Mikrochirurgie
Die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG-Chirurgie) ist ein rekonstruktives Fachgebiet. Ein Alleinstellungsmerkmal liegt in der Fähigkeit sowohl haut- und weichgewebige Defekte als auch knöcherne Gewebedefizite zu rekonstruieren. Hierzu werden Spenderregionen am gesamten Körper verwendet. Ist die MKG-Chirurgie noch insgesamt ein sehr junges Fach auf dem Gebiet der Chirurgie, so ist die Mikrochirurgie der letzte Entwicklungsschritt. Die mikrochirurgische Gewebetransplantation bietet die Möglichkeit der großflächigen Gewebe-Rekonstruktion mit Wiederherstellung der Harmonie von Haut- und Weichgewebe auf hartgewebig skelettaler Basis. Mithilfe der mikroskopischen Anastomose (altgriechisch: Einmündung) werden die präparierten Gewebelappen-Gefäße an den Gefäßen am Hals-Bereich angeschlossen, wodurch das Transplantat eine sofortige Durchblutung und Ernährung erlangt. Erste Berichte der erfolgreichen Umsetzung dieser Art von körpereigenen Gewebetransplantation stammen aus den 1970er Jahren. Es existiert ein breites Spektrum körpereigener Gewebe-Lappen, welche grundsätzlich zur Verfügung stehen. Je nach benötigtem Gewebe-Ersatz lässt sich unterscheiden in Haut- und Faszien-Lappen, Fett-Lappen, Haut- und Muskellappen und sogar Kombinationen dieser mit Knochen-Gewebe, in der Regel vom Wadenbein (Fibula), dem Schulterblatt (Skapula) oder dem Beckenknochen (Crista iliaca). Die Präparation des Gewebes mit entsprechend versorgendem Anschluss-Gefäßen erfordert eine exakte anatomische Kenntnis und eine ausgewiesene Feinmotorik zur Vernähung der Anschlüsse am Mikroskop während der Operation. Eine entsprechend langjährige Spezialisierung unseres OP-Teams ist eine entsprechende Voraussetzung, ebenso eine entsprechende umfangreiche und detaillierte Operationsplanung.
Nachteil dieser Eingriffe ist der hohe operative Aufwand sowie die potentielle Morbidität im Bereich der Entnahmestelle. Obwohl heutzutage gering, besteht das grundsätzliche Risiko der Anastomosen-Insuffizienz mit der daraus resultierenden Minderdurchblutung und Verlust des Gewebelappens. Wesentlicher ist die Limitation in der Konturierung derartiger Transplantate. In der Regel liegt zunächst eine Überkonturierung vor, da das Gewebe in den folgenden Monaten schrumpft. Eine ggf. notwendige Korrektur in der Konturierung erfolgt in der Regel in kleinen Schritten, bis ein ästhetisch günstiges Ergebnis erzielt wurde.