Klinikum aktuell 1/2024
MEDIZIN
TEAMARBEIT MIT DEM ROBOTER-ASSISTENTEN
So sitzt das neue Kniegelenk perfekt
Personalisierte Knieendoprothese durch Roboterunterstützung: Am Muskuloskelettalen Universitätszentrum München (MUM) wird zur Implantation eines genau zur individuellen Anatomie passenden künstlichen Kniegelenks die Präzisionsarbeit des Roboter-Operationsassistenten ROSA genutzt. Über die Vorteile des hochmodernen computerbasierten Assistenzsystems spricht KLINIKUM aktuell mit dem Direktor des MUM, Prof. Dr. Boris Holzapfel (im Bild vorne).
Prof. Dr. Boris Holzapfel: Bei dieser fortschrittlichen Technik wird ein Roboterarm verwendet, um den Chirurgen bei der Platzierung einer Knieendoprothese zu unterstützen. Dies geschieht unter Verwendung von 3D-Bildgebung und computergesteuerten Systemen, die während der Operation Echtzeitinformationen liefern. Sie können sich das so ähnlich vorstellen wie beim Fliegen. Piloten sorgen durch den Einsatz computergestützter Systeme wie dem Autopiloten für eine höhere Sicherheit ihrer Passagiere. So machen wir es nun auch in der Endoprothetik.
Prof. Dr. Boris Holzapfel: Es gibt gleich mehrere Vorteile. Dazu gehört, dass der Roboter eine unglaublich präzise Platzierung der Knieendoprothese ermöglicht. Hier geht es um Bruchteile eines Millimeters. Die bessere Ausrichtung des Kunstgelenks wiederum kann die Haltbarkeit der Prothese verlängern, das Risiko von Komplikationen vermeiden, zu einer besseren Funktion des Kniegelenks und damit zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen. Hinzu kommt: Jeder Patient ist einzigartig und hat individuelle anatomische Merkmale. Bei der robotergestützten Endoprothetik kann man – bei gleichzeitiger Verwendung eines anatomischen Prothesensystems – diese individuellen Unterschiede berücksichtigen und die Prothese beziehungsweise den Knochen maßgeschneidert anpassen, um so eine optimale Passform und Funktion zu gewährleisten.
Prof. Dr. Boris Holzapfel: Ja, dazu gehören zum Beispiel Patienten mit komplexen Fehlstellungen des Kniegelenks, etwa nach einem Unfall, bei denen eine präzise Platzierung mit herkömmlichen Operationsinstrumenten erschwert ist. Aber auch für Betroffene, die sehr aktiv sind oder spezifische Ansprüche an ihr neues Kniegelenk haben, oder für jüngere Patienten, für die eine lange Lebensdauer des Kunstgelenks wichtig ist, ist eine roboterassistierte Implantation von großem Vorteil.
Prof. Dr. Boris Holzapfel: Sehr wichtig. Die computergestützte Planung und Visualisierung von Ergebnissen in Echtzeit reduziert das Risiko für Blutungen und Gewebeverletzungen und erhöht damit die Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten. Die Technik erlaubt zudem oft kleinere Schnitte und weniger Gewebetrauma, was häufig weniger postoperative Schmerzen und meist auch eine schnellere Genesung bedeutet.
Prof. Dr. Boris Holzapfel: Vor allem zielt das digitale Patienten-Managementsystem auf eine verbesserte Kommunikation mit unseren Patienten ab. So können Patienten zum Beispiel bestimmte Apps auf ihr Smartphone oder ihre Smartwatch laden, die es möglich machen, vom Arzt bereitgestellte Informationen aufzurufen.
Hierzu gehören etwa per Video angeleitete Physiotherapie-Übungen oder Aufklärungsfilme über die Operation und den stationären Aufenthalt. Der Patient kann über diese Apps jedoch auch selbst Informationen bereitstellen, hierdurch erhält der behandelnde Arzt im besten Fall kontinuierlich Informationen über den Genesungszustand seiner Patienten. Wir erwarten uns durch den Einsatz dieser Systeme einen schnelleren Genesungsprozess und eine Erhöhung der Patientenzufriedenheit.
EIN GERÄT, DAS (FAST) ALLES KANN
Das leistet das Keyence-Mikroskop in der Forschung der Frauenklinik
Menschen, die nicht in einem medizinischen Labor arbeiten, halten ein Mikroskop in der Regel immer noch für ein Gerät, mit dem man entnommene Proben vergrößert sehen kann. Doch moderne Hochleistungsapparate wie das BZ-X810 der Firma Keyence, das seit Herbst 2023 im Forschungslabor der Frauenklinik am LMU Klinikum steht, sind vollautomatische Wunderwerke der Technik. „Das ist ein High-End-Gerät, das alles kann“, schwärmt Dr. Mirjana Kessler, die Leiterin des Forschungslabors.
So kann das 150.000 Euro teure Mikroskop, gefördert durch das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), unter anderem mehrere Proben gleichzeitig auswerten und 3D-Zellkulturen erfassen. Das Live-Cell-Modul ermöglicht den Anwendern nicht nur eine 3D-Darstellung der Proben, sondern auch eine entsprechende Langzeitbeobachtung. Die neue Funktion der vollautomatisierten Mehrpunkt-Bildaufnahme ist in der Lage, benutzerspezifische Ziele zur Messung einer Vielzahl an Proben zu verfolgen sowie einzelne Koordinatenpositionen anzupassen.
Und anders als andere Fluoreszenzmikroskope braucht das Keyence-Teil auch kein eigenes Dunkelzimmer, die im System integrierte Dunkelkammer macht eine Nutzung in einer frei wählbaren Arbeitsumgebung möglich. Selbst in hellen Räumen entsteht eine kontrastreiche Fluoreszenzbildgebung. Durch die vollautomatische Steuerung aller Vorgänge über eine relativ unkomplizierte Software sind publizierfähige Bilder in druckreifer Qualität möglich.
