Neu: Zentrum für Sportmedizin am LMU Klinikum
Referenten waren die Kardiologen Prof. Stefan Brunner, PD Dr. Korbinian Lackermair, Dr. Pontus Mertsch (Medizinische Klinik I,) sowie die Orthopäden Prof. Peter Müller und PD Dr. Thomas Niethammer (Muskuloskelettale Universitätszentrum München, MUM). Die Sportmedizin umfasst ein breites Spektrum medizinischer Expertisen. Um dieses abdecken zu können, kooperiert das Zentrum für Sportmedizin des LMU Klinikums mit den Medizinischen Kliniken II (Gastroenterologie und Hepatologie), III (Onkologie), IV (Stoffwechsel, Nephrologie und Endokrinologie) und V (Pneumologie) sowie der Radiologie, der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, der Viszeralchirurgie und der Psychiatrie. Die Breite und zugleich hohe Qualität der Fachrichtungen am LMU Klinikum ist eine ideale Grundlage für das Zentrum für Sportmedizin.
Herz-Kreislauf und Sport
Zu Beginn wurden Fragestellungen zur Herzinsuffizienz und dem Nutzen sportlicher Betätigung diskutiert – hier gilt heute in der Regel im Vergleich zu den 1980er Jahren, dass eine Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining, angepasst an die individuellen Voraussetzungen, deutliche gesundheitliche Vorteile haben gegenüber einer Schonung und Ruhigstellung der Patientinnen und Patienten. Etliche Studien in den letzten zwanzig Jahren, brachten hier einen gesicherten Erkenntnisgewinn. (O´Connor et al. JAMA. 2009 Apr 8; 301(14): 1439–1450, Kitzman et al. N Engl J Med 2021 Jul 15;385(3):203-216.)
Prof. Brunner: "Körperliche Aktivität stellt auch beim Herzkranken eine wichtige Säule der nicht-medikamentösen Therapie dar. Einer sorgfältigen Untersuchung und Empfehlung des Trainings kommt hierbei eine entscheidende Rolle zu." (Pelliccia et al. Eur Heart J . 2021 Jan 1;42(1):17-96)
Auch Asthma ist bei Sport keine Kontraindikation. Mit rund 6,7 Millionen Asthmatikern in Deutschland gibt es ausreichend Erfahrungspotenzial in dieser Patientengruppe. Sport verbessert auch hier die Symptome, die Lebensqualität und die Asthmakontrolle. Allerdings muss gewährleistet sein, dass die Patienten nicht vermehrt mit Schad- oder Allergie auslösenden Stoffen in Kontakt kommen. Und auch der Einsatz entsprechender Medikamente muss ärztlich begleitet und deren Anwendung sorgfältig abgestimmt werden.
Intensive sportliche Belastung insbesondere in Wettkampfsituationen kann bei unbekannt Herzerkrankten zu fatalen kardialen Ereignissen führen. Der kardiologischen Beurteilung der Sporttauglichkeit kommt daher eine wichtige Bedeutung zu. Hierbei sind die umfassende Anamnese und das Ruhe EKG die Eckpfeiler, wie das im Jahr 1982 in Italien eingeführte verpflichtende Screening Programm vor Sportteilnahme zeigen konnte. Mit Einführung dieses Screening-Programmes konnte die jährliche Rate des plötzlichen Herztodes beim Sport von 3,6 auf 0,4 pro 100.000 Personen-Jahre gesenkt werden (Corrado et al. JAMA 2006 Oct 4;296(13):1593-601).
Dr. Lackermair: "Die sportkardiologische Sporttauglichkeitsuntersuchung bei nicht professionellen Athletinnen und Athleten ist in Deutschland lückenhaft. Todesfälle beim Sport betreffen daher fast ausschließlich Freizeitsportler. (Bohm et al. Can J Cardiol. 2021 Jan;37(1):105-112). Ein strukturiertes Programm zur Pre-Participation Evaluation nach italienischem Vorbild erscheint daher wünschenswert."
