Plastische und Wiederherstellungschirurgie
Plastische Operationen im Kopf-Hals-Bereich
Eine harmonische Kontur des Gesichtes sowie auch des gesamten Körpers trägt zum persönlichen Ausdruck bei und zu der Art und Weise, in der ein Mensch von seinem Gegenüber wahrgenommen wird. Kontinuitätsverluste und großflächige Gewebedefizite im Kopf-/ Hals-Bereich können Entstellungen verursachen, welche die Selbstwahrnehmung und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.
Vor allem der hochsensible ästhetische Bereich des Gesichts verlangt hier nach eleganten Exzisions- und Verschlusstechniken. Vor allen Dingen müssen funktionelle Aspekte wie beispielsweise Lidschluss, Nasenatmung und Mundöffnung berücksichtigt werden. Das Gesicht besteht aus ästhetischen Einheiten, welche sich in ihrer Charakteristik, das heißt an Dicke, Menge an Fett, Elastizität und Adhärenz unterscheiden. Die Haut ist hier unterschiedlich koloriert und hat eine unterschiedliche Behaarung. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn eine Rekonstruktion durch ein Gewebetransplantat aus der unmittelbaren Umgebung erfolgt. Gerade bei größeren Defekten oder bei der Entfernung ganzer Regionen (beispielsweise der Unterlippe) ist dies nicht immer möglich, inzwischen haben sich hier verschiedene Methoden etabliert. Die Konzepte sollen im Folgenden kurz erläutert werden.
Lokale Lappenplastiken und Fernlappen
Die Mobilisierung und das Verschieben oder Rotieren von Gewebe zur Deckung von Defekten und Widerherstellung von Ästhetik und Funktion hat in der Geschichte der Menschheit eine lange Tradition. Erste Berichte über lokale Hautverschiebeplastiken sind über zwei Tausend Jahre alt. So findet man Berichte über die Rekonstruktion einer „abgeschlagenen Nase“ mithilfe eines gefäßgestielten Stirnlappens, welches schon damals in Indien beschrieben wurde. Auch wenn sich die Indikation inzwischen geändert hat, so wird dieses Verfahren auch heute in der Medizin angewendet.
Es bestehen vielfältige Techniken und Varianten, um Gewebe entweder durch lokale Lappenplastiken oder durch sogenannte Fernlappen (mit vorhandener Gewebe-„Brücke“ oder –„Stiel“) zu ersetzen. Aufgrund des umfangreichen Mobilisierens und Verschiebens von Gewebe wird diese Art von Lappenplastik häufig in Vollnarkose durchgeführt. Der Nachteil ist eine große Wundfläche sowie prominente und ggf. ausgedehnte Narbenzüge mit dem Risiko des Auftretens von Wundheilungsstörungen, Infektionen oder von Gewebeuntergang. Bei großflächigen Verschiebeplastiken wird der Eingriff daher unter stationären Bedingungen durchgeführt. Postoperativ wird eine Nachblutung überwacht und die Schmerztherapie regelmäßig evaluiert und angepasst. Nach Rückgang der Schwellung und des Hämatoms schließt sich eine ambulante Nachbehandlung mit Fadenentfernung an.
Die Narbenbildung ist in der Regel nach sechs Monaten abgeschlossen, erst dann ist das Ergebnis beurteilbar und eventuell notwendige Korrekturen (Lappenausdünnungen, Narbenkorrekturen) können vorgenommen werden.
Im Gegensatz zur lokalen oder Fern-Lappenplastik besteht die Möglichkeit der freien Transplantation von körpereigenem Gewebe. In Bezug auf die freie Hauttransplantation wird hier zwischen der Voll- und der Spalthaut unterschieden:
Vollhaut-Transplantation (avaskulär)
Es besteht die Möglichkeit der Entnahme von Haut aus anderen Körperregionen, beispielsweise aus dem Bereich der Leiste, des Halses, hinter dem Ohr oder dem Oberarm, also von Körperregionen, wo die Haut, anders als im Gesicht, gut verschieblich ist und Narbenzüge kaschiert werden können. Hier wird die Haut sichelförmig ausgeschnitten, die Wundränder werden in dem Bereich mobilisiert und wieder zugenäht, so dass eine strichförmige Narbe zurückbleibt. Die entnommene Haut wird von Unterhautgeweberesten befreit und dann auf den zu deckenden Hautdefekt im Gesicht aufgenäht. Anschließend wird ein Druckverband befestigt. Nach etwa 10 – 14 Tagen kann der Verband entfernt und die Fäden entfernt werden. Diese Alternative bietet sich bei Patienten im fortgeschrittenen Alter mit vielen Grunderkrankungen, wenn beispielsweise ein Eingriff in Vollnarkose nicht möglich ist.
Spalthauttransplantation (avaskulär)
Bei der Spalthauttransplantation wird, im Vergleich zur Vollhauttransplantation, nur die oberste Schicht der Haut entnommen (bis ca.0,4 mm dick). Die Entnahme erfolgt mit einem entsprechenden Gerät, dem Dermatom. Die Entnahmestelle befindet sich in den meisten Fällen im Bereich des Oberschenkels. Hier entsteht eine breite, flächige Narbe, in der Regel heilt der Defekt in wenigen Wochen ab. Die transplantierte Haut wird, wie bei der Vollhaut, auf den Defekt aufgenäht und mit einem Druckverband für mehrere Tage befestigt.
Der Nachteil der genannten Hauttransplantationen ist das unterschiedliche Hautkolorit im Vergleich zur Umgebung im Bereich des Gesichts, auch hier besteht wie immer das Risiko des Absterbens der Haut über dem Defektbereich sowie die Notwendigkeit der Korrektur.
Bei größeren Defekten besteht in unserer Klinik die Möglichkeit des mikrochirurgischen Gewebetransfers, welcher in dem entsprechenden Kapitel gesondert beschrieben wird.
siehe: Mikrochirurgie