Kesslers Arbeitsgruppe im Labor macht Grundlagenforschung, unter anderem interessiert sie sich für die zellulären Mechanismen, die die Entwicklung und das metastatische Wachstum von Eierstockkrebs vorantreiben. „Durch die Verwendung von Patientengewebe aus soliden Tumorablagerungen hoffen wir, Schlüsselereignisse zu identifizieren, die zu einer zellulären Transformation führen, das Ansprechen auf eine Therapie definieren und die klonale Evolution während des Fortschreitens der Krankheit bestimmen“, erklärt Dr. Kessler. In diesem Zusammenhang ist die Rolle der zelleigenen Reparaturmechanismen von besonderem Interesse. Mit dem Mikroskop wollen Kessler und ihr Team Zellmodelle entwickeln, an denen getestet werden kann, auf welche Behandlung Patientinnen individuell ansprechen.
Erster Tag der Gehirnerschütterung
Eine fantastische Premiere: Der erste „Tag der Gehirnerschütterung“ und das Symposium „Schütz Deinen Kopf!“ im Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums München waren ein voller Erfolg. Über 120 Besucher verfolgten interessiert das vielfältige Programm, darunter auch die Vorstellung eines altersentsprechend gestalteten Instruments, mit dem Kinder Gehirnerschütterungen erkennen können: den sogenannten K.E.K.S.-Test.
Mehr Betten für Schlaganfallpatienten
Rund 1.200 Schlaganfall-Patient:innen wurden bisher jährlich in der Neurologischen Klinik im LMU Klinikum behandelt. „Diese Patienten benötigen nicht nur ein Bett, sondern auch geschultes Fachpersonal“, sagt der Direktor der Klinik Prof. Dr. Günter Höglinger. „Durch die erfolgreiche Personalakquise der Pflegebereichsleitung konnten vier weitere sogenannte Intermediate-Care (IMC), also Überwachungs-Betten, auf der Stroke Unit in Betrieb genommen werden.“
CIH Fellowship für planetare Gesundheit
Das Center for International Health an der LMU München (CIH) bereitet sich auf die Herausforderungen der Planetaren Gesundheit vor. Was das ist? Planetare Gesundheit beschreibt, wie die Gesundheit der Menschen von der Gesundheit der Ökosysteme abhängt: Nur wenn die Erde gesund ist, kann auch der Mensch gesund sein. Als Lebewesen sind wir untrennbarer Teil der Natur und trotz aller technischen Errungenschaften letztlich von ihr abhängig.
Warum ist Planetare Gesundheit für das LMU Klinikum von Bedeutung? Der Klimawandel hat die Art und Weise beeinflusst, wie wir arbeiten und Gesundheitsdienste anbieten, sowie das Auftreten neuer Krankheiten (z. B. COVID-19) und das Wiederauftreten alter Krankheiten (z. B. Malaria). Der Klimawandel wirkt sich auch auf nicht übertragbare Krankheiten, Infektionskrankheiten und die seelische Gesundheit aus.
In dem Bemühen, dem Klimawandel zu begegnen, gehen Gesundheitseinrichtungen in vielen Ländern dazu über, grüne Technologien einzusetzen. Angesichts der planetaren Dimension dieser Herausforderungen ist es sinnvoll, sie gemeinsam mit Menschen aus anderen Kontinenten anzugehen.
Deshalb hat das CIH zwei Gesundheitsexperten von langjährigen Partneruniversitäten in Afrika und Asien zu einem Fellowship nach München eingeladen: Abdulhakim Abamecha Abafogi von der Universität Jimma und Dr. Karma Tenzin von der Universität Bhutan (siehe Bild oben).
Die Khesar Gyalpo University of Medical Sciences of Bhutan (KGUMSB) ist die erste medizinische Universität in Bhutan, die 2012 gegründet wurde. Die Jimma University (JU) wurde in den 1980er Jahren gegründet. Beide Universitäten streben an, Exzellenzzentren für Gesundheitsforschung, Bildung und Gemeinschaftsdienste zu werden. Diese Universitäten sind gemeinsam mit der LMU dabei, die Kernkompetenzen von Planetary Health und One Health als verbindliche Anforderungen in alle ihre Gesundheitslehrpläne, Richtlinien und Strategiepapiere zu integrieren.
Während ihres Aufenthalts in München tauschten sich die beiden Fellows mit wichtigen Experten für Planetare Gesundheit aus, wie Dr. Martin Herrmann und Dr. Given Moonga von der Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), Prof. Dr. Markus Lerch, Ärztlicher Direktor des LMU Klinikums, Prof. Dr. Martin Fischer vom Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, Prof. Dr. Eva Rehfuess vom Pettenkofer Institut für Public Health, Isabel Brand, Medizinstudentin im 6. Studienjahr, PD Dr. Uta Ferrari von der Medizinischen Klinik und vielen anderen. Diese Interaktionen sollen den Entwurf eines umsetzbaren gemeinsamen Lehrplans für Planetare Gesundheit und One Health mit Kernkompetenzen wie Wissen, Einstellungen und psychomotorische Fähigkeiten erleichtern.
PFLEGE
DREI WOCHEN, DREI AUSZUBILDENDE, EIN PROJEKT
Auf der interprofessionellen Ausbildungsstation in der Neonatologie lernen drei Berufsgruppen eng zusammen
Teamarbeit ist die Devise der neuen interprofessionellen Ausbildungsstation MIPA-NEO auf der Neonatologischen Station im LMU Klinikum. Drei Wochen lang arbeiten und lernen hier drei verschiedene Berufsgruppen zusammen. Aktuell sind das eine Medizinstudentin im Praktischen Jahr, eine Pflegeauszubildende und eine Pharmaziestudentin. Das Bayerische Gesundheitsministerium fördert das Projekt MIPA-NEO mit einer Summe von knapp 140.000 Euro.
Auf der interprofessionellen Ausbildungsstation planen die Lernenden – gemeinsam und unter Anleitung – die Gesundheitsversorgung je eines Frühgeborenen und setzen diese auch zusammen um: Zum Beispiel, wann das Frühchen welche Medikamente bekommt, ob es schon von den Eltern gehalten werden darf und ob die medizinischen Parameter noch passen. So bekommen sie Einblicke in die Berufsbereiche der anderen Auszubildenden und Studierenden und lernen, professionsübergreifend zusammenzuarbeiten.
