Labor für Immungenetik und molekulare Diagnostik (LfIMD)
Das Labor
Das LfIMD gehört seit 2005 zur Abteilung für Transfusionsmedizin, Zelltherapeutika und Hämostaseologie und bietet das Gesamtspektrum der immungenetischen und transplantationsimmunologischen Diagnostik vor und nach Transplantation solider Organe sowie vor allogener Transplantation von Stammzellen oder Knochenmark (Histokompatibilitätsdiagnostik). Im Rahmen der Transplantation solider Organe ist eine enge Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation DSO sowie Eurotransplant ET über 24 Stunden an 7 Tagen der Woche durch eine Rufbereitschaft gewährleistet.
Neben der Histokompatibilitätsdiagnostik gehört die molekulare Typisierung verschiedener erythrozytärer Antigensysteme sowie die Typisierung der Thrombozyten (HPA)- und Granulozytenmerkmale zum Diagnosespektrum des Labors. Ebenso werden Anforderungen aus dem Bereich „HLA und Krankheitsassoziation“ bearbeitet.
Das LfIMD ist von der Deutschen Akkreditierungsstelle DAkkS gemäß DIN EN ISO 15189 für medizinische Laboratorien akkreditiert und erfüllt seit vielen Jahren die Standards der Europäischen Fachgesellschaft „European Federation for Immunogenetics (EFI)“.
Grundlagen des MHC/HLA
Beim „Haupt-Histokompatibilitätskomplex“ (engl. Major Histocompatibility Complex, MHC) handelt es sich um eine Gruppe von Genen, die für Proteine der immunologischen Individualität, der Immunerkennung und Gewebeverträglichkeit (Histokompatibilität) kodieren. Dieser findet sich bei allen Wirbeltieren und ist beim Menschen auf dem kurzen Arm des Chromosom 6 lokalisiert. Da die Genprodukte unter anderem auf Leukozyten nachweisbar sind, werden sie auch als Humane Leukozyten Antigene (HLA) bezeichnet. Dabei können zwei Klassen unterschieden werden:
• HLA-Klasse I Antigene (Genorte: HLA-A, -B, -C)
• HLA-Klasse II Antigene (Genorte: HLA-DR, -DQ, -DP)
Jeder Mensch besitzt pro Genort jeweils ein mütterliches sowie ein väterliches HLA-Merkmal. Die verschiedenen HLA-Genorte ermöglichen mit ihrem ausgeprägten Polymorphismus eine hohe biologische Individualität und Variabilität.
Im Rahmen der Immunerkennung präsentieren HLA der Klasse I Proteinfragmente aus dem Zellinneren. Diese können sowohl körpereigene, als auch -fremde Peptide wie beispielsweise Virenpartikel sein. HLA der Klasse I kommen auf der Zelloberfläche aller kernhaltiger Zellen sowie der von Thrombozyten vor und werden von CD8-positiven T-Zellen erkannt, die zur Abtötung der Zelle führen. HLA der Klasse II finden sich auf Antigen-präsentierenden Zellen, z.B. B- Zellen oder Makrophagen, aber auch auf fakultativ Antigen-präsentierenden Zellen z.B. entzündungsaktivierten Endothel- oder Epithelzellen. Sie präsentieren Proteinfragmente, die zuvor aus dem Zelllumen in die Zelle eingeschleust und dort prozessiert worden sind. Die Immunreaktion wird durch CD4-positive T-Zellen angestoßen und richtet sich gegen extrazelluläre Pathogene.
Klinische Bedeutung des HLA-Systems
Die Humanen Leukozyten Antigene (auch: Histokompatibilitätsantigene) wurden Ende der 1950er Jahre im Rahmen der Transplantationsforschung entdeckt und spielen eine bedeutsame Rolle bei der Akzeptanz bzw. Abstoßungsreaktion von Transplantaten (Organe, Knochenmark- und Blutstammzellen). Je ähnlicher die HLA-Merkmale von Spender und Empfänger sind, desto geringer ist das Abstoßungsrisiko. Zudem gibt es einige Erkrankungen, die mit dem Auftreten bestimmter Typen von Humanen Leukozyten-Antigenen assoziiert sein können wie zum Beispiel HLA-B27 mit Morbus Bechterew.