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Das Harnblasenkarzinom stellt die zweithäufigste bösartige Erkrankung im Urogenitaltrakt nach dem Prostatakarzinom dar. Pro Jahr werden allein in Deutschland rund 25.000 Neuerkrankungen beschrieben. Hierbei sind Männer im Vergleich zu Frauen ca. 2,5-mal häufiger betroffen. Bei den Männern liegt der Erkrankungsgipfel im Mittel bei 70 Jahren und bei Frauen bei 73 Jahren.
Grundsätzlich ordnet man diese Tumoren unterschiedlichen Ursprungsgeweben zu. Die häufigsten Tumoren in Deutschland sind die sogenannten Urothelkarzinome. Diese Tumoren gehen von der Schleimhaut der Harnblase bzw. von der Innenauskleidung der Harnleiter und der Nieren aus.
Nicht selten lassen sich derartige Tumoren an mehreren Stellen (mulitlokulär) in der Harnblase finden. Daher ist es wichtig von Anfang an eine äußerst genaue Diagnostik durchzuführen, um alle vorhandenen Tumoren zu entdecken und auch so früh wie möglich richtig behandeln zu können.
Neben den oben beschriebenen Urothelkarzinomen gibt es in seltenen Fällen auch sog. Plattenepithelkarzinome oder Adenokarzinome der Harnblase. Man unterscheidet grundsätzlich flache Wachstumsformen (wie das Carcinoma in situ) von sogenannten papillären (warzenformigen) oder soliden Tumoren in der Blase.
Weitere Informationen
Die Harnblase dient dem Menschen als Zwischenspeicherorgan für den von den Nieren ständig produzierten Urins. Die Harnblase ermöglicht es uns dabei den Urin willentlich in bestimmten Zeitabständen bewusst abzugeben. Die Blase selbst besteht dabei aus einem kugelförmigen muskulären Anteil (Detrusor Muskel), welcher die vollständige Entleerung der Blase ermöglichen soll. Die innere Auskleidung der Harnblase wird aus einer besonderen Schleimhaut (Mucosa) dem sog. Urothel gebildet. Die Blase liegt gut geschützt im knöchernen kleinen Becken.
Der Urin wird von den Nieren über die Harnleiter (Ureter) in die Blase transportiert und findet seinen Eingang in die Blase im Bereich der sog. Ostien (Harnleitermündungen). Eine unwillkürliche Entleerung der Harnblase verhindert der sog. Schließmuskel wobei ein innerer und ein äußerer Schließmuskel unterschieden werden. Der äußere Schließmuskel kann willentlich gesteuert werden. Der Urin wird beim Wasserlassen (der Miktion) über die Harnröhre (Urethra) abgebeben.
Das mittlere Füllungsvolumen einer gesunden Harnblase liegt in der Regel je nach Geschlecht und Individuum zwischen 300 und 500 ml.
Risikofaktoren für das Entstehen eines Blasentumors
Rauchen
Das Rauchen ist einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Harnblasenkarzinomen. Dies konnte durch verschiedene große retrospektive und prospektive Studien übereinstimmend gezeigt werden. Das Risiko für die Entstehung eines Tumors steigt mit der Dauer des Rauchens und der Anzahl der gerauchten Zigaretten an. Ähnlich wie beim Lungenkrebs kann eine Beendigung des Rauchens einen weiteren Anstieg des Risikos verhindern.
Gehäufte Harnwegsinfektionen
In verschiedenen Studien konnte eine Assoziation von gehäuften Harnwegsinfektionen mit einem Anstieg des Risikos an einem Harnblasenkarzinom zu erkranken aufgezeigt werden. Eine Übersichtsarbeit welche im Jahre 2008 im Rahmen der WHO International Consultation Bladder Cancer from Pathogenesis to Prevention in Stockholm präsentiert wurde zeigte, dass 5 von 6 Studien eine Assoziation zwischen Harnblasenkarzinomrisiko und Harnwegsinfektionen beschrieben. Prospektive Studien zu diesem Thema liegen leider nicht vor. Eine mehrjährige Harnableitung mittels Dauerkatheter konnte zudem bei Querschnittsgelähmten ein erhöhtes Harnblasenkarzinomrisiko nachweisen.