Gelenke, Muskeln und Sehnen
Die orthopädischen Aspekte beschäftigen sich u.a. mit der Knorpeltherapie im Kniebereich, dem am stärksten belasteten Gelenk bei vielen Sportarten. Studien haben gezeigt, dass nach einem Knorpelschaden und einer jeweils individuell festzulegenden Therapie eine Sportpause von zwölf Monaten zur Regeneration den größten Erfolg bringt.
Dr. Niethammer: "Bei Leistungssportlern führt die osteochondrale Transplantation am schnellsten zur Wiederaufnahme der sportlichen Betätigung. Jedoch muss die Wahl der Knorpeltherapie individuell erfolgen und ist abhängig von der Größe und der Tiefe des Knorpeldefektes." (Hurley ET, Davey MS, Jamal MS, Manjunath AK, Alaia MJ, Strauss EJ. Return-to-Play and Rehabilitation Protocols following Cartilage Restoration Procedures of the Knee: A Systematic Review. Cartilage. 2021 Dec 13(1_suppl):907S-914S).
Etwas anders sieht es bei Verletzungen der Schulter aus. Hier treten sowohl traumatische, überlastungsbedingte als auch bei älteren Sportlern degenerative Schäden auf. Sportarten, in denen die Schulter ein kritischer Faktor ist, sind z.B. Turnen, Handball, Volleyball, Baseball, Tennis oder Schwimmen, hier vor allem der Kraulstil (R. Doyscher et al (2014) Akutverletzungen und Überlastungsschäden der Schulter im Sport. Orthopäde 43: 202-208). Zu Schäden kommt es u.a. durch biomechanische Extrembelastung, aber auch repetitive Dauerbelastungen. Bei Schäden der Rotatorenmanschette, können abhängig von der Ursache, dem Alter des Sportlers und dem Anspruch sowohl konservative als auch operative Maßnahmen erforderlich sein. Eine Pause von mindestens 6 Monaten ist dann allerdings einzuplanen.
Prof. Müller: "Gerade traumatische Schäden bei jungen Sportlern müssen in der Regel operiert werden, hier zeigen sich sehr gute Ergebnisse. Bei älteren Sportlern mit degenerativen Schäden kann ein konservativer Therapieversuch über 6 Wochen begonnen werden, bei fehlender Besserung kann dann noch eine Operation mit meist guten Ergebnissen erfolgen. Problematisch sind überlastungsbedingte Schäden der Rotatorenmanschette bei jungen Leistungssportlern mit Überkopfsportarten. Hier wird unter konservativer und operativer Therapie häufig nicht mehr das volle Leistungsniveau erreicht. (Lazarides AL, Alentorn-Geli E, Choi JH, Stuart JJ, Lo IK, Garrigues GE, Taylor DC. Rotator cuff tears in young patients: a different disease than rotator cuff tears in elderly patients. J Shoulder Elbow Surg. 2015 Nov;24(11):1834-43.)"
Das Zentrum für Sportmedizin am LMU Klinikum hat bereits Kooperationen mit einigen Verbänden und Sportvereinen. Zudem kooperiert das Zentrum für Sportmedizin mit sämtlichen Fachbereichen des LMU Klinikums. Dadurch wird das neu gegründete Zentrum ein wichtiger Partner für klinische Studien sowie eine herausragende Anlaufstelle für zuweisende Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten.
Ansprechpartner
Prof. Dr. med. Stefan Brunner
Leitender Oberarzt, Leitung Zentrum für Sportmedizin | Medizinische Klinik und Poliklinik I LMU Klinikum Innenstadt
80336 München
Prof. Dr. med. Peter Müller
Stellvertretender Klinikdirektor, Leitung Zentrum für Sportmedizin | Muskuloskelettales Universitätszentrum München | LMU Klinikum Großhadern
81377 München