Klinikum aktuell 4/2023
MEDIZIN
SEPSIS - DIE UNTERSCHÄTZTE GEFAHR
Wie am LMU Klinikum interdisziplinär behandelt wird – und wie eine betroffene Patientin ihr Leben nach der Erkrankung meistert
Bis zu 100.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an einer Sepsis, bis zu 40 Prozent von ihnen sterben daran. Die Sepsis ist die häufigste Todesursache infolge einer Infektion, doch viele Menschen haben von dem akut lebensbedrohlichen, komplexen klinischen Krankheitsbild noch nie gehört. So ging es auch Monika Heyne, die im Dezember 2018 einen Infekt hatte, der sich innerhalb weniger Stunden dramatisch verschlimmerte. Ihr Ehemann Patrick rief den Notarzt, da seine Frau auch noch zunehmend verwirrt war. „Was eine Sepsis ist, wussten wir damals nicht“, erzählt die 53-Jährige. „Heute wünsche ich mir, dass mein Schicksal dabei hilft, für das Thema zu sensibilisieren.“
Schon auf dem Weg ins LMU Klinikum war ihr Leben akut bedroht, dort wurde allerdings sofort die richtige Diagnose gestellt, und Monika Heyne auf der Intensivstation behandelt. Mehrere Wochen lag die Münchnerin im künstlichen Koma, die Ärztinnen und Ärzte konnten ihr Leben retten, doch Monika Heyne verlor beide Unterschenkel und alle Finger. Als sie aus dem LMU Klinikum in die Reha-Klinik entlassen wurde, saß sie im Rollstuhl. „Das war und ist für mich keine Option“, sagt sie. „Ich will unbedingt selbstständig gehen können.“
Sie wurde mit zwei individuell angepassten Unterschenkel-Prothesen versorgt, durch eiserne Disziplin und dank ständiger Physiotherpie in der Physikalischen Medizin am LMU Klinikum schaffte sie, dass sie inzwischen eine Stunde am Rollator gehen kann. „Ich lasse mich nicht unterkriegen“, betont die schlanke, drahtige Patientin, die nicht etwa mit dem Krankentransport zur Therapie kommt, sondern mit dem Bus des öffentlichen Nahverkehrs.
Mehrmals pro Woche ist sie in Großhadern, auf ihrem Stundenplan stehen Lymphdrainage genauso wie Trainingstherapie zum Muskelaufbau oder Ergotherapie. „Ein besonderes Augenmerk in der Therapieplanung bei Frau Heyne legen wir darauf, dass die Behandlung an Veränderungen ihrer Fähigkeiten angepasst wird“, sagt Dr. Martin Weigl, Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin am Muskuloskelettalen Universitätszentrum München (MUM). „Zum Beispiel haben wir nach den plastischen Operationen der Hände Ergotherapie und Lymphdrainage zur Physiotherapie ergänzt. Durch die Lymphdrainage schwillt das Operationsgebiet schneller ab, und in der Ergotherapie wird die Handfunktion trainiert. Erst dadurch kann die seit einer Operation mögliche, bessere Greiffunktion tatsächlich im Alltag genutzt werden.“
Was steht als nächstes an? Eine neue myoelektrische Handprothese! „Ziel ist, das Erlernen der Fähigkeit, die Prothese im Alltag durch Training in der Ergotherapie nutzen zu können“, so Dr. Weigl. „Hierbei lernt Frau Heyne die gezielte Ansteuerung von Muskeln am Unterarm. Dort leiten Elektroden die Muskelspannungen als Signale weiter. Durch diese Signale werden Bewegungen der Hand und Finger gesteuert.“ Dr. Weigl koordiniert die Therapie von Monika Heyne, bei Bedarf kann er jederzeit Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen hinzuziehen: Eine Sepsis und ihre Folgen brauchen Interdisziplinarität, so kümmerte sich unter anderem Dr. Friedrich Märtz in der Schmerzambulanz um auftretende Phantomschmerzen.
Monika Heyne hat schon einen weiten Weg in der Therapie zurückgelegt. Sogar schwimmen kann sie mit Hilfe spezieller Hand- und Beinprothesen wieder. Ein ordentliches Stück Weg liegt aber auch noch vor ihr. „Aufgeben kam für mich nie infrage“, sagt die Münchnerin. „Ich habe mich von Anfang an dafür entschieden, nach vorne zu schauen und das Beste daraus zu machen.“
Sepsis – das muss man wissen
Was ist eine Sepsis? Wer ist besonders gefährdet? Wie erfolgt die Diagnose? PD Dr. Michael Irlbeck, Leiter der Intensivmedizin an der Klinik für Anaesthesiologie des LMU Klinikums, klärt auf.
GEMEINSAM ENTSCHEIDEN
Warum das Pilotprojekt BAYERN GOES SDM so wichtig ist
Es ist ein wegweisendes Projekt – und Bayern führt als erstes Bundesland in Deutschland an seinen sechs Universitätsklinika Shared Decision Making (SDM) ein. So auch am LMU Klinikum in der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie und in der Urologischen Klinik. Doch was ist Shared Decision Making überhaupt? „SDM bezeichnet den Prozess der gemeinsamen Entscheidungsfindung von Patientinnen und Patienten zusammen mit ihren behandelnden Ärzten. Beide sind sie Experten – die Ärztin, der Arzt für die medizinischen Themen, der Patienten für sein eigenen Leben“ erklärt Serap Tari (Bild rechts), die am Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZKF) das Projekt Bayern goes SDM leitet.
