Besondere Hinweise
Aktuelles zur COVID-19-Pandemie
Bitte kommen Sie zum Schutz der übrigen Patienten auf keinen Fall ins Transplantationszentrum, wenn bei Ihnen der Verdacht auf eine COVID-19 Infektion besteht!
Uns erreichen viele Anfragen, ob, welche und wie viele Impfungen bei Patienten auf der Warteliste zur Organtransplantation und bei organtransplantierten Patienten durchgeführt werden sollten. Die Empfehlungen für Patienten nach Organtransplantation basieren auf unseren Erfahrungen mit bereits etablierten Impfungen (z.B. der Grippeschutzimpfung) und Untersuchungen bei Patienten nach bereits erfolgten COVID 19 Impfungen sowie auf Veröffentlichungen erster wissenschaftlicher Studien. Unter www.corona-schutzimpfung.de sind darüber hinaus allgemeine Informationen rund um die Schutzimpfung abrufbar, unter anderem der Einwilligungsbogen, das Aufklärungsmerkblatt, sowie Leitfäden und ein Newsletter-Infoservice.
Infos zur Corona-Impfung sowie Antworten auf weitere häufig gestellte Fragen entnehmen Sie bitte nachfolgenden FAQ.
FAQ
Mögliche Bedenken hinsichtlich der verfügbaren SARS-CoV-2-Impfstoffe sind das Fehlen von Langzeitsicherheitsdaten, eine mögliche Verringerung der Wirksamkeit bei immunsupprimierten Patienten, die nicht bekannte Dauerhaftigkeit der Immunantwort und die Möglichkeit einer Abstoßung im Zusammenhang mit der Impfreaktion. Angesichts der Risiken die mit einer COVID-19 Erkrankung für Patienten nach Organtransplantation einhergehen, empfehlen wir bei allen Patienten mit komplikationslosen Verlauf sich unbedingt gegen COVID-19 impfen zu lassen. In der Regel sind dies Patienten mit normaler, nicht erhöhter Immunsuppression und einer geringen Abstoßungsinzidenz. Alle anderen Patienten sollten mit den behandelnden Ärzten des Transplantationszentrums Rücksprache halten. Dies können Sie natürlich auch tun, wenn Sie sich unsicher sind ob Sie unter die Kategorie „komplikationsloser Verlauf“ fallen.
Bei den mRNA-SARS-CoV-2-Impfstoffen (BioNTech/Pfizer, Moderna) wird synthetische mRNA verwendet, die durch Lipidnanopartikel in Zellen transportiert werden. Mittels der werden nicht infektiöse viralen Spike-Proteine des Coronavirus hergestellt, gegen die dann eine gewünschte spezifische Immunantwort ausgelöst wird. Bedenken sind nach allen bisherigen Erfahrungen nicht berechtigt: Die mRNA repliziert nicht, integriert sich nicht in das menschliche Genom und wird nach der Translation innerhalb kurzer Zeit abgebaut. Die adenoviralen Vektorimpfstoffe (AstraZeneca/University of Oxford) enthalten ein nicht replizierendes Virus; diese Plattform wird seit Jahrzehnten zur Gentherapie seltener Krankheiten und Krebs eingesetzt. Beide Impfstoffarten stellen deshalb nach aktuellem Stand für Patienten auf der Warteliste oder nach Organtransplantation kein Problem dar.
Andere Impfstoffe, die derzeit untersucht werden, umfassen inaktivierte Impfstoffe gegen Viren und Proteinuntereinheiten; ähnliche Impfstoffe wurden bei Transplantatempfängern für andere Infektionen verwendet, einschließlich Hepatitis A- und B-Viren, Pertussis und humanem Papillomavirus. Über deren Verwendung bei immunsupprimierten Patienten kann bisher noch keine Aussage gemacht werden.
Die potenzielle Kontraindikation von abgeschwächten Lebendimpfstoffen ist für SARS-CoV-2 nicht relevant, da es derzeit keine derartigen SARS-CoV-2-Impfstoffe gibt. Solche Impfstoffe kämen nur für nicht-immunkompromittierten Patienten vor der Transplantation in Frage, die in stabilem Zustand auf der Warteliste sind.
Die Wirksamkeit der Impfung ist bei immunsupprimierten Patienten durch die unterdrückte Funktion des Immunsystems beeinträchtigt. Insbesondere in den ersten sechs Monaten nach Organtransplantation ist die Immunsuppression in der Regel höher eingestellt als im späteren Verlauf. Deshalb sollten Patienten in dieser frühen Phase immer erst Rücksprache mit den behandelnden Ärzten des Transplantationszentrums halten, bevor sie sich impfen lassen. Alle anderen Patienten sollten sich umgehend impfen lassen.