WISSEN
ALLERGISCH GEGEN PENICILLIN...
... ist nur ein Bruchteil der Patienten, die im klinischen Alltag eine Penicillin-Allergie angeben und deswegen eventuell weniger potente oder schlechter verträgliche Medikamente bekommen
Die Entdeckung der antibiotischen Substanz Penicillin ist eine der größten Erfolgsgeschichten der modernen Medizin. Schon 1928 hatte der schottische Mikrobiologe Alexander Fleming sie durch Zufall im Labor ausgemacht, seit 1945 ist sie für alle Menschen verfügbar. Bis dahin standen Ärzte bakteriellen Infektionskrankheiten wie Blutvergiftungen, Diphterie und Lungenentzündungen machtlos gegenüber. Durch den Einsatz des Mittels konnte Millionen von Menschen das Leben gerettet werden. Penicilline können allergische Reaktionen auslösen, doch im klinischen Alltag geben heute viele Patientinnen und Patienten bei der Anamnese an, dass sie gegen Penicilline allergisch seien, obwohl sie es in Wirklichkeit gar nicht sind. KLINIKUM aktuell sprach mit Dr. Alexandra Weber, Apothekerin in der Stabsstelle Antibiotic Stewardship (Bild rechts), über diese Problematik und ihre Folgen.
Dr. Alexandra Weber: Etwa zehn Prozent aller Patienten, die in einem Krankenhaus aufgenommen werden, geben an, sie wären gegen Penicillin allergisch. In Wirklichkeit trifft das aber auf 90 Prozent der angeblichen Penicillin-Allergiker gar nicht zu.
Dr. Alexandra Weber: Sehr oft werden Symptome, die einmal vor vielen Jahren bei der Einnahme von Penicillin aufgetreten sind, falsch interpretiert. Viele Menschen unterscheiden nicht zwischen einer Nebenwirkung wie Durchfall oder Übelkeit und einer Allergie, die eine überschießende Antwort des Immunsystems ist. Eine einmal aufgetretene Nebenwirkung schließt eine erneute Einnahme eines Medikaments nicht aus, eine tatsächliche Allergie schon. Ich habe aber auch schon mit einem Patienten gesprochen, der gedacht hat, wenn er Penicillin ausschließt, bekäme er die „besseren Medikamente“.
Dr. Alexandra Weber: Sie bekommen andere Präparate, aber die sind keinesfalls besser. Es gibt Alternativen zu Penicillinen in Form von strukturell andersartigen Antibiotika. Das sind zum Beispiel Tetrazykline oder Gyrasehemmer. Allerdings wird die Auswahl an Antibiotika insgesamt gesehen komplizierter. Penicilline setzen wir im klinischen Alltag sehr gerne ein, weil sie sehr gut wirksam sind, wenig Nebenwirkungen haben und auch eine vergleichsweise günstige Auswirkung auf die Resistenzentwicklung haben. Können wir Penicilline nicht geben, werden die Kranken eher schlechter therapiert als besser.
Dr. Alexandra Weber: Die reichen von harmlosen Beschwerden wie Ausschlägen mit oder ohne Juckreiz über – und das ist sehr viel seltener – Atembeschwerden und Schwellungen im Gesicht bis hin zum Zusammenbruch des Herz-Kreislauf- Systems in Form eines anaphylaktischen Schocks. Aber das ist wirklich äußerst selten.
Dr. Alexandra Weber: Wir können in einer akuten Situation nicht langwierig einen Allergietest machen, aber wir haben gerade ein Projekt gestartet, bei dem wir bestimmte Dinge abfragen, zum Beispiel, welche Symptome in Zusammenhang mit Penicillinen auftraten und ob sie behandlungsbedürftig waren, um herauszufinden, wie wahrscheinlich eine tatsächliche Allergie vorliegt. Wenn ein Patient vor 20 Jahren einmal in Zusammenhang mit einer Penicillin-Gabe Durchfall bekam, ist die Anwendung von Penicillinen definitiv vertretbar. Bei Patienten mit unklarer Symptomatik muss ein Allergologe hinzugezogen werden und ein umfangreicher Allergietest durchgeführt werden. Bei einigen Patienten kann aber allein aufgrund ihrer Angaben eine Allergie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
Dr. Alexandra Weber: Zur Datensammlung haben wir uns dafür deutschlandweit mit anderen Kliniken zusammengeschlossen, auch um konkrete Zahlen zu bekommen. Und wir wollen bei den Ärztinnen und Ärzten das Bewusstsein schärfen, dass man z. B. die mit den Penicillinen strukturell verwandten Cephalosporine nicht gleich ausschließt, auch wenn jemand angibt, er hätte eine Allergie. Das haben wir am LMU Klinikum auch bei der jährlichen Antibiotic Awareness Week thematisiert.
GIDAS-PROJEKT: UNFALLFORSCHUNG AUF HÖCHSTEM NIVEAU
Das Projekt genießt weltweit höchstes Ansehen: Die German In-Depth Accident Study, kurz: GIDAS, gilt als internationaler „Goldstandard auf dem Gebiet der vertieften Verkehrsunfallforschung. Im Zentrum steht dabei die Unfallaufnahme vor Ort, die (virtuelle) Rekonstruktion und die sowohl technische als auch medizinische Dokumentation in einer anonymisierten Forschungsdatenbank Eine derartige Unfallforschung gibt es schon seit den 1970er Jahren, jahrzehntelang war Hannover der einzige Forschungsstandort dafür, nach dem Mauerfall wurde Dresden der zweite. Und seit 2023 ist München der dritte.
Das Institut für Rechtsmedizin (Abteilung Biomechanik und Unfallforschung) der LMU München, die Hochschule München (Professur für Fahrzeugaufbau und Sachverständigenwesen) und das LMU Klinikum (Muskuloskelettales Universitätszentrum) bekamen von der Bundesanstalt für Straßenwesen den Zuschlag für einen neuen Erhebungsstandort.
