Konventionelle nuklearmedizinische Diagnostik (Szintigraphie)
Blutungsquellensuche
Es handelt sich hierbei um eine Lokalisationsmethode einer unklaren Blutungsquelle bei akuter oder intermittierender Blutung im Magen-Darm-Trakt.
Entzündungsszintigraphie
Diese Untersuchung (Antigranulozyten-Szintigraphie) wird sehr sensitiv zur Darstellung von Entzündungsherden im Körper eingesetzt z. B. bei Verdacht auf Gelenkprothesen-Infektion, Gefäßprothesen-Infektion und deren Ausdehnung, Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis) oder zur Abklärung von Fieber unklarer Ursache.
Gehirnszintigraphie
Im Gehirn können Durchblutungsstörungen oder krankhafte Veränderungen wie bei der Alzheimererkrankung, dem Morbus Parkinson oder bei Epilepsie dargestellt werden. Dadurch ist z. B. die Unterscheidung eines Morbus Parkinson von einer Multisystematrophie möglich. Zur Vorbereitung für die Untersuchung ist u. U. das Absetzen bestimmter Medikamente nach Rücksprache mit dem behandelnden Neurologen erforderlich.
Hodenszintigraphie
Die Hodenszintigraphie erlaubt die Differentialdiagnose einer Hodentorsion (z. B. nach Trauma) bzw. einer Nebenhodenentzündung (Epididymitis) bei akut einsetzendem Schmerz und Schwellung im Hodensack (Skrotum).
Knochenmarkszintigraphie
Es handelt sich um ein nuklearmedizinische Untersuchungsverfahren zur Darstellung des blutbildenden Knochenmarks (Hämatopoese), der Lokalisation von Knochenmarksmetastasen sowie von Knochenmarksinfarkten.
Leberszintigraphie
Bei den nuklearmedizinischen Funktionsuntersuchungen der Leber unterscheidet man die Leberblutpool-Szintigraphie (Darstellung von Lebertumoren z. B. Hämangiom), die Funktionsszintigraphie der Leber (Differenzierung von Leberraumforderungen; Funktionsüberprüfung des hepatobiliären Systems, Beurteilung des Gallengangsystems) sowie die Leberperfusionsszintigraphie (z. B. bei Therapie-Vorbereitung auf SIRT und ggf. Shunt-Nachweis).
Liquorszintigraphie
Diese nuklearmedizinische Untersuchung erlaubt eine bildliche Darstellung der Liquorzirkulation, den Nachweis von Liquorverlust (Liquorfistel) durch die Nase oder die Ohren (Rhino- oder Otoliquorrhoe). Erforderlich hierfür ist eine Lumbalpunktion durch einen Neurologen und anschließende Bettruhe, sodass diese Untersuchung unter stationären Bedingungen geplant wird.
Lungenszintigraphie
Mittels Lungenszintigraphie werden Durchblutung (Perfusion) und Belüftung (Ventilation) der Lunge nicht-invasiv untersucht. Dies dient z. B. dem Nachweis oder Ausschluss einer Lungenembolie oder ist zur Beurteilung der Lungenfunktion vor Operationen notwendig.
Lymphszintigraphie
Die Lymphszintigraphie dient der sensitiven Detektion von Lymphtransportstörungen (Lymphödem) und der Differenzierung von anderweitig bedingten Extremitätenschwellungen (z. B. Lipödem am Arm oder Bein), dem Nachweis von Lymphfisteln oder Lymphozelen. Außerdem wird dieses Untersuchungsverfahren zur Planung mikrochirurgischer Operationen (z. B. Lymphgefäß-Transplantation) und deren Therapiekontrolle angewandt.
Magenszintigraphie
Die Magenszintigraphie bietet die Möglichkeit einer quantitativen Beurteilung der Magenentleerungszeit und somit der Beurteilung der Magenfunktion bei Verdacht auf Verzögerungen der Magenentleerung durch Störungen der Innervation des Magens (z. B. bei Diabetes mellitus), bei Magenausgangsstenose oder auch bei Verdacht auf eine beschleunigte Magenentleerung. Zur Vorbereitung für diese Untersuchung sollten Sie mindestens sechs Stunden nüchtern sein.
Meckel-Divertikel-Szintigraphie
Es handelt sich um ein Darstellungsverfahren für untypisch lokalisierte (heterotope) Magenschleimhaut, vor allem im Rahmen der Abklärung gastro-intestinaler Blutungen bei Kindern, zur Abklärung einer unklaren chronischen Anämie sowie unklarer Magen-Darm-Beschwerden.
MIBG-Szintigraphie
Die Nebennierenmark-Szintigraphie dient der Untersuchung des sympathischen Nervensystems, dabei primär der Lokalisation eines Phäochromozytoms, dem Staging sowie der Therapievorbereitung bzw. -kontrolle (MIBG-Therapie) eines Neuroblastoms.
Myokardszintigraphie (Herzszintigraphie)
Die Myokardszintigraphie wird sowohl unter Ruhe- als auch unter Belastungsbedingungen (ergometrisch oder medikamentös) durchgeführt und erlaubt visuelle und quantitative Auswertungen der Herzmuskeldurchblutung, der Pumpfunktion sowie der Herzwandbewegung. Mittels Myokardszintigraphie werden beginnende Verengungen der Herzkranzgefäße nachgewiesen, die nur unter Belastungsbedingungen zu einer Minderdurchblutung des Herzmuskels führen (Angina pectoris). Desweiteren sind Verlaufskontrollen nach einem Herzinfarkt oder nach einer Bypass-Operationen möglich; unter Umständen kann dadurch auf eine belastende Herzkatheter-Untersuchung verzichtet werden.
Nebenschilddrüsenszintigraphie
Die Szintigraphie der Nebenschilddrüsen wird durchgeführt bei Verdacht auf Hyperparathyeoidismus bei erhöhtem Parathormon-Spiege oder bei der Suche nach untypisch gelegenem Nebenschilddrüsengewebe. In der Regel wird diese Untersuchung mit einer ergänzenden Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) der anatomisch eng benachbarten Schilddrüse bzw. der Halsweichteile kombiniert.
Nierenfunktionsszintigraphie
Mit dieser Funktionsuntersuchung der Nieren werden die Durchblutung, die Funktion und die Ausscheidung ausführlich untersucht; außerdem sind Harnabflussbehinderungen oder ein Rückfluss von der Blase in die Nieren (Reflux) darstellbar. Die Untersuchung dient auch der Funktionskontrolle nach einer Nierentransplantation.
Ösophagusszintigraphie
Die Funktionsuntersuchung der Speiseröhre (Ösophagus) ermöglicht die Beurteilung der regionalen und globalen Transportfunktion bei Verdacht auf Speiseröhrenverengungen oder zur Abklärung einer eingeschränkten Transportfunktion der Speiseröhre im Rahmen von Systemerkrankungen wie Myasthenia gravis, Sklerodermie und Lupus erythematodes, bei Verdacht auf Achalasie oder gastroösophagealem Reflux. Zur Vorbereitung auf diese Untersuchung sollten Sie wenigstens sechs Stunden nüchtern sein.
Schilddrüsenszintigraphie /-sonographie
Die Schilddrüsenszintigraphie ist das einzige Untersuchungsverfahren zur topographischen Darstellung des regionalen Jodstoffwechsels innerhalb der Schilddrüse. Dabei kann funktionell aktives Schilddrüsengewebes bildlich und quantitativ beurteilt werden. Es können z. B. die Ursachen für eine Über- oder Unterfunktion geklärt sowie die Aktivität von Schilddrüsenknoten bestimmt werden. In der Regel wird diese Untersuchung in Kenntnis der aktuellen Schilddrüsenlaborwerte und in Kombination mit einem aktuellen Schilddrüsen-Ultraschallbefund durchgeführt.
Speicheldrüsenszintigraphie
Diese nichtinvasive Untersuchung dient der Abklärung funktioneller Störungen (z. B. bei Speicheldrüsensteinen) der vier großen Speicheldrüsen durch Überprüfung ihrer Funktion und Abflussverhältnisse.
SPECT und SPECT/CT
SPECT (englisch: single photon emission computer tomography): Nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren bei dem sogn. Schnittbilder aus der vom Körper des Patienten ausgehenden schwach radioaktiven Strahlung erstellt werden. SPECT kann bei fast jeder Form der planaren Szintigraphie als Zusatzuntersuchung eingesetzt werden. Sie ergänzt die planare Szintigraphie und ist nicht mit einer zusätzlichen Strahlenexposition verbunden. Mittels SPECT-Technik werden anatomische Überlagerungen dreidimensional aufgelöst und somit die Befundbeurteilung sowie die Differentialdiagnose präzisiert.
SPECT/CT: In bestimmten medizinischen Fragestellungen, bei denen es neben der Funktionsbestimmung besonders auf eine exakte anatomische Zuordnung ankommt, werden die mittels der SPECT gewonnenen Befunde mit den Befunden einer niedrig dosierten Computertomographie (low-dose-CT) fusioniert (Hybrid-Technik) und somit die nuklearmedizinische Funktionsaussage mit der morphologischen Information bildlich verknüpft; so lassen sich selbst kleinste Strukturen gut beurteilen.
Skelettszintigraphie
Die Skelettszintigraphie dient der Darstellung des Knochenstoffwechsels. Typische Anwendungen sind die Metastasensuche bei Krebserkrankungen, die Abklärung rheumatischer bzw. chronisch-entzündlicher (Gelenk-)Erkrankungen oder schmerzhafter Prothesenlockerungen z. B. im Hüft- oder Kniegelenk. Der normale, gesunde Knochen befindet sich ständig in Umbauprozessen. Krankhafte Veränderungen des Knochens weisen meist gesteigerte Knochenumbauprozesse auf, die durch die funktionelle Skelettszintigraphie hoch sensitiv -und meist frühzeitiger als dies mit Röntgenuntersuchungen möglich ist- sichtbar gemacht werden können.
Wächterlymphknoten-Diagnostik (Sentinel-Lymph-Node-Detektion)
Die Wächterlymphknoten-Szintigraphie ist eine besondere Form der Lymphszintigraphie zur Lokalisation des/der Lymphknoten, die im primären Lymphabflussgebiet eines bösartigen Tumors (z. B. bei Brustkrebs oder bei Hautkrebs) liegen um einen eventuellen Tumorbefall festzustellen. Intraoperativ werden die markierten Lymphknoten mittels einer Handsonde erfasst, operativ entfernt und feingeweblich (histologisch) untersucht. Unter Umständen können durch diese Untersuchung radikale Lymphknoten-Operationen und die damit verbundenen Nebenwirkungen vermieden werden.