Kraniosynostose
Bei einer Kraniosynostose handelt es sich um einen vorzeitigen Verschluss einer oder mehrerer Schädelnähte. Bei Geburt sind die Schädelnähte physiologisch offen und verknöchern dann im Verlauf der ersten Lebensjahre in einer bestimmten Reihenfolge. Bei einem vorzeitigen Verschluss einer Schädelnaht kommt es klinisch zu einem Fehlwachstum des Schädels. In den meisten Fällen (80%) treten Kraniosynostosen isoliert und „spontan“ auf; d.h. es läßt sich keine eindeutige Ursache für das Auftreten finden. Ein geringer Anteil der Nahtsynostosen beruht auf einer genetisch nachweisbaren Veränderung; bei diesen Patienten liegt oftmals eine syndromale Form vor. Die häufigsten Syndrome, welche mit einer Nahtsynostose assoziiert sind, sind unter anderem der Morbus Crouzon, Morbus Apert und Morbus Pfeiffer.
Die häufigste Form der oftmals bereits angeborenen Nahtsynostosen ist der Scaphozephalus („Kahnschädel“), bei welchem durch den Verschluss der Sagittalnaht eine längliche, sehr schmale Kopfform auffällt. Ein prämaturer Verschluss der Metopicanaht führt zu einem dreiecksförmigen Schädel (Trigonocephalus). Die paarig angelegte Coronarnaht kann ein- oder beidseitig zu früh verknöchern und zum Plagio- beziehungsweise zum Turrizephalus (Turmschädel) führen. Eine vorzeitige Verknöcherung der ebenfalls paarig angelegten Lambdanähte ist extrem selten und führt zum Brachycephalus beziehungsweise zum Plagiocephalus.
Im Gegensatz zum lagerungsbedingten Plagiocephalus kann man die prämature Nahtsynostose nur operativ therapieren. Während bei isolierten Nahtsynostosen oftmals das kosmetische Erscheinungsbild im Vordergrund steht, stehen bei dem gleichzeitigen Vorliegen von mehr als einer Nahtsynostose medizinische Gründe wie drohender Abbruch des Schädelwachstums mit Entwicklung einer Hirndrucksymptomatik im Vordergrund. Die komplexen Kraniosynostosen werden an unserer Klinik in enger Zusammenarbeit mit Herrn PD Dr. med. M. Kunz (Kinderneurochirurgie Klinikum Großhadern) und Dr. med. Dr. med. dent. G. Mast (Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Klinikum Innenstadt) evaluiert und behandelt.