Hiermit soll vor allem nun auch der ländliche Bereich mit abgedeckt werden. Zunächst bis Ende 2025 werden im 5.300 Quadratmeter großen, östlich von München liegenden Erhebungsgebiet circa 500 Unfälle pro Jahr ausgewertet. Prof. Dr. Wolfgang Böcker, Direktor des Muskuloskelettalen Universitätszentrums (MUM) am LMU Klinikum, ist der wissenschaftliche Koordinator für den Medizinischen Teil des Projekts.
Und so sieht die Arbeit in der Praxis aus: Zu allen Tageszeiten der Woche bringen drei Fahrzeuge im Einsatz die Experten am GIDAS-Stützpunkt in Neubiberg zu den Unfällen, informiert werden die Teams von den Einsatzzentralen der Polizei. Jedes Team besteht aus drei Verantwortlichen: einer ist für die Kommunikation vor Ort mit allen Beteiligten zuständig, ein technischer Experte für das Unfall-Fahrzeug und einer ist für medizinische Belange im Einsatz, häufig ist das ein Rettungssanitäter oder eine Rettungssanitäterin. Im Hintergrund gibt es zusätzlich noch einen Koordinator, der für die Abstimmung mit den Einsatzkräften zuständig ist.
„Die Unfallerhebung vor Ort ist immer nachrangig zu den Tätigkeiten des Rettungsdienstes und den Aufgaben der Polizei, betont Prof. Dr. Wolfgang Böcker. Die Arbeit ist anspruchsvoll: „Pro Verkehrsunfall erheben wir bis zu 3.000 unfallcharakterisierende Merkmale einheitlich“, erklärt Prof. Dr. Böcker. Die Fakten und rekonstruierten Daten zu Unfall- und Verletzungsursachen und -folgen werden pseudonymisiert und nach Fallabschluss anonymisiert in die GIDAS-Datenbank eingepflegt. Der ungeheure Aufwand dient allen Verkehrsteilnehmern: „Langfristig wird dadurch die Fahrzeugsicherheit und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer verbessert“, so Böcker. Von großer Bedeutung beim Einsatz ist, dass die Teams rechtzeitig zur Unfallstelle gelangen, um vergängliche Spuren schnellstmöglich zu sichern. Leider dürfen die GIDAS-Fahrzeuge aktuell kein Blaulicht benutzen, weshalb sie beispielsweise die Rettungsgasse nicht befahren können und deshalb besonders auf Autobahnen verzögert oder gar nicht zum Unfallort gelangen.
Dabei sollte die Erhebung der Daten allen am Herzen liegen: Mit GIDAS besteht für Gesetzgeber und Industrie die Möglichkeit, das Unfallgeschehen detailliert zu analysieren und negative Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Mit den Erkenntnissen können gezielt Maßnahmen abgeleitet werden, um die Anzahl der im Straßenverkehr getöteten und verletzten Personen zu reduzieren. Schon heute werden die Erkenntnisse aus den Unfallvariablen der GIDAS-Datenbank genutzt. Aufgrund dieser Daten weiß man, welche vom Laien präklinisch erfassten Unfallvariablen auf eine schwerwiegende Verletzung hinweisen können.
Bei einem Notruf werden deshalb heute Variablen wie Helmverlust oder Herausschleudern aus dem Fahrzeug vom Disponenten der Rettungsleitstelle abgefragt. Die identifizierten Variablen der GIDAS-Unfallforschung sind auch in den Indikationskatalog für den Notarzteinsatz der Bundesärztekammer eingeflossen. Durch einen gezielten Notarzteinsatz können Menschleben gerettet werden.
WELTWEIT VERNETZT
Das Laser-Forschungslabor der Urologie zu Gast auf der LASER World of PHOTONICS
Großartige Stimmung in vollen Hallen, angeregte Gespräche und ein sehr internationales Publikum. Auf der LASER World of PHOTONICS in München traf sich die weltweite Photonikbranche. Mehr als 1.300 Aussteller, davon 66 Prozent aus dem Ausland, präsentierten auf der Weltleitmesse ihre Innovationen den rund 40.000 Besuchern. Auf dem parallel stattfindenden World of Photonics Congress, dem größten in Europa, fanden fünf Konferenzen, die sämtliche Facetten photonischer Wissenschaft abdeckten, unter einem Dach statt und ermöglichten sechs Tage lang der internationalen Wissenschaftselite bei insgesamt 10.000 Teilnehmern den wissenschaftlichen Austausch. Das Laser-Forschungslabor (LFL) der Urologie war gleich mehrfach auf dem Ausstellungsgelände vertreten.
Auf dem vom Bayerischen Wissenschaftsministerium betreuten Stand der Bayerischen Hochschulen stellte das LFL an einem Kopfmodell das Konzept der am LMU Klinikum in Zusammenarbeit mit der Neurochirurgie entwickelten interstitiellen Photodynamischen Therapie (iPDT) vor. Derzeit laufen in der Neurochirurgie klinische Studien zur Anwendung der iPDT bei der Behandlung des Glioblastoms. Als zweites Exponat wurde das im LFL entwickelte System zur nichtinvasiven optischen Messung von Eisenmangel des KUMStart-Up-Unternehmens FerroSens vorgestellt.
Der Messestand der Urologie des LMU Klinikums
Im Rahmen des begleitenden World of Photonics Congress fand die European Conference on Biomedical Optics unter der Leitung von Prof. Dr. Ronald Sroka (LFL-LIFE) und Prof. Alex Vitkin (University Toronto) statt. Mehr als 400 Präsentationen und an die 1.000 registrierteTeilnehmer motivierten zu intensivem Austausch über neuartige Behandlungs- und Diagnosemethoden mittels optischer Verfahren in der Medizin.