Grundsätzlich kann eine Impfung nicht vor einer Ansteckung schützen, da die Impfung das Eindringen der Viren in den Nasen- Rachenraum nicht verhindern kann. Insofern ist es extrem wichtig, dass auch vollständig geimpfte/geboosterte Patienten alle Hygieneregeln weiterhin strikt einhalten (FF2 Masken tragen, Abstand halten, Hände regelmäßig desinfizieren, unnötige Reisen und Menschenansammlungen vermeiden).
Erste wissenschaftliche Publikationen, ebenso wie unsere eigenen Untersuchungen, zeigen, dass die Impfantwort bei transplantierten Patienten gegenüber Immungesunden durch die immunsuppressiven Medikamente erheblich reduziert ist. Im Schnitt haben Transplantierte nur in ca. 20% der Fälle nach der ersten Impfung und ca. 50% der Fälle nach der zweiten Impfung SARS-CoV-2 Anti-Spike-Protein-Antikörper (die die Viren bekämpfen/in Schach halten). Eine immunsuppressive Therapie mit Anti-Metaboliten (Azathioprin, Mycophenolsäure) und höheres Alter gehen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit einher, Antikörper zu entwickeln. Die Art des transplantierten Organs spielt dagegen offensichtlich keine Rolle.
Es gibt Hinweise, dass der Impfstoff der Firma Moderna bei Immunsupprimierten eine etwas höhere Antikörperantwort auslöst als der von Biontech-Pfizer, beide sind aber im Prinzip ähnlich effektiv. Die Immunantwort von Transplantationspatienten auf das Vakzin von Johnson & Johnson (bei dem nur eine Impfdosis nötig ist) ist allerdings geringer ausgeprägt als nach der Impfung mit COVID-19-mRNA-Impfstoffen. Insofern sollten sich Transplantierte, die mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft wurden, auf jeden Fall einer Zweit- und Drittimpfung unterziehen und dafür auf Moderna oder Biontech-Pfizer wechseln.
Alle bisher vorliegenden Daten deuten darauf hin, dass trotz suboptimalem Impfansprechen nach der ersten und zweiten Impfdosis die Antikörpertiter nach der dritten Impfung bei den meisten Transplantierten deutlich ansteigen. Auch die Ständige Impfkommission (STIKO) hat schon vor einiger Zeit eine Empfehlung zur Auffrisch-Impfung („Booster“) nach Organtransplantation ausgesprochen. Wir unterstützen dies und empfehlen unseren zweimal geimpften Patienten, sich möglichst bald (bereits ab einem Zeitraum von 4 Wochen nach der zweimaligen Grundimmunisierung) für die dritte Impfung anzumelden.
Im übrigen erwarten wir, dass im Verlauf des kommenden Jahres auch eine vierte Impfung notwendig werden wird. Ob bei Ihnen bei eventuell. fehlender Antikörperantwort nach dreimaliger Impfung ggf. bereits jetzt eine vierte Impfung durchgeführt werden sollte, muss im Einzelfall mit den behandelnden Ärzten des Transplantationszentrums in der Nachsorge besprochen werden. Die Datenlage bezüglich einer vierten Impfung nach Organtransplantation ist derzeit noch sehr gering, es handelt sich hierbei um Einzelfallentscheidungen.
Die Höhe der Antikörpertiter ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Noch ist allerdings unklar, ab welchem Antikörpergrenzwert man wirksam vor einer Infektion schützt ist. Die Immunantwort wird in ABU (Antibody Binding Units) angegeben. Man geht davon aus, dass Werte unter 20 einen sehr niedrigen Antikörperspiegel wiedergeben, ab 50 ein gewisser Schutz besteht und bei Werten über 200 ein relativ guter Schutz gegen eine schwerwiegende Erkrankung vorhanden ist. Abgesehen von den gebildeten Antikörpern initiiert die Impfung aber auch eine T-zellvermittelte Immunität, die sicher auch die Schwere einer Infektion beeinflusst. Deren genau Wirkung ist allerdings noch unklar.
Nach Organtransplantation gehen wir analog zu anderen Impfungen (z.B. der Grippeschutzimpfung) nicht von einer erhöhten Gefahr für Organabstoßungen durch eine überschießende allgemeine Immunreaktion aus, da der Impfstoff sehr spezifisch für SARS-COV-2 ist.
