"Social Freezing"
Fruchtbarkeitserhalt – aus nicht-medizinischen Grünen: „Social Freezing“
In unserer schnelllebigen Zeit verliert man leicht aus den Augen, dass die biologisch optimale Zeit zum Kinderkriegen eigentlich bereits in den frühen zwanziger Jahren liegt. Tatsächlich sind auch bei völlig gesunden Paaren die Chancen auf eine spontane Schwangerschaft bereits mit etwa Mitte Dreißig nur noch halb so hoch und bereits mit Anfang Vierzig, also einem Alter in dem sich die meisten Menschen durchaus sehr jung und dynamisch fühlen können wird ein Großteil der Frauen gar nicht mehr schwanger! Dazu kommt das Risiko von Fehlgeburten, welches mit den Jahren kontinuierlich größer wird und für eine Frau von Anfang Vierzig in der Größenordnung von 30% liegt.
Der Hauptgrund für diesen ungünstigen Einfluss des Alters auf die Fruchtbarkeit liegt vor allem an dem deutlich zunehmenden Risiko chromosomaler Störungen in den Eizellen. Während bei Frauen mit Anfang 20 nur etwa jede zehnte Eizelle eine chromosomale Störung aufweist, finden sich bei einer Vierzigjährigen bei nahezu 90% aller Eizellen chromosomale Störungen mit entsprechenden Folgen für die Rate von Schwangerschaften, Fehlgeburten und auch kindliche Auffälligkeiten.
Das Alter der Eierstöcke – die ovarielle Reserve
Die die oben beschriebenen Alterungsprozesse finden sich nicht bei allen Frauen gleichen Alters in gleicher Weise. Tatsächlich gibt es einige Frauen, deren Fortpflanzungsfähigkeit deutlich länger erhalten bleibt als beim Durchschnitt. Bei ihnen spricht man von einer hohen „ovariellen Reserve“. Anderseits muss man bei etwa 5% aller Frauen davon ausgehen, dass die Fortpflanzungsfähigkeit bereits mit Mitte Dreißig versiegt, bei einem Prozent sogar schon mit Anfang Dreißig. Hier spricht man von einer eingeschränkten ovariellen Reserve.
Wir können heute mit einigen Hormonbestimmungen sehr gute Einblicke in die individuelle ovarielle Reserve einer Frau gewinnen. Zusätzlich lässt sich die Abschätzung der ovariellen Reserve durch eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke weiter präzisieren. Diese Untersuchungen können wertvolle Grundlage sein, um etwa die die Option zum Einfrieren von Eizellen nachzudenken.
Grundsätzlich gilt
Jeder medizinische Eingriff erfordert eine sehr gute Begründung, die eine umfangreiche, ergebnisoffene Beratung und eine verantwortliche Entscheidung erfordert. Dazu gehören mögliche Alternativen, Nebenwirkungen und Risiken aber auch die Kosten eines Verfahrens.
Die Gewinnung und das Einfrieren unbefruchteter Eizellen
In jungen Jahren gelingt es meist relativ leicht, eine größere Zahl chromosomal intakter Eizellen heranzureifen und diese aus den Eierstöcken abzusaugen. Dazu genügt es meist, über 8-10 Tage die Eireifung mittels Eigeninjektionen mit naturidentischen Hormonen anzuregen. Die ambulante Punktion findet in Kurznarkose statt. Die Eizellen werden gereinigt und dann bei minus 176° tief gefroren. Bei diesen Temperaturen werden alle Alterungsprozesse gestoppt. Die Eizellen behalten also dauerhaft die chromosomale und biologische Beschaffenheit zum Zeitpunkt des Einfrierens. Nach dem Auftauen können die Eizellen dann befruchtet und zu Embryonen entwickelt werden. Ein bis maximal zwei Embryonen werden in die Gebärmutter zurück gegeben um sich dort einzunisten. Abhängig von den Rahmenaspekten kann man so Schwangerschaftsraten von etwa 40% erzielen. Das Verfahren wurde schon millionenfach bei Frauen mit unerwünschtem Kinderwunsch angewandt und es ist sicher und risikoarm.
Infobroschüre zum Social freezing
Kinder – ja, aber später! Individuelle, prognostische und präventive Aspekte des reproduktiven Alterns; Information des Hormon- und Kinderwunschzentrums [PDF]