„In diesem Prozess informiert der Arzt über die Möglichkeiten der Behandlung, die infrage kommen und wissenschaftlich geprüft sind. Wichtig dabei: Die Information umfasst auch die Vor- und Nachteile einer jeden Therapieoption. Ziel von SDM ist es, gemeinsam – idealerweise auch mit Unterstützung der Pflege – eine Therapieentscheidung zu treffen, die medizinisch sinnvoll ist, und die die persönliche Lebenssituation sowie die Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigt.“ Die Vorteile: SDM erhöht die Patientenkompetenz sowie die Therapietreue, Über-, Unter und Fehlversorgung werden verringert und so die Versorgungsqualität und die Patientensicherheit erhöht. Nicht zuletzt führt SDM zu einer größeren Zufriedenheit von Patienteninnen und Patienten sowie auch der Ärztinnen und Ärzte.
Das Bayerische Zentrum für Krebsforschung unterstützt mit der Gründung einer Projektgruppe den Strukturaufbau, um wissenschaftliche Projekte zum Thema SDM zu ermöglichen. Prof. Dr. Claus Belka (im Bild links), Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am LMU Klinikum und Sprecher der BZKF-Projektgruppe SDM erklärt: „Lebenssituationen und Präferenzen von Patientinnen und Patienten werden im klinischen Alltag noch immer zu wenig berücksichtigt. Wenn sich Patientinnen und Patienten in der Klinik vorstellen, setzen Ärztinnen und Ärzte oft voraus, dass diese Gespräche bereits beim niedergelassenen Kollegen stattgefunden haben. Doch das ist oft nicht der Fall.
Das Pilotprojekt in Bayern orientiert sich am SHARE TO CARE-Programm, das am Universitätsklinikum in Kiel entwickelt und auch in seiner Wirkung überprüft wurde. „Das SHARE TO CARE-Programm umfasst vier Module: ein spezielles Ärztinnen- und Ärztetraining, die Qualifizierung des Pflegefachpersonals, die Aktivierung von Patientinnen und Patienten und den Einsatz von Entscheidungshilfen für wichtige Therapieentscheidungen“, so Serap Tari. Nach notwendigen Vorarbeiten beginnt im Januar 2024 das SDM-Training der Ärztinnen und Ärzte. Auch die Weiterqualifizierung in der Pflege zu sogenannten Decision Coaches startet 2024. Damit wird SDM in den Kliniken für Strahlentherapie und Urologie in Entscheidungsgesprächen Einzug halten.
Prof. Dr. Christian Stief (im Bild rechts), Direktor der Urologischen Klinik:
„Der Patient erwirbt mittels SDM ein fundiertes Wissen, und der Arzt unterstützt ihn auf seinem Weg zur Entscheidungsfindung. Allerdings muss der Patient diesen Weg eigenständig gehen.“
Thomas Schlag (im Bild Mitte), 65, hat mit seinen Erfahrungen bei der Entstehung von zwei Entscheidungshilfen mitgewirkt - gemeinsam mit anderen Betroffenen
Sie hatten Prostatakrebs. Wie waren Ihre Erfahrungen bei der Entscheidung für eine Therapie?
Ich wurde 2015 am LMU Klinikum wegen eines Prostatakarzinoms behandelt. SDM gab es damals noch nicht, aber trotzdem wurde ich über die Vorteile und Risiken von Abwarten und Beobachten, Operation oder einer Bestrahlung so informiert, dass ich gemeinsam und gleichberechtigt mit meinen Ärzten die für mich beste Entscheidung treffen konnte. Ich habe mich operieren lassen und bin überzeugt, dass es für mich die beste Wahl war.
Warum ist Ihnen SDM so wichtig?
Ich engagiere mich für SDM, weil ich möchte, dass es für Patienten nicht Glücksache ist, wie sie beraten werden, sondern ein verbindlicher Standard herrscht, so dass jeder unter Kenntnis aller Fakten die für sich richtige Entscheidung treffen kann.
Wie geht es Ihnen heute?
Besser denn je, ich musste die ersten fünf Jahre nach der Operation alle sechs Monate zur Kontrolle, inzwischen nur noch alle zwölf Monate. Und es ist alles in bester Ordnung.
Neurologische Intensivmedizin
m Alltag des LMU Klinikums, einem Krankenhauses der Maximalversorgung, ist Spezialisierung auf höchstem Niveau die Regel. Das gilt auch für die Intensivstationen, die jeweils genau auf die Bedürfnisse der Patienten eines Fachgebiets ausgerichtet sind. Eine ist die neurologische Intensivstation, auf der mit zwölf Beatmungsplätzen unter anderem Männer und Frauen mit Hirnhaut- oder Hirnentzündungen versorgt werden.
m Alltag des LMU Klinikums, einem Krankenhauses der Maximalversorgung, ist Spezialisierung auf höchstem Niveau die Regel. Das gilt auch für die Intensivstationen, die jeweils genau auf die Bedürfnisse der Patienten eines Fachgebiets ausgerichtet sind. Eine ist die neurologische Intensivstation, auf der mit zwölf Beatmungsplätzen unter anderem Männer und Frauen mit Hirnhaut- oder Hirnentzündungen versorgt werden. Ein Fokus liegt außerdem auf der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit akuten Schlaganfällen und Hirnblutungen, Schädel-Hirn-Traumata sowie überwachungspflichtigen Stoffwechsel-Entgleisungen mit neurologischen Symptomen.
