signifikanter Dysfunktionen anderer Organe
- Dauertherapie mit einem oralen Steroid in höherer Dosierung
- Ausreichender Ernährungszustand
- Ausreichendes Potenzial zur Rehabilitation
- Zudem sollten die Patienten psychisch stabil sein und über einen guten sozialen Rückhalt verfügen. Nicht zuletzt aber zählt die Bereitschaft jedes einzelnen Patienten, sich an die Absprache mit den Ärzten zu halten und sich nach besten Kräften aktiv an seiner eigenen Gesundung zu beteiligen.
Vor Aufnahme auf die Warteliste ist es wichtig zu klären, ob der Patient aus medizinischer Sicht (abgesehen von seiner schweren Lungenerkrankung) für die Transplantation geeignet ist. Diese muss mit einem vertretbaren Risiko durchgeführt werden können.
Neben der eingehenden Untersuchung der Lungenfunktion und des Herz- und Kreislaufsystems wird der gesamte körperliche Zustand analysiert. Dazu gehören Computertomographie des Thorax, des Abdomens und der Nasennebenhöhlen, Lungenfunktionsuntersuchung inclusive 6-Minunten-Gehtest, Ventilations-Perfusions-Szintigraphie, Echokardiographie und Abdomen-Sonographie, Carotis-Doppler, Gastroskopie und Koloskopie. Umfangreiche Untersuchungen des Blutes dienen zum Ausschluss latenter Tumorerkrankungen und chronischer Infektionen. Im Rahmen der Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems wird neben einer Linksherzkatheteruntersuchung auch eine Rechtsherzkatheteruntersuchung durchgeführt, um die Druckverhältnisse im Lungenkreislauf zu überprüfen.
Ebenso müssen weitere Disziplinen, wie HNO- und Zahnärzte, Dermatologen und Urologen bzw. Gynäkologen die Patientinnen und Patienten auf maligne Erkrankungen oder Infektionen untersuchen.
Auch psychiatrische und psychosomatische Erkrankungen werden untersucht, beurteilt und gegebenenfalls behandelt.
Sind alle Untersuchungen abgeschlossen, werden die Ergebnisse zusammengestellt und dem Transplantationszentrum übergeben. Dort entscheidet ein Gremium aus Pneumologen, Thorax- und Herzchirurgen, Anästhesiologen und Psychiatern, ob die Patientin oder der Patient – falls dies sein Wunsch ist – auf die Warteliste aufgenommen werden kann und soll.
Während der aktiven Wartezeit müssen regelmäßige, alle 3 Monate, Kontrolluntersuchungen im Transplantationszentrum durchgeführt werden. Sollte sich aus diesen Untersuchungen eine Veränderung des Status des Patienten ergeben (z. B. wegen einer Infektion kurzfristig nicht transplantabel oder wegen einer erheblichen Verbesserung des Zustandes eine Streichung von der Liste), wird dies zwischen den Spezialisten des Transplantationszentrums und dem Patienten selbstverständlich ausführlich besprochen. Patientinnen und Patienten können auch während der Wartezeit einen Beitrag zum Erfolg der zukünftigen Transplantation leisten: Der konsequente Verzicht auf Alkohol und Nikotin (zwingende Voraussetzung zur Aufnahme auf die Warteliste) verhindert das weitere Fortschreiten von Lungen-, Gefäß-, Herz- und Leberschäden. Das Vermeiden von größeren Menschenansammlungen vermindert die Gefahr grippaler Infekte - vor allem im Winter.
Trotzdem sollten vorübergehende Erkrankungen, wie z. B. ein fieberhafter Infekt oder eine Bronchitis oder eine stationäre Behandlung dem Transplantationszentrum gemeldet werden. Das Transplantationszentrum kann dann die Schwere dieser Erkrankung bewerten und den Patienten gegebenenfalls als nicht transplantabel melden. Während dieser NT-Zeit erhält der Patient keine Organangebote.
Wenn der Patient wieder genesen ist, erfolgt eine Kontrolluntersuchung am Transplantationszentrum, um den aktuellen Zustand des Patienten zu erfassen sowie die notwendigen Untersuchungen zur Fortführung der aktiven Listung zu erheben.