Zellverbände ohne die Entnahme von Gewebe am lebenden Organismus präzise zu untersuchen, schien bislang unmöglich, ist aber aufgrund der Entwicklungen in optischer Technologie und künstlicher Intelligenz in Reichweite. Photonische Diagnostik optimiert die Vorsorge, ohne dem Patienten einen invasiven Eingriff zuzumuten. Mit biophotonischen Methoden lassen sich betroffene Stellen lokalisieren und mittels Laserstrahlung können materielle Eigenschaften erfasst werden.
Zusätzliche Methoden wie Optoakustik ermöglichen es, in die Tiefen menschlicher Gewebeschichten vordringen und mittels Bildgebung Auskunft über den Fortschritt einer Krankheit zu ermöglichen. Selbst kleinste Hinweise im Gewebe können durch laserbasierte Mikroskopie in Verbindung mit Fluoreszenztechnik entdeckt und infolgedessen frühzeitig behandelt werden.
Die Behandlung von Krankheiten kann zudem mittels innovativer Lasertherapiesysteme erfolgen: Dabei reicht das Spektrum von der Augenheilkunde und Implantologie über Alzheimer-, Zellmetabolismus- und Stammzellenforschung bis hin zur Tumorbiologie. Dieses Forum bot insbesondere für die Studierenden des LFLs die Möglichkeit des internationalen Erfahrungsaustausches und Netzwerkens, sowie die Präsentationen der eigenen Forschungsergebnisse vor einem internationalen Publikum. 2025 wird es eine Fortsetzung geben.
SIMULATIONSTRAINING
Ein Symposium über die Zukunft der medizinischen Ausbildung
Das Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung
in der Medizin (DAM) hat ein äußerst wichtiges Thema aufgegriffen: Beim ersten DAM-Symposium „Clinical Reasoning and the Future Role of Simulations in Medical Education“, das im November in Kooperation mit der Brainlab AG in deren Räumlichkeiten in der Messestadt Riem veranstaltet wurde, ging es darum, welche Rolle Simulations-Training in der Ausbildung von Medizinstudierenden spielt und wie man dieses Tool noch häufiger und besser strukturiert einsetzen kann. „Wir hatten über 100 internationale Gäste, darunter auch 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DAAD-Projektes ‚Ukraine digital‘“, berichtet Prof. Dr. Martin Fischer, Direktor des DAM. „Das Symposium war ein voller Erfolg und hat einen intensiven Austausch zum Thema ermöglicht.“
An der LMU werden Medizinstudierende mit unterschiedlichen Arten von Simulation konfrontiert: Einmal üben sie an realen Patienten, die von Schauspielern nach einem medizinischen Drehbuch dargestellt werden – und sie üben virtuell am Computer, die richtigen diagnostischen Entscheidungen zu treffen. So gibt es die virtuelle Situation, bei der ein Studierender z. B. einen Patienten betreuen muss, der mit heftigen Brustschmerzen kommt. Welche Anamnesefragen sind wichtig? Welche Diagnosen könnten dahinterstecken? Welche Untersuchungen sind notwendig, um die richtige Diagnose zu finden und abzusichern?
Auch die ärztliche Zusammenarbeit wird virtuell trainiert: Was schreibt man auf den Anforderungsschein an die Kolleginnen und Kollegen in der Radiologie, damit ihnen die Notwendigkeit einer Untersuchung auch einleuchtet? „Wir wissen, dass unsere Studierenden beim Lernen in Simulationssituationen häufig besser und gezielter beim Lernen unterstützt werden können als am realen Krankenbett“, sagt Prof. Dr. Fischer. „Im Klinikalltag stürzt für die Lernenden häufig zu viel auf einmal auf sie ein und es gibt nicht genügend Rückmeldungen.“
Deshalb wird Simulation nach Fischers Auffassung bislang noch zu wenig und auch zu wenig strukturiert eingesetzt. Deswegen gab es dieses Symposium, auch um sich mit anderen Universitäten zu vernetzen, gemeinsame Strategien zu entwickeln und ihren Erfolg systematisch zu erforschen. Der Termin für dieses Jahr für das nächste Symposium zur Nutzung von Simulationen in der Lehre steht schon fest!
Neue Leitlinie zu Parkinson
Ziel ist verbesserte Versorgung der Patientinnen und Patienten
Augen: Heilen mit Gentherapie
Neue DFG-Forschungsgruppe hat Netzhauterkrankungen im Fokus
PERSPEKTIVE
EIN GANZ BESONDERES JUBILÄUM
Seit 20 Jahren wird am LMU Klinikum Palliativmedizin für Kinder gemacht. In einem Festakt wurde nicht nur an Vergangenes erinnert, sondern auch ein Ausblick in die Zukunft eröffnet
In Deutschland sterben jährlich 3.500 bis 4.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren. Viele von ihnen werden mit einer unheilbaren Krankheit geboren, haben Stoffwechselerkrankungen oder Fehlbildungen. Wenn ein Kind lebensbedrohlich erkrankt, so ist das nicht nur für die kleinen Kranken eine herausfordernde Situation, sondern in ganz besonderem Maße für ihre Familien. Bis vor 20 Jahren gab es in Deutschland dafür keine spezielle Betreuung.
Prof. Dr. Monika Führer, die heutige Leiterin des Kinderpalliativzentrums am LMU Klinikum, betreute damals als Oberärztin in der Onkologie krebskranke Kinder. Kinder wie Noah, 4, der an einem bösartigen Muskeltumor im Fuß litt, dessen Metastasen sich in den Bauchraum ausgebreitet hatten. Für Noah gab es keine Heilung, er wurde nach Hause entlassen, wo seine Eltern und der niedergelassene Kinderarzt mit seinen Schmerzen, aber auch der Situation insgesamt komplett überfordert waren. Er brauchte eine spezielle Palliativbetreuung, die es damals nicht gab.
Noahs Schicksal war die Initialzündung für Monika Führer, die dann 2003 einen Arbeitskreis für pädiatrische Palliativmedizin gründete. „Zum ersten Treffen kamen so viele Menschen, dass der dafür vorgesehene Konferenzraum im Dr. von Haunerschen Kinderspital aus allen Nähten platzte: Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte sowie Seelsorger am Haus, ihnen allen brannte das Thema unter den Nägeln“, erinnert sich Prof. Führer.
Schnell wurde gehandelt: 2004 wurde HOMe gegründet, was für die Palliativversorgung schwerkranker Kinder zuhause steht und mit einer halben Arztstelle begann, die die Bayerische Stiftung Hospiz förderte. Im Jahr 2005 starteten am LMU Klinikum die Ausbildungskurse in Kinderpalliativmedizin, 2006 folgte die Gründung der AG Kinderpalliativmedizin in Bayern. 2007 kam die Stiftungs-Professur der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die nach einem öffentlichen Ausschreibungsverfahren mit Monika Führer besetzt wurde.
Für ihren Amtsantritt 2009 hatte sie bei den Berufungsverhandlungen erreicht, dass auch eine Kinderpalliativstation am Klinikum folgen sollte. Der dafür gegründete Förderverein sammelte 2011 in nur sechs Monaten 5,5 Millionen Euro für den Bau, 2016 konnte dann endlich das Kinderpalliativzentrum mit einer Station mit acht Betten eingeweiht werden. Es war das erste in Süddeutschland und das zweite überhaupt in Deutschland. „Palliativversorgung hat – bei Kindern und bei Erwachsenen – einen ganzheitlichen Ansatz“, erklärt Monika Führer. „Ziel ist, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Palliativversorgung berücksichtigt körperliche, emotionale, kulturelle, spirituelle und soziale Bedürfnisse des Kindes. Besonders wichtig ist, dass sie die Versorgung der Familie und des sozialen Umfelds einschließt.“ Manche Kinder erhalten eine Palliativversorgung nur für eine kurze Zeit, andere Kinder möglicherweise über viele Jahre.
„Es geht bei uns nicht in erster Linie um die Begleitung des Sterbens, sondern um das Leben in dem Wissen, das die Zeit begrenzt ist“, sagt Monika Führer. „Deswegen ist es so wichtig, dass schwerstkranke Kinder und ihre Eltern möglichst früh den Kontakt zu uns suchen.“ Für die Zukunft wünscht sich die Medizinerin, dass die Palliativversorgung an den bayerischen Kliniken noch weiter ausgebaut wird. „Da gibt es noch viel zu tun“, weiß Führer. Außerdem wirbt der Förderverein unverändert um Spenden, damit das Kinderpalliativzentrum weiterhin seine ganz besondere Qualität erhalten kann: ein „Zuhause auf Zeit“ für schwerstkranke Kinder und ihre Familien bei bester medizinischer und psychosozialer Versorgung zu sein.
Doch zunächst wurde das Erreichte mit einem Festakt zum 20-jährigen Jubiläum gefeiert: Im Seminarraum des Kinderpalliativzentrums freute sich Monika Führer unter anderem über den Besuch von Prinzessin Ursula von Bayern und Bayerns ehemalige First Lady, Karin Seehofer, die das Projekt von Anfang an unterstützt hatten.
SANDRO WAGNER - ENGAGIERT FÜR DAS LMU KLINIKUM
„Im Team seid ihr stark“ lautete Sandro Wagners Botschaft beim Besuch in der Kinderchirurgie im Dr. von Haunerschen Kinderspital. Wagner, Co-Trainer der Männer-Fußballnationalmannschaft, ist Pate für das Neue Hauner, das derzeit am LMU Klinikums-Campus Großhadern gebaut wird. Jetzt wollte er den jungen Patientinnen und Patienten in der Innenstadt Mut machen
Fundraising - warum das LMU Klinikum Spenden braucht
Das LMU Klinikum ist eines der größten und besten Häuser der Maximalversorgung in Europa. Neben Forschung und Lehre geht es dort ganz wesentlich um die bestmögliche Versorgung kranker Menschen, doch auch dabei spielt Geld eine Rolle.
Ohne die durch das Fundraising gesammelten Spenden wäre am Haus vieles nicht möglich. KLINIKUM aktuell sprach mit Prof. Dr. Markus M. Lerch, dem Ärztlichen Direktor und Vorsitzenden des Vorstandes (Bild rechts).
Prof. Dr. Markus M. Lerch: Der Freistaat Bayern finanziert uns gut, dafür sind wir dankbar. Aber wir müssen wirtschaftlich arbeiten und dürfen unser Budget nur für staatlich definierte oder von den Kostenträgern finanzierte Aufgaben verwenden. Die Bedürfnisse unserer Patientinnen und Patienten oder die neuesten medizinischen Fortschritte gehen aber oftmals über das vom Freistaat oder den Krankenkassen Finanzierte hinaus. Solche Projekte können wir dann nur durch Spenden und die Unterstützung aus der Gesellschaft möglich machen.
Prof. Dr. Markus M. Lerch: Ein Dauerbrenner ist das „Neue Hauner“, bei dem wir schon einen beträchtlichen Teil der Bausumme durch Spenden sammeln konnten, aber auch weiterhin für die Ausstattung dieser modernsten Kinderklinik Europas um Unterstützung bitten. Ein aktuelles Projekt, das mir sehr am Herzen liegt, ist ein hochmodernes Lasergerät für die Herzchirurgie (Philips Laser System), das einem Teil unserer Herzpatienten eine Operation ersparen kann (siehe Bild rechts). Eine medizinisch sinnvolle Sache, aber 250.000 Euro teuer, da brauchen wir noch ein bisschen, bis das Geld zusammen ist. Weiterhin benötigen wir auch Geld für die Palliativmedizin, und zwar für Erwachsene und für Kinder. Jedes Jahr kommen neue Projekte hinzu, dafür können wir auch immer wieder eines erfolgreich abschließen.
Prof. Dr. Markus M. Lerch: Wenn Sie uns 1.000 Euro spenden, kommen 1.000 Euro bei den Projekten an. Die laufenden Kosten der Fundraising-Abteilung tragen wir mit unserem Klinik-Budget, so dass kein Cent der Spende anderweitig verwendet wird.