Pro Tag-Schicht sind dort ein Oberarzt, ein Facharzt in Weiterbildung und zwei Ärzte in Weiterbildung, sowie vier bis sechs speziell ausgebildete Pflegekräfte im Einsatz. „Wir sind ein multiprofessionelles Team“, erklärt Prof. Dr. Konstantin Dimitriadis, der Leiter der neurologischen Intensivstation. „Da auf unserer Station mit frührehabilitativen Maßnahmen begonnen wird, um die neurologischen Defizite so gering wie möglich zu halten, kümmern sich neben der Pflege auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie um unsere Patienten. Wir behandeln neben der neurologischen Grunderkrankung alle anfallenden Probleme, von der Schluckstörung bis zum Muskelschwund durch zu langes Liegen.“
Ein Versorgungsschwerpunkt der Station ist das Monitoring und die Therapie des erhöhten intrakraniellen Druckes. Der Hirndruck oder intrakranielle Druck ist der Druck, der in der Schädelhöhle herrscht und wird durch die Blutversorgung, die Gehirnmasse und das Nervenwasser (Liquor) beeinflusst. Die direkte Messung erfolgt invasiv (durch ein Loch, das in den Schädel gebohrt wird) mit Hilfe einer speziellen Sonde. Über diese Sonde könnte auch Nervenwasser (Liquor) abgelassen werden, um den Hirndruck zu senken.
Alle Patientinnen und Patienten auf der Station sind ernsthaft erkrankt, nach z.B. einer komplizierten Hirnhautentzündung bleiben die Betroffenen zum Teil drei bis vier Wochen. Wie der 75-Jährige Münchner, der nach einem geplatzten Hirnaneurysma und der anschließenden Operation dort fünf Wochen versorgt wurde. Als er die Station verlässt, kann er selbstständig gehen, etwas wacklig zwar, aber immerhin. Für das Team ein guter Tag ….
Gemeinsamer Kampf gegen Infektionen
Infektionskrankheiten sind eine der größten Herausforderungen an die Medizin: Pathogenese, Diagnostik, Klinik und Behandlungsmöglichkeiten sind komplex, neue Infektionen verlangen neue Strategien, Meldepflichten und aktuelle Richtlinien sind zu beachten. Am LMU Klinikum gibt es dafür jetzt das Interdisziplinäre Zentrum Klinische Infektiologie (KLIK), das im November mit einem Eröffnungssymposium erstmals in Erscheinung tritt.
Beteiligt am Zentrum sind die Medizinischen Kliniken und Polikliniken II, III, IV und V, die Kinderklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, die Klinik für Anästhesiologie, die Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, die Stabsstelle Antibiotic Stewardship sowie die Stabsstelle Klinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene. Alle Beteiligten werden beim Symposium jeweils in kurzen Vorträgen präsent sein und ihre Projekte beziehungsweise Abteilungen vorstellen.
„Durch Bündelung der infektiologischen Expertise der beteiligten Partner soll die klinische Versorgung der Patienten weiter optimiert werden“, sagt Prof. Dr. Johannes Bogner, der Leiter des KLIK. „Die kontinuierliche Schulung des beteiligten ärztlichen und pflegerischen Personals, die Integration neuer therapeutischer Konzepte und die Transition von wissenschaftlichen Ergebnissen in die klinische Versorgung sind integrales Ziel des Zentrums.“
Eines der wesentlichen Ziele des KLIK ist die Facharztweiterbildung. Zudem sollen alle Forschungsaktivitäten der beteiligten Einrichtungen gebündelt und der interdisziplinäre Austausch gefördert werden. Die Weiterbildung in der Infektiologie betrifft einerseits die Weiterbildung zum Internisten mit Infektiologie (6 Jahre Weiterbildung) und andererseits die Zusatzweiterbildung Infektiologie auf der Basis eines vorbestehenden anderen Facharztes (12 Monate Weiterbildung).
Gebündelt werden auch alle Forschungsaktivitäten der beteiligten Zentrumspartner in der Infektiologie. Dabei wird der interdisziplinäre Austausch zwischen den Arbeitsgruppen gefördert, u.a. durch regelmäßige Forschungstreffen der Arbeitsgruppen, zu denen alle Kooperationspartner, die beispielsweise im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), in der Fraunhofer-Gesellschaft und im Helmholtz-Zentrum beheimatet sind, eingeladen werden.
Neues Zentrum für Sportmedizin
Optimale Diagnostik und Therapie bei Sportlern erfordert eine eng abgestimmte interdisziplinäre Zusammenarbeit. Deswegen gibt es am LMU Klinikum München seit kurzem das neue Interdisziplinäre Zentrum für Sportmedizin. Den Kern bildet dabei die sportorthopädische und sportkardiologische Betreuung von Profisportlern, Breitensportlern ebenso wie die Betreuung von vorerkrankten Patientinnen und Patienten.
