Mediziner warnen vor Energydrinks und fordern Altersgrenze
Im Rahmen eines öffentlichen Fachgesprächs des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft am 10. September 2024, unter der Leitung von Hermann Färber (CDU/CSU), wiesen Prof. Dr. Nikolaus Haas und Dr. Felix Sebastian Oberhoffer auf die gesundheitlichen Gefahren von Energydrinks hin. Beide Experten plädierten für die Einführung einer Altersgrenze, um Jugendliche vor den negativen gesundheitlichen Folgen zu schützen. Prof. Haas erklärte, dass das Risiko von Schlafstörungen und aggressivem Verhalten mit dem Konsum von Energydrinks stiege. Dr. Oberhoffer fügte hinzu, dass zwei Drittel der Jugendlichen Energydrinks konsumieren, was zu erhöhtem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen und einer deutlich verkürzten Schlafdauer führen kann.
Altersgrenze unterstützt durch den Bürgerrat und weitere Experten
Grundlage des öffentlichen Fachgesprächs war die Empfehlung des Bürgerrates „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“, der eine Altersgrenze ab 16 Jahren für den Kauf von Energydrinks vorschlägt. Der Bürgerrat argumentierte, dass die gesundheitlichen Risiken ähnlich gravierend seien wie bei Alkohol und Zigaretten, die ebenfalls erst ab 16 Jahren erhältlich sind. Auch die Lebensmittelchemikerin Dr. Christina Rempe und Vertreterin von foodwatch Deutschland, Dr. Rebekka Siegmann, warnten vor den leicht zugänglichen Energydrinks für Kinder und Jugendlichen und forderten strengere Regelungen, um diese Zielgruppe zu schützen. Rene Schreiber, Teilnehmer der Arbeitsgruppe des Bürgerrates, sprach sich ursprünglich sogar für ein komplettes Verbot von Energydrinks aus. Seiner Ansicht nach seien diese Getränke unnötig und gesundheitlich problematisch: „Diese Getränke braucht kein Mensch.“
Gegenstimmen aus Wirtschaft und Industrie
Andreas Kadi, Vertreter der Industrieorganisation Energy Drinks Europe, wies hingegen darauf hin, dass Energydrinks auf europäischer und nationaler Ebene bereits umfassend reguliert seien. Die Produkte seien mit Warnhinweisen zu hohem Koffeingehalt versehen. "Energydrinks seien sicher", sagte Kadi mit Blick auf Bewertungen von Lebensmittelsicherheitsbehörden. "Die von den Behörden festgelegten Richtlinien würden eingehalten." Unterstützung erhielt er von Dr. Detlef Groß, Vertreter der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke, der ergänzte, dass Energydrinks im Alltag von Kindern kaum eine Rolle spielten. Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) konsumieren Jugendliche vorrangig Kaffee, Tee und andere koffeinhaltige Getränke, was die Notwendigkeit zusätzlicher Restriktionen für Energydrinks infrage stelle.
Es bleibt abzuwarten, welche Entscheidungen der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft auf Basis des öffentlichen Fachgesprächs trifft und ob in naher Zukunft eine Altersgrenze für den Verkauf von Energydrinks eingeführt wird.