Aromatische Amine
Verschiedene aromatische Amine können Harnblasentumore beim Menschen auslösen. Man findet sie in verschiedenen Lösungsmitteln und Farben etc. Die einzelnen Vertreter dieser Stoffgruppe unterscheiden sich in ihrem krebsauslösenden Potential ganz erheblich.
Hinsichtlich der Auslösung eines Harnblasenkarzinoms beim Menschen im Sinne einer Berufskrankheit BK 1301 sind vor allem aromatische Amine der Kategorie 1 von Interesse.
An Arbeitsplätzen ist aber im Allgemeinen nicht die Exposition gegen aromatische Amine, sondern die Exposition gegen Azofarbstoffe von Bedeutung. Aus den Azofarbstoffen können im menschlichen Körper durch Stoffwechselvorgänge aromatische Amine freigesetzt werden.
Strahlentherapie
Eine Strahlentherapie im kleinen Becken kann mit einer Latenzzeit von mehreren Jahren zur Entwicklung eines Harnblasenkarzinoms führen. Gerade bei älteren Patienten, die vor Jahrzehnten mit einer aus heutiger Sicht veralteten Technik kurativ bestrahlt wurden, sollte an ein Harnblasenkarzinom als Spätfolge gedacht werden.
(Quelle: S3 Leitlinie Harnblasenkarzinom)
Als häufigstes Erstsymptom beim Harnblasenkarzinom ist die sog. schmerzlose Makrohämaturie (Blutbeimengung im Urin) zu nennen. Die meisten Patienten berichten über eine rötliche bis braune Färbung des Urins, welche durch Blutungen aus dem Harntrakt verursacht werden.
Bei Vorliegen einer Makrohämaturie sollte zwingend ein Urologe aufgesucht werden, um den Ursprung der Blutung festzustellen.
TNM-Klassifikation
Die alte WHO-Klassifikation von 2004 zu den Tumoren des Uro-Genitalsystems wurde im Februar 2016 aktualisiert.
T/Tp
Beschreibung des Primärtumors
T0
Kein Anhalt für Primärtumor
Tis
Carcinoma in situ: "flacher Tumor", d.h. nicht exophytisch, nicht infiltrativ
Ta
exophytisch, nicht infiltrativ
T1
Invasion in die Lamina propria
T2
Tumor infiltriert Muskulatur
T2a
Tumor infiltriert oberflächliche Muskulatur (innere Hälfte)
T2b
Tumor infiltriert tiefe Muskulatur (äußere Hälfte)
T3
Tumor infiltriert perivesikales Gewebe
T3a
mikroskopisch
T3b
makroskopisch
T4
Invasion in Nachbarorgane
T4a
Prostata, Uterus, Vagina
T4b
Bauch- oder Beckenwand
TX
Angaben zur Infiltration können nicht gemacht werden
N
Regionäre Lymphknoten
NX
Regionäre LK können nicht beurteilt werden
N0
Kein Anhalt für regionäre LK
N1
solitäre Lk-Metastase (hypogastrisch, obturatorisch, externe iliakale oder präsakrale Lymphknoten)
N2
multiple Lk-Metastasen (hypogastrisch, obturatorisch, externe iliakale oder präsakrale Lymphknoten)
N3
Lk-Metastasen entlang der Aa. iliacae communes
M
Fernmetastasen
Mx
Fernmetastasen nicht beurteilbar
M0
keine Fernmetastasen
M1
Fernmetastasen
Harnblasenkarzinomzentrum am CCC München LMU
81377 München
Harnblasenkarzinomzentrum am CCC München LMU
81377 München