Patienten auf der Warteliste sollten möglichst zeitnah geimpft werden, da diese in der Regel noch nicht unter medikamentöser Immunsuppression stehen. Es ist daher von einem besseren Impfansprechen im Vergleich zu der Zeit nach der Organtransplantation auszugehen, zumal in den ersten 6 Monaten keine Impfung erfolgen sollte (siehe oben). Die Transplantationschancen werden von einer COVID-19-Impfung nicht beeinflusst.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass eine COVID-19 Impfung bei uns im Zentrum/in der Klinik derzeit nicht stattfinden kann. Wir haben aufgrund der aufwendigen Transportlogistik und wegen der zurzeit noch sehr knappen, nach vorgegebenen Kriterien zugeteilten Impfstoff-Ressourcen keine Möglichkeit, Impfstoff für Patienten zu beschaffen. Sie müssen sich in den dafür vorgesehenen Impfzentren anmelden. Sollte sich das ändern, werden wir Sie umgehend informieren.
Sollten Sie positiv auf SARS-COV-2 getestet werden, sollten Sie oder Ihre aktuell behandelnden Ärzte sich umgehend an die Ärzte des Transplantationszentrums wenden. Anhand des klinischen Verlaufs kann dann besprochen werden, ob eine Reduktion der Immunsuppression bei Ihnen vorgenommen werden sollte. Dies sollte auf keinen Fall geschehen, ohne dass vorher mit einem in der Transplantationsmedizin erfahrenen Arzt Rücksprache gehalten wurde.
Zudem besteht bei zumindest mit der Deltavariante von SARS-COV-2 infizierten Patienten die Möglichkeit der passiven Immunisierung. Diese wird bei Patienten mit niedrigen Impfantikörpertitern angewandt und geschieht durch die intravenöse Verabreichung von spezifischen Antikörpern gegen SARS-COV-2. Dieses Vorgehen ist vor allem in der Frühphase der SARS-COV-2-Infektion effektiv, wenn Sie entweder noch keine, oder nur milde Symptome zeigen. Die Antikörpergabe erfolgte bisher über unsere Corona-Station und war bei einigen unserer transplantierten Patienten mit einem milden Verlauf einer COVID-19 Erkrankung assoziiert.
Ende Januar 2022 wurde das orale Virostatikum Paxlovid (Nirmatrelvir/Ritonavir) der Firma Pfizer in der Europäischen Union zur Behandlung von COVID-19 zugelassen. Das Medikament soll bei Hochrisikopatienten im frühen Krankheitsstadium (innerhalb der ersten 5 Tage nach Auftreten der Symptome) ambulant eingesetzt werden und schwerwiegende Verläufe verhindern.
Transplantationsempfänger gehören zur Kategorie von Patienten mit hohem Risiko für eine COVID-19-Erkrankung. Allerdings gibt es in Bezug auf den Einsatz von Paxlovid erhebliche Vorbehalte. Das darin enthaltene Ritonavir, ein häufig verwendetes Medikament im Rahmen von HIV-Behandlungen, ist ein starker Hemmer des körpereigenen Leberenzyms Cytochrom P450 CYP3A4, das für den Abbau zahlreicher Wirkstoffe verantwortlich ist. Die Wirkung ist bereits nach 2-3 Tage voll entfaltet und kann 3-4 Tage nach Absetzen anhalten. Erfahrungen mit Ritonavir bei Transplantierten mit einer HIV Infektion deuten darauf hin, dass unter der Medikation die Calcineurininhibitor-Spiegel erheblich ansteigen und die Dosen von Cyclosporin oder Tacrolimus, aber auch die der mTOR-Inhibitoren (Sirolimus oder Everolimus) angepasst (reduziert) werden müssen.
Da das Medikament verschrieben werden kann und mittels Rezept über Apotheken für jeden zugänglich ist, bitten wir unsere Patienten eindringlich, vor einer ambulanten Einnahme abzusehen, da dies zu erheblichen, schädlichen Nebenwirkungen führen kann. Ein Einsatz von Paxlovid zur Behandlung von COVID-19 bei Transplantierten kommt nur im Einzelfall im Rahmen eines klinischen Aufenthalts und in enger Absprache mit dem Transplantationszentrum in Frage.
Die zwischenzeitlichen Einschränkungen für die Einbestellungen und den Ablauf unserer Sprechstunden aufgrund der Coronavirus-Pandemie sind aufgehoben. Bitte kommen Sie nicht ins Klinikum/die Sprechstunde, wenn bei Ihnen der Verdacht auf oder die Bestätigung für eine Corona-Infektion vorliegt.
Die Vorbereitung auf die Warteliste wird derzeit wieder ohne Einschränkungen weitergeführt.
Das Nieren Lebendspende-Programm wird derzeit wieder ohne Einschränkungen weitergeführt.
Bitte informieren Sie uns umgehend, wenn sich etwas an Ihrem Krankheitsstatus geändert hat, insbesondere bei einem Verdacht auf oder bei einer tatsächlichen Bestätigung einer Infektion mit dem Corona Virus.
Es gibt bisher keinerlei Hinweise, dass Transplantationen auf Grund der Corona-Pandemie ein größeres Risiko für die Empfänger darstellen.