Prof. Dr. Markus M. Lerch: Das sind einmal die verschiedenen Fördervereine am Haus, unter anderem der Förderverein Kinderpalliativmedizin, bei dem der Vorsitzende Thomas Barth und seine Mitstreiter in einem halben Jahr 5,5 Millionen Euro sammelten und so den Bau des Kinderpalliativzentrums überhaupt erst ermöglichten. Erwähnen möchte ich auch den Haunerverein, der seit 1846 die Kindermedizin unterstützt, und den Einsatz des Münchner Rotary Clubs.
Neben anderen namhaften Stiftungen und Firmen gibt es auch viele dankbare Patientinnen und Patienten, die für unsere Projekte spenden, oder uns als Erben eines Nachlasses berücksichtigen. Und dann sind da viele Münchnerinnen und Münchner, die bei Geburtstagen statt Geschenken oder bei Beerdigungen statt Kränzen um Spenden für uns bitten. Oder aber Mäzene wie Sigrid und Siegfried Siegmund, die die Stiftung eines ganzen Gebäudes für das LMU Klinikum übernommen haben, das heute ihren Namen trägt.
Unterstützt werden wir aber nicht nur durch Geld, sondern auch durch Menschen, die ihren guten Namen und ihre Prominenz in den Dienst unserer Sache stellen. Ex-Fußballer Sandro Wagner ist – wie seine Kinder – am Klinikum in Großhadern ge- boren. Er unterstützt uns schon lange und hat das auch nicht zurückgefahren, seit er Co-Trainer der Fußball-Nationalmannschaft ist.
Große Unterstützung erfahren wir auch durch das Haus Wittelsbach, insbesondere durch Prinzessin Ursula von Bayern, die sich für die Belange von kleinen Patienten einsetzt und in der Neonatologie, am Dr. von Haunerschen Kinderspital und in der Kinderpalliativmedizin aktiv ist. Ich bin sehr dankbar, dass wir wirklich von einem breiten gesellschaftlichen Fundament getragen werden.
IBAN: DE41 7005 0000 0000 0200 40
Verwendungszweck: Laser Herz
ABSCHIED NACH 31 JAHREN
Nach über 31 Jahren am LMU Klinikum wurde Prof. Dr. Reinhard Hickel, mit einem Symposium in den Ruhestand verabschiedet
NEUER CHEF DER ZAHNKLINIK
Prof. Dr. Falk Schwendicke ist seit 1. Januar Chef der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie am LMU Klinikum
ORGANSPENDE RETTET LEBEN
Der Patienten- und Pflegebeauftragte der Bayerischen Staatsregierung informierte sich dazu am LMU Klinikum
Seit November 2023 ist Thomas Zöller, für die Freien Wähler Mitglied im Bayerischen Landtag, der Patienten- und Pflegebeauftragte der Bayerischen Staatsregierung. Als einen seiner ersten Termine besuchte der Politiker im Dezember die Kinderintensivabteilung des LMU Klinikums und tauschte sich mit Prof. Dr. Nikolaus Haas, Leiter der Kinderkardiologie und Pädiatrischen Intensivmedizin, zu den wichtigen Themen Organspende und Transplantationsmedizin aus. Thomas Zöller traf mehrere Kinder, die derzeit auf der Kinderintensivstation betreut werden müssen und auf der Warteliste zur Organtransplantation stehen, in Großhadern und hatte auch Gelegenheit, sich mit deren Eltern zu unterhalten.
Die Kinder sind alle in einem extrem kritischen Zustand, zwei warten schon seit fast einem Jahr mit einem Kunstherz auf eine Transplantation. Ein weiterer kleiner Patient ist seit fast 100 Tagen an einer ECMO (künstliche Lunge) angeschlossen und hofft mit seinen Eltern auf eine Organtransplantation.
„Es freut uns sehr und es ist uns eine Ehre, dass Herr Zöller gewissermaßen als eine seiner ersten Amtshandlungen unsere Abteilung besucht, um mit uns über Organtransplantation und Organspende zu sprechen, und sich über die dringend notwendigen Änderungen des Transplantationsgesetzes informiert“, so Prof. Dr. Nikolaus Hass. Auch Zöller, der selbst seit Jahren einen Organspendeausweis besitzt, sieht das so: „Es besteht Einigkeit, dass die Organspende eine Errungenschaft der Medizin ist, die vielen Betroffenen das Leben rettet. Inbesondere kleine Patientinnen und Patienten sowie deren Familien müssen bei diesem Thema noch stärker unterstützt werden.“
Prof. Haas und sein Team sowie die Familien der betroffenen Kinder hoffen nun, dass sich Thomas Zöller auch mit der Erfahrung des persönlichen Kontakts zu den Betroffenen aktiv für eine Modernisierung der Transplantationsrichtlinien einsetzt und sich für die Widerspruchslösung stark macht, die bekanntermaßen der Großteil der Bevölkerung unterstützt. Bei der Widerspruchsregelung gilt jeder Bürger als möglicher Organspender, der zu Lebzeiten keinen Widerspruch erklärt hat. Die Regelung gilt unter anderem in Österreich, wo – anders als in Deutschland – kein eklatanter Mangel an Spenderorganen herrscht. In diesem Zusammenhang erneuerte Prof. Haas seine Einladung an alle Politiker, die die Notwendigkeit einer Änderung des Transplantationsgesetzes bezweifeln, ins LMU Klinikum Großhadern zu kommen und die betroffenen Familien und die Kinder zu besuchen.
EXTRA
WAS IST DENN HIER BLOSS LOS?
Ein bunter Reigen mit Tieren der Weltgeschichte: Die Ärztin Jennifer Tapp hat die Kinderchirurgie am LMU Klinikum mit Wandbildern gestaltet
Tja, der Dinosaurier, hatte er Federn, Fell, war er nackt? Man weiß es nicht, wie also soll er aussehen? Nur eine der Herausforderungen für Assistenzärztin Jennifer Tapp bei ihrem ambitionierten Projekt: Sie gestaltete Flure und Zimmer der Kinderchirurgie des LMU Klinikums im Dr. von Haunerschen Kinderspital mit Wandbildern von Tieren der Weltgeschichte. Ein heiterer Reigen, der Dino fügt sich wunderbar ins Farbkonzept ein. An die 40 Tiere malte sie, mit normalen Wandfarben, von ersten mehrzelligen Lebewesen bis zur Gorillamama mit ihren Jungen als modernes Tier.
„Kindgerecht, nicht kindisch sollte es sein“, sagt sie, „das war mein Anliegen, die klassischen Rollenbilder Ritter, Drachen, Prinzessin, wie oft in anderen Häusern zu sehen, wollte ich nicht. Wir machen Kinder- und Jugendmedizin bis zum 18. Lebensjahr, den Größeren soll es auch gefallen.“ Das tut es, Begeisterung überall, von anderen Stationen kommen Neugierige und Anfragen.
Die Niederbayerin mit britischem Vater ist im vierten Jahr ihrer Ausbildung zur Fachärztin für Kinderchirurgie. „Ich bin wahnsinnig gerne Ärztin“, sagt sie, „ich habe aber auch diese ausgeprägte künstlerische Seite in mir. Habe mein Leben lang gemalt, autobiografisch, großformatig auf Leinwand, das ist meine Form mich auszudrücken. Ich muss schauen, wie ich beide Seiten zusammenbringe.“ Ein kurvenreicher Weg. Erst an einem Gymnasium mit Kunstzweig in einem anderen Bundesland, von ihr gesucht und gefunden, konnte sie sich künstlerisch ausleben. Baute ein Super-Abitur, bekam direkt einen Studienplatz in Medizin an der LMU. Kunst studieren wollte sie nicht, wollte finanziell unabhängig sein. Doch Biologie hatte sie immer fasziniert.
Als 2021 die Station renoviert wurde, fragte die Stationsleitung, ob sie die künstlerische Gestaltung übernehmen wolle. Oh ja. Ihr wurde viel Freiheit gelassen. Sie wollte die Eckdaten der Evolutionsgeschichte darstellen, an Tieren, über Millionen von Jahren hinweg. Das Team fand das gut. Sie hatte sich ein Jahr Auszeit genommen, um sich aufs Malen zu konzentrieren. Wer glaubt, einfach ein paar Tiere hinzupinseln, sei keine große Kunst, der irrt. Das braucht umfassende Recherche im Internet, der Bauplan des Lebewesens muss verstanden werden. Die Technik hat ihre Tücken, normale Wandfarbe trocknet sehr schnell, verläuft nach unten. Die Medizinerin: „Eine Herausforderung, privat male ich mit Acryl, diese dicke Farbe verrinnt nicht auf Leinwand. Teilweise habe ich mit Publikum gemalt, die Kinder waren begeistert, haben Farben ausgewählt, verkündet, was sie gut oder schlecht finden, wohin die Tiere schauen sollen. Tiere sind äußerst interessant, optisch geschlechtsneutral, das ist wichtig. Ich habe die Kinder sehr gerne miteinbezogen.“
Das Honorar für den künstlerischen Auftrag an Jennifer Tapp wurde vom Hauner Verein zur Unterstützung des Dr. von Haunerschen Kinderspitals e. V. und anderen Spendern finanziert.
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AUF DEM WEG ZUM GRÜNEN HOSPITAL
Interview mit Prof. Dr. med. Bernhard Heindl, Leiter der Stabsstelle Strategische Unternehmenssteuerung am LMU Klinikum (Bild rechts), zum Thema Nachhaltigkeit
KLINIKUM aktuell: Spielt das Gesundheitswesen beim CO2-Ausstoß überhaupt eine Rolle?
Prof. Bernhard Heindl: Leider trägt das globale Gesundheitswesen in hohem Maße zum CO2-Ausstoß bei. Wäre der globale Gesundheitssektor ein Land, wäre er der fünftgrößte Emittent von Klimagasen im weltweiten Ranking. Die Gesundheitsbranche in Deutschland verursacht jährlich 6-7 Prozent der Gesamtemissionen. Auch die Abfallproduktion ist erheblich. In Deutschland fallen in den 2.000 Kliniken jährlich rund 4,8 Millionen Tonnen Abfall an, am LMU Klinikum über 6.000 Tonnen.
Prof. Bernhard Heindl: Letztlich sind alle Bereiche des Klinikums betroffen und können ihren Beitrag leisten. Das LMU Klinikum verbraucht jährlich etwa so viel Strom wie 23.000 Durchschnittshaushalte. Der Ausbau von erneuerbaren Energien – insbesondere der Fotovoltaik – wird deswegen konsequent verfolgt. Durch Recycling und die Verwendung von Mehrfachprodukten kann die Abfallmenge reduziert werden. Unter den Begriff der Nachhaltigkeit fällt aber auch die soziale Verantwortung des Klinikums für seine Patienten und Mitarbeiter. Das LMU Klinikum setzt sich entschieden für die Belange seiner Mitarbeiter ein und hat hier bereits Auszeichnungen als vorbildlicher Arbeitgeber erhalten.
Prof. Bernhard Heindl: Vieles wurde bereits in die Wege geleitet. Manchmal initiiert durch die Klinikumsleitung, manchmal durch engagierte Mitarbeiter selbst in ihren Bereichen. Daher hat sich das LMU Klinikum letztes Jahr auch um den Titel eines Green HospitalPlus beim Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention beworben. Beispielhaft erwähnt seien kontinuierliche Energiesparmaßnahmen, der Ausbau der Fotovoltaik, die Erhöhung der Recyclingquote, der Ausbau von Radstellplätzen und Rad-Reparatur-Stationen, die Aufstellung eines Brutkastens für Falken am Dach des Klinikums oder eines Bienenstocks am Haunerschen Kinderspital.
Prof. Bernhard Heindl: Alle größeren Unternehmen – dazu zählt das LMU Klinikum – müssen nach gesetzlichen Vorgaben ab dem Geschäftsjahr 2025 einen ausführlichen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen, der auch von externen Sachverständigen geprüft werden muss. Das Klinikum wird dazu eine Arbeitsgruppe einrichten, die die notwendigen Informationen aus allen Bereichen zusammentragen wird.
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