PFLEGE
INTERVIEW HERAUSFORDERNDE AUFGABE
Carolin Werner ist die neue Pflegedirektorin im Vorstand des LMU Klinikums
Eine Bayerin kehrt zurück: Nach einigen Jahren im Norden hat Carolin Werner am 1. Oktober ihr Amt als Pflegedirektorin am LMU Klinikum angetreten. Werner hat vor ihrem Wechsel an zwei Uniklinika in verantwortungsvollen Positionen gearbeitet. Für die gebürtige Fränkin ist diese Position außerordentlich reizvoll, da sie an einer der renommiertesten Universitätsklinika ein attraktives Arbeitsumfeld in einer lebenswerten Stadt vorfindet. Sie folgt auf Alfred Holderied, der sich Ende des Jahres in den Ruhestand verabschiedet und bis dahin seine Nachfolgerin noch einarbeitet. KLINIKUM aktuell sprach mit beiden.
Alfred Holderied: Eindeutig der Fachkräftemangel, der uns schon seit langem beschäftigt und auch die nächsten Jahre beschäftigen wird.
Von großer Bedeutung und eine besondere Herausforderung ist auch die Verfügbarkeit von Wohnraum. Über allen Maßnahmen steht allerdings der respektvolle Umgang aller Mitarbeiter:innen auf Augenhöhe, der ein motivierendes Arbeitsklima schafft und einen entscheidenden Anteil an der Arbeitszufriedenheit hat. Die mehrheitlich positiven Patientenrückmeldungen sind eine Bestätigung und zugleich Ausdruck höchster Wertschätzung der herausfordernden Tätigkeit der Pflege in unserem Klinikum.
Carolin Werner: Bei zunehmender Pluralität bedeutet zeitgemäße Führung für mich, die Klarheit der Unternehmensziele mit der Empathie für die Mitarbeitenden zu vereinbaren. Dazu setze ich auf eine für die Mitarbeitenden lebensphasenorientierte Kommunikation, die geprägt ist von meiner Authentizität und Kalkulierbarkeit. Ich bin ansprechbar und schaffe eine Atmosphäre, in der sich die Mitarbeitenden mir anvertrauen können. Meine Aufgabe ist es, Visionen zu entwickeln, Ziele zu formulieren, die Mitarbeitenden abzuholen und den Weg mit Ihnen gemeinsam zu gehen.
Carolin Werner: Vorrangig möchte ich die Stationen und Arbeitsbereiche der Pflege kennenlernen und in den persönlichen Austausch mit den Stationsleitungen und den Mitarbeitenden gehen. Ich hatte auch schon die Gelegenheit, zusammen mit Herrn Holderied die neuen Auszubildenden an unserer Berufsfachschule zu begrüßen.
Alfred Holderied: Wir nehmen alle wesentlichen Termine gemeinsam wahr: Klinikkonferenzen, Kommissionssitzungen, Vorstandssitzungen, die Aufsichtsratssitzung im November, und natürlich sind wir viel im Haus unterwegs.
Carolin Werner: Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl an meine neue Aufgabe heran. Es sind herausfordernde Zeiten, aber das LMU Klinikum ist hervorragend aufgestellt. Ich habe ein tolles Team an meiner Seite und kann auf der wunderbaren Arbeit meines Vorgängers aufbauen. In den nächsten Jahren wird natürlich viel passieren. Hier möchte ich beispielhaft die Veränderungen im Rahmen der bevorstehenden Gesundheitsreform, die Digitalisierung sowie die Akademisierung in der Pflege nennen. Ich nehme die herausfordernde Aufgabe gerne an und freue mich darauf!
WISSEN
Interview: Wenn das Gehör nicht mehr funktioniert
Gespräch mit Prof. Dr. John-Martin Hempel über Ursachen und Therapien von Schwerhörigkeit
Hören ist ein kognitiver Prozess. Das heißt: Wir hören mit den Ohren und verstehen mit dem Kopf. Unser Gehirn macht das Wahrnehmen von Klängen und das Verstehen von Sprache überhaupt erst möglich. Das Ohr besteht aus drei Bereichen: dem Außen-, Mittel- und Innenohr. Das Außenohr fängt Schall auf, bündelt ihn und leitet ihn zum Trommelfell, das zu schwingen beginnt. Das Mittelohr verstärkt diese Schallschwingungen und leitet sie an das Innenohr weiter, wo sie in elektrische Impulse umgewandelt werden. Durch den Gehörnerv gelangt der Impuls ins Gehirn – wir hören ein Geräusch, einen Ton oder einen Klang. Wenn irgendeiner dieser Schritte nicht (mehr) funktioniert, hören wir schlechter. KLINIKUM aktuell sprach mit Prof. Dr. med. John-Martin Hempel, Leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenerkrankungen am LMU Klinikum, über Ursachen und Therapien von Hörstörungen.
Prof. Dr. John-Martin Hempel: Zunächst einmal muss man sagen, dass Schwerhörigkeit selbst keine Erkrankung ist, sondern lediglich ein Leitsymptom für verschiedene Erkrankungen des Hörorgans. Gutes Hören ist in jedem Alter wichtig, das fängt bei Babys an, die ohne Hörleistung keine ausreichende oder gar keine Sprachentwicklung nehmen können. Im Erwachsenenalter geht Hörverlust mit dem Verlust der Lebensqualität einher. Wer etwas nicht versteht, fragt oft aus Scham nicht mehrmals nach, die Kommunikation mit anderen nimmt ab bis sie irgendwann zum Erliegen kommt. Es gibt Hinweise, dass schwerhörige Menschen ein erhöhtes Risiko haben, an Demenz oder einer Depression zu erkranken. Dazu kommt, dass schwerhörige Patientinnen und Patienten auch ein erhöhtes Sturzrisiko haben.
Prof. Dr. John-Martin Hempel: Einen Hinweis können natürlich Tests und Fragenbögen geben, die im Internet verfügbar sind, auch Hörgeräte-Akustiker bieten Tests an. Aber die exakte Diagnose kann nur ein HNO-Facharzt oder eine HNO-Fachärztin stellen. An unserer Klinik verfügen wir sowohl am Campus Großhadern als auch in der Münchener Innenstadt über ein Audiologisches Zentrum – das AUDIOMUC. Hier steht uns das gesamte Spektrum modernster Verfahren zur Verfügung. Wir bieten vom klassischen Hörtest bis hin zu spezialisierten Hörprüfungen unter Einsatz modernster technologischer Methoden alles an, auch Verfahren wie die Hirnstammaudiometrie (BERA), die eine objektive Einschätzung des Hörvermögens selbst dann erlaubt, wenn die Patientin oder der Patient zu einer aktiven Mitwirkung am Hörtest nicht in der Lage ist.
Prof. Dr. John-Martin Hempel: Es gibt prinzipiell zwei Hauptarten von Schwerhörigkeit: Schallempfindungsschwerhörigkeit und Schallleitungsschwerhörigkeit. Die altersbedingte Schwerhörigkeit – auch Presbyakusis genannt – ist eine Form von Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Prof. Dr. John-Martin Hempel: Das ist ein multifaktorelles Geschehen: Es gibt auf jeden Fall eine genetische Komponente, das heißt die Altersschwerhörigkeit ist in gewisser Weise angeboren, es steht nur nicht fest, wann genau sie auftritt. Eine Rolle spielen auch die Lebensgewohnheiten, so sind Alkohol, Nikotin und hohe Blutfette Risikofaktoren dafür, genauso wie bestimmte Erkrankungen, z.B. Diabetes oder Bluthochdruck. Eine Rolle spielt auch, wieviel Lärm man im Laufe seines Lebens ausgesetzt war. Lärmschwerhörigkeit ist neben Altersschwerhörigkeit die häufigste Schwerhörigkeit.
Prof. Dr. John-Martin Hempel: Es gibt das akute Knalltrauma, bei dem z.B. ein Silvesterböller neben dem Patienten explodiert ist. Und es gibt die chronische Lärmbelastung in bestimmten Berufen. Chronische Lärmbelastung kann man auch selbst herbeiführen, indem man ständig in lauten Clubs feiert, dauernd über Kopfhörer Musik hört und sehr oft auf Rockkonzerten neben den Boxen steht.
Prof. Dr. John-Martin Hempel: Das hängt natürlich ganz von der Ursache ab. Bei vielen Patienten mit Altersschwerhörigkeit ist die Versorgung mit einem Hörgerät die erste Wahl. Allerdings brauchen diese Geräte eine Eingewöhnungszeit, das ist nicht wie bei einer Brille, die Sie einfach aufsetzen und dann sehen Sie scharf. Manchmal ist auch das Einsetzen einer Hörprothese (Cochlear Implantat) erforderlich. Das ist medizinisch induziert, wenn mit einem gut eingestellten, konventionellen Hörgerät die Hörleistung trotzdem unter 60 Prozent liegt. Prinzipiell gibt es für jeden Patienten und jede Patientin individuell eine Lösung, die das Hörvermögen verbessert.
MODERNSTE METHODEN ZUR KREBSFRÜHERKENNUNG
Wie das LMU Klinikum mit dem diesjährigen Physik-Nobelpreisträger kooperiert.
EINZIGARTIG: DAS MOBILE VOLKSFEST-CT
Wie die Radiologen des LMU Klinikums den Rettungskollaps während der Wiesn verhindern
LMU Palliativteam auf dem Land
Die Spezialisten versorgen Schwerstkranke in den Landkreisen München und Ebersberg
Genug Atem ein Leben lang
Wie Gefäßerkrankungen bei Frühchen mit chronischer Lungenkrankheit früh erkannt werden
Bisphosphonate gegen Covid-19?
Für Osteoporose-Medikamente wurde eine erstaunliche epidemiologische Beobachtunggemacht
Maßgeschneiderte Medizin
Zentrum für Personalisierte Medizin (ZPM) für Onkologie wurde erstmals erfolgreich zertifiziert
PERSPEKTIVE
Ein besonderes Jubiläum
Seit 20 Jahren werden Schwerverletzte am LMU Klinikum nach dem ATLS Konzept versorgt
Das muskuloskelettale Universitätszentrum München (MUM) ist als überregionales Traumazentrum ein wichtiger Bestandteil des regionalen „Trauma Netzwerk Oberbayern Süd“ zur Versorgung schwerstverletzter Patienten. Bei der Behandlung dieser Patienten kommt am LMU Klinikum seit 20 Jahren das ATLS Konzept zum Einsatz, die LMU gehörte damals zu den ersten Kliniken in Deutschland, die diese Vorgehensweise praktizierte. ATLS steht für Advanced Trauma Life Support.
„Um dieses prioritätenorientierte Konzept in der Praxis adäquat und schnell anwenden zu können, ist eine Schulung zum ATLS Anwender notwendig. In innerklinischen Fortbildungen, Simulationen und Nachbesprechungen von Fällen üben wir diese Abläufe immer wieder, um dem ganzen Team das Erlangen einer Routine zu ermöglichen“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Böcker, einer der beiden Direktoren des muskuloskelettalen Universitätszentrums München (MUM). Und so sieht es in der Praxis aus: Egal ob Patienten per Hubschrauber oder Krankenwagen in die Notaufnahme gebracht werden: Vorab können bereits Informationen in den Schockraum übermittelt werden. Dadurch kann das Team sich über den Zustand des Patienten informieren und gegebenenfalls weitere Fachdisziplinen hinzurufen.
Durch das gemeinsame ATLS Behandlungsschema, das priorisiert nach ABCDE sowohl in Präklinik und Klinik Einzug gehalten hat, ist eine zügige Übergabe der Patienten möglich und wichtige Befunde werden lückenlos weitergegeben. Das ATLS Konzept gliedert sich in insgesamt fünf Unterabschnitte, die nacheinander und hierarchisch nach den wichtigsten Vitalfunktionen in wiederkehrenden Zyklen abgearbeitet werden. So wird zum Beispiel ein nicht gesicherter Atemweg („Airway“; A) erst durch eine Intubation gesichert, bevor die Atmung („Breathing“, B) oder die Kreislaufparameter („Circulation“, C“) begutachtet werden. Eine Überprüfung des Bewusstseinszustands („Disability“, D) und weiterer Traumafolgen („Exposure“,E) werden abschließend beurteilt. Ein Beispiel: Bei einem schwerstverletzten Motorradfahrer werden zunächst die Probleme in der Kategorie A, B und C durch eine entsprechende Therapie mittels Intubation, Thorax Drainage und Volumengabe behoben und eine anschließende CT-Diagnostik eingeleitet. Nach dem Computertomogramm führt das Schockraum- Team entsprechend des Konzeptes ein Second Survey (zweite detaillierte Ganzkörperuntersuchung durch, wodurch auch kleinere Verletzungen nicht übersehen werden.
„Der Ablauf im Schockraum mit manchmal 10 bis 20 Teammitgliedern unterschiedlichster Fachdisziplinen und Aufgaben wirkt für Außenstehende häufig unkoordiniert und hektisch“, sagt Prof. Dr. Böcker. „Dennoch orientiert sich jedes Teammitglied an dem Konzept und kennt seine Aufgaben genau. Durch Crew Ressource Management, wie z.B. regelmäßige Teamtimeouts, können wir parallel arbeiten, ohne dass Befunde übersehen werden und sparen so im Ernstfall wichtige Zeit für den Patienten ein.“
Am LMU Klinikum werden 700 Polytrauma-Fälle pro Jahr versorgt. Allein das MUM gewährleistet so die Schockraumversorgung von circa 700 unfallchirurgischen Polytrauma-Patienten pro Jahr, wovon circa 150 als schwerstverletzt gelten. Als unfallchirurgische Koordinatorinnen sind dabei Dr. Johanna Becker-Lienau in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) Großhadern und Dr. Mareen Braunstein in der ZNA Innenstadt für die Versorgung von Polytraumen nach dem ATLS Konzept verantwortlich. „Besonders für diese Patienten ist ein standardisiertes, prioritätenorientiertes Behandlungsschema wie das Advanced Trauma Life Support (ATLS) Konzept essenziell, um Verletzungen frühestmöglich zu erkennen und angemessen zu therapieren. ATLS ist eine 20-jährige Erfolgsgeschichte“, bilanziert Prof. Dr. Böcker.
Eine neue Ära der Spitzenmedizin
Mit der M1 – Munich Medicine Alliance soll München Deutschlands Medizinstandort Nummer 1 werden. Start war beim Bayerischen Medizingipfel.
Beste Köpfe und gute Stimmung
Der Jahresempfang der Medizinischen Fakultät ehrt Forschende, Lehrende und ärztliche Mitarbeitende der LMU Medizin für herausragende Leistungen
Ein spezielles Versorgungsangebot
Das Pediatric Migrant & Public Health Center Munich (PMPH) kümmert sich um Kinder und Jugendliche mit Flucht- oder Migrationshintergrund
LMU HEALTH ACADEMY: EIN NEUES LEVEL VON FORT- UND WEITERBILDUNG
Lebenslanges Lernen ist heute ein fester Bestandteil der Arbeitswelt, und Arbeitgeber, die das ermöglichen, haben einen Vorteil bei der Gewinnung der besten Köpfe. Als gemeinsame Initiative der LMU Medizin an Klinikum und Medizinischer Fakultät wurde deswegen die LMU Health Academy gegründet, die alle Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für alle Berufsgruppen unter einem Dach und aus einer Hand bündelt.
Vorangetrieben wird die LMU Health Academy durch einen engen Kreis engagierter Personen: PD Dr. Stephan Prückner (Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement), Prof. Dr. Martin Fischer (Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin), Prof. Inge Eberl (Institut für Pflegewissenschaften des LMU Klinikums), Tobias Mayr (Abteilung Personal) sowie Dr. Brigitte Brands und Matthias Bonigut (Stabsstelle Universitätsmedizin und LMU Health Academy). Unterstützt wird die LMU Health Academy durch eine Reihe weiterer Partner.
„Unser Ziel ist es, aktuelle Bedürfnisse von Fach- und Führungskräften im Gesundheitswesen aufzugreifen und gemeinsam mit Experten auf dem Gebiet die Fort- und Weiterbildung zukunftsweisend weiterzuentwickeln. Die Universitätsmedizin als Nahtstelle von Forschung, Lehre und Patientenversorgung bietet hierfür einen einmaligen Wirkungsort“, erläutert Dr. Brigitte Brands, Leitung Stabsstelle Universitätsmedizin und LMU Health Academy.
Einer der Fokusbereiche der LMU Health Academy ist Führung in allen Facetten. Der Hintergrund: Die Anforderungen an Führungskräfte im Gesundheitswesen sind überaus komplex und anspruchsvoll. Führungspersonen sind stetig gefordert, ihr Personal weiter zu entwickeln, zukunftsweisende Veränderungsprozesse in der Patientenversorgung zu gestalten und eine gute Balance zwischen Effektivität und Humanität zu finden. Die Qualifizierung „Clinical Leadership“ (CL) an der LMU Health Academy bietet fundierte theoretische Grundlagen in modernem Führungswissen und vielseitige Instrumente für die praktische Führungsarbeit.
Clinical Leadership ist aber nur einer der Schwerpunkte; die LMU Health Academy bietet als Kernauftrag den gebündelten und direkten Zugang zu fachlich übergeordneten als auch fachspezifischen Fort- und Weiterbildungen an der LMU Medizin für jede Phase des beruflichen Werdegangs.
Erreicht wurde bereits eine Menge: Im Moment gibt es 238 verfügbare Kurse, 19 laufende Pflichtunterweisungen mit Zertifizierungen mit bisher 7397 erfassten Kursabschlüssen bei über 6.000 aktiven Nutzerinnen und Nutzern auf der digitalen Bildungsplattform der Academy im ersten Halbjahr 2023. „Wir entwickeln unser Programm stetig weiter, es lohnt sich also, regelmäßig auf unserer Plattform vorbei zu schauen“, sagt Dr. Brigitte Brands. Die neue Ära der Fort- und Weiterbildung hat gerade erst begonnen…
EXTRA
DER MOTORIKGARTEN
Im modernen Erlebnisgarten im iSPZ Hauner können Kinder aller Altersstufen mit vielfältigen motorischen Einschränkungen alltagsnah mit ihren Therapeutinnen trainieren.
Am Klangzaun entlang streichen, hochkraxeln im Spielhaus wie in Büllerbü, sich am Wimmelbild Geschichten erzählen, am Hochbeet (da passt man auch im Rollstuhl drunter) die Kräuter für ein gemeinsames Spaghetti sammeln– dieser Garten ist ganz Vieles, Erlebnis pur für Körper und Kopf, für alle Sinne. Macht Freude und motiviert.
„Wenn wir die Tür zum Garten öffnen, stürmen die Kinder los, sie probieren, entdecken, zeigen. Und wenn sie selbst nicht gleich rennen können, bewegen sie sich ganz in ihrem eigenen Tempo, auch mit Rollator, Stöcken oder im Rollstuhl“, sagt Physiotherapeutin Therese Well. „Sich draußen bewegen ist auch in den beengten Verhältnissen eines Krankenhauses ein Selbstläufer.“ Sie ist Teamleitung Physiotherapie im Integrierten Sozialpädiatrischen Zentrum – iSPZ Hauner im LMU Zentrum für Entwicklung und komplex chronisch kranke Kinder im Dr. von Haunerschen Kinderspital/Fachbereich Neuromuskuläre Erkrankungen.
Ärztinnen und Ärzte, die das Gelände am ehemaligen „Gartenhaus“ am Campus Innenstadt nutzen wollten. Die Physiotherapeutinnen Maren Nitzsche, Birgit Warken-Madelung und Therese Well skizzierten das Außengelände: schiefe Ebenen, unebenes Gelände, kleine Stufen, Pflastersteine – die Kinder sollen in ihrer Lebenswelt Bewegungsabläufe erlernen und verbessern. Im Vordergrund steht ein nach Möglichkeit langfristiger funktioneller Gewinn, der auch die Selbstständigkeit fördern soll. Prof. Dr. med. Florian Heinen, Ärztlicher Direktor iSPZ Hauner: „Die Therapeutinnen sehen genau, was ein Kind kann, wofür es sich interessiert, wo die Grenzen der Motorik liegen und wo sie es unterstützen können. Beobachten heißt dabei oft sehr viel mehr sehen als später in einen formalen Befund hineinpasst. Der Motorikgarten ist so schön, so erprobt und so wichtig, dass er natürlich auch im Neuen Hauner entstehen wird.“
Im Fachbereich neuromuskuläre Erkrankungen wird das gesamte Spektrum kindlicher neuromuskulärer Krankheiten betreut. Die Erkrankungen betreffen die Nerven, die die Muskeln versorgen (sog. Neuropathien) oder die Muskulatur selber (sog. Myopathien). Meist sind sie genetisch bedingt. Cerebrale Bewegungsstörungen (Cerebralparesen) entstehen durch eine Schädigung des Gehirns, meist während Schwangerschaft oder Geburt, seltener auch in der frühen Kindheit.
Spendenkonto Hauner Verein
Das Engagement des Hauner Vereins (Verein zur Unterstützung des Dr. von Haunerschen Kinderspitals) machte den Garten möglich (Planungsbegleitung, Organisation, Fördermittelbeschaffung), er unterstützt weiterhin beim Erhalten. „Wir freuen uns über jede Spende“, betont Prof. Heinen, 1. Vorsitzender.
Stadtsparkasse München
IBAN: DE 04 7015 0000 0907 2052 07
SWIFT-BIC: SSKMDEMM
Verwendungszweck: Motorikgarten
Prof. Dr. Gustav Paumgartner, emeritierter Professor und Direktor der Klinik für Innere Medizin II am LMU Klinikum
FORSCHER, FÖRDERER & FÜRSORGLICHER CHEF
Er war eine der der prägenden Gestalten der LMU Medizin: Gustav Paumgartner war 20 Jahre lang Direktor der Medizinischen Klinik II am LMU Klinikum und hat deren internationalen Ruf durch seine Forschung zur Behandlung von Leber und Gallenerkrankungen, seine Mentorenschaft für zahlreiche akademische Schüler und seine Präsidentschaft verschiedener Fachgesellschaften begründet. Jetzt ist der Mediziner am 23. September im Alter von fast 90 Jahren in seiner Wiener Wahlheimat verstorben.
Gustav Paumgartner wurde 1933 in Neumarkt in der Steiermark geboren. Nach dem Abitur studierte er in Graz und Wien Medizin, war zudem Stipendiat an der Princeton University. Nach seiner Promotion in Wien war er am Pharmakologischen Institut und an der Medizinischen Klinik II der Universität Wien als Assistent und Oberarzt tätig. Ein weiterer Forschungsaufenthalt führte ihn zu Carroll Leevy am New Jersey College of Medicine in die USA, wo er die Grundlagen für die Indocyaningrün-Clearance als Leberfunktionstest entdeckte.
Von Wien ging er 1971 an das Institut für Klinische Pharmakologie der Universität Bern, wo er sich in Klinischer Pharmakologie und Hepatologie habilitierte und zum Extraordinarius sowie zum Vizedirektor des Institutes ernannt wurde. In Bern gelangen Paumgartner bahnbrechende Arbeiten zum Verständnis der Gallensäurensekretion. 1979 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor für Innere Medizin an die Ludwig-Maximilians-Universität München und als Direktor der Medizinischen Klinik II am Klinikum Großhadern. Nach seiner Emeritierung 1999 leitete er bis 2010 die Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde durch das LMU Klinikum mit der Peisser-Medaille in Gold für seine Verdienste ausgezeichnet.
Paumgartners Forschung ist in über 1.000 wissenschaftlichen Veröffentlichungen in den Spitzenjournalen, Büchern und Kapiteln international führender Lehrbücher dokumentiert. Er war federführend an der Anwendung neuer Techniken beteiligt. Die Entwicklung der Stoßwellenlithotripsie brachte eine Revolution in der konservativen Behandlung von Gallensteinen und trug zur hohen internationalen Reputation des LMU Klinikums und seiner Klinik bei. Auch auf dem Gebiet der portalen Hypertension, Leberzirrhose und deren Komplikationen führte Paumgartner die Klinik zu herausragenden Ergebnissen. Unter seiner Ägide entwickelte sich die Lebertransplantation am Klinikum zum etablierten Verfahren.
Paumgartner hat Generationen von jungen Wissenschaftlern geprägt, immer fokussiert auf klare Fragestellungen, korrekte Darstellung und kritische Diskussion. Er war auch ein fürsorglicher und großzügiger Chef, der seine Mitarbeiter zu Opernabenden und zum geselligen Miteinander in sein Haus in Gräfelfing einlud.
Prof. Dr. Markus M. Lerch, Ärztlicher Direktor des LMU Klinikums und selbst Gastroenterologe würdigt den Kollegen: „Wir verlieren mit ihm einen inspirierenden Forscher, Kliniker, und einfühlsamen und klugen akademischen Lehrer. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie. Zusammen mit Kollegen und Freunden weltweit vermissen wir ihn und werden ihn in dankbarer und ehrenvoller Erinnerung bewahren.”
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