Mosambik - Beira
Mosambik war bis 1975 eine portugiesische Kolonie und war in den Jahren 1977 bis 1992 einem blutigen Bürgerkrieg ausgesetzt. Die Folgen sind zum Teil heute noch präsent.
Das Land zählt zu den ärmsten Ländern der Welt und befindet sich im Ranking des “Human development index (HDI)“ der vereinten Nationen aktuell auf dem 185 Platz von 191 Ländern. Mosambik hat ca. 32 Millionen Einwohner (2021) und eine jährliche Wachstumsrate von ca. 3%.
46% der Bevölkerung leben unter der nationalen Armutsgrenze. Die Kindersterblichkeit beträgt 80 Tote auf 1000 Geburten. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt daher 58 Jahre und 45% der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre. Mit weniger als 3 Ärzte pro 100 000 Einwohner (Deutschland 455, England 300) leidet das Land unter einer bedeutsamen medizinischen Unterversorgung.
Land/Stadt
Mosambik/Beira
Projektverantwortlicher
Prof. Dr. med. Nikolaus Haas, Dr. med. Isabel-Sharina Roschatt
Kurzbeschreibung des Projekts
- Training in pädiatrischer Kardiologie in Beira
- Training in Echokardiographie und ECHO-Kurs in Beira
- Etablierung einer kinderkardiologischen Ambulanz im Krankenhaus
Projekt Zeitraum
Oktober 2022 bis März 2023
Kooperation
Universidade Catolica de Mocambique.
- Prof. Kajal Chhaganlal, M.Sc. Clinic, PhD, Associate Professor of Pediatrics
Funding
Die Realisierung dieses Projekts wäre ohne die verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der katholischen, privaten Universität von Mosambik nicht möglich gewesen. Die Mitarbeiter dieser Universität haben sich in außerordentlichem Maße für dieses Projekt eingesetzt und insbesondere auch bei Interessenskonflikten zwischen dem staatlich geführten Zentralkrankenhaus und dem durch die private Universität initiierten Projekt vermittelt.
- großzügige Förderung der Else Kröner Fresenius Stiftung in Höhe von 61.000,- €
- Eigenmittel der Abteilung ca. 50.000,- €
Publications
- GAUFF Stiftung - GAUFF Stiftung ermöglicht den Kauf von drei EKG Geräten
- SCHILLER Medizintechnik GmbH - Schiller Spende ermöglicht in Beira, Mosambik, eine kinderkardiologische Grundversorgung zu etablieren
- Erfahrungsbericht - Dr. med. Isabel Roschatt berichtet von ihrer Zeit in Mosambik
Kontaktperson vor Ort
Prof. Kajal Chhaganlal, M Sc Clinic, PhD, Associate Professor of Pediatrics, Pedagogical director at the
5V2G+2J5, Beira, Mosambik
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Beira ist mit nahezu 600.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Das “Hospital Central“ von Beira verfügt über 900 Betten und ist verantwortlich für ein Einzugsgebiet von über einer Million Menschen. Die Kinderklinik ist Teil des Hospital Central und ist in einem eigenen Gebäude, wo 136 Betten zur Verfügung stehen, untergebracht.
Die Klinik ist unterteilt in den folgenden Stationen: Station für Infektionserkrankungen, Station für Unterernährung, Station für Früh- und Neugeborene, Station für Allgemeinpädiatrie, eine Intensivstation und eine Notaufnahme mit Überwachungs- und Behandlungszimmer. Ferner können auch unkomplizierte onkologische Patienten behandelt werden. Jährlich werden über 10.000 Patienten stationär und über 30.000 Kinder ambulant behandelt. Neben der Patientenversorgung kümmert sich die Klinik auch um die Ausbildung von Fachpersonal.
Die Inzidenz für angeborene Herzfehler beträgt auch in Afrika ca. 1% (11/1000) aller Neugeborenen. Ohne frühzeitige Diagnose und Behandlung versterben ca. 20-30%. Bislang gibt es im ganzen Land nur ein Krankenhaus, in dem Kinder mit Herzerkrankungen behandelt werden können. Dies ist das privat geführte Krankenhaus “Icor“, welches sich in der Hauptstadt Maputo befindet und 17 Autostunden von Beira entfernt liegt. „ICOR“ bietet für Kinder aller sozialen Schichten kostenlos sowohl eine ganzjährliche konservative als auch interventionelle und operative kinderkardiologische Betreuung an. Dennoch ist die Kapazität aufgrund der großen Zahl an Patienten eingeschränkt.
Um die Versorgungslücke in der Kinderkardiologie zu verbessern, planen wir die Etablierung einer soliden kinderkardiologischen konservativen Betreuung in der Provinz Sofala (ca. 2,3 Millionen Menschen) im Zentralkrankenhaus von Beira.
Nach zunächst telemedizinischen Beratungen gelang es uns, zusammen mit finanziellen Mitteln der Abteilung aber auch mit Hilfe einer Förderung durch die Else Kröner Fresenius Stiftung einen 6 Monatigen Einsatz (Oktober 2022 bis März 2023) durch eine Kollegin zu ermöglichen.
Initial erfolgte ein kompakter Einführungskurs mit EKG und Echokardiographie im Oktober 2022, danach wurde zusammen mit regelmäßigem Training ein ausführliches Echokardiographie Handbuch erstellt und den Teilnehmern ausgehändigt. Zusätzlich erfolgten wöchentliche kinderkardiologische Vorlesungen und wöchentliche Echokardiographie-Seminare in Kleingruppen. Die kinderkardiologischen Konsile werden stets in Form von Bed-Side-Teaching auf der Station durchgeführt. Für die neu etablierte kinderkardiologische Ambulanz konnten wir erfreulicherweise Räumlichkeiten in der relativ neuen und vor allem ruhigen und sauberen neonatologischen Ambulanz finden. Dies hat natürlich auch einen strategischen Vorteil, da die Wege zwischen Neonatologie und Kinderkardiologie somit deutlich verkürzt wurden und die Patienten oft am selben Tag von beiden Fachgruppen angeschaut werden können. Hierbei sei zu erwähnen, dass viele Patienten weit entfernt wohnen und Anreisen von bis zu 4 Stunden (nur Hinfahrt) auf sich nehmen, welche oft auch sehr teuer sind
In der kinderkardiologischen Ambulanz werden alle Kinder mit bekannten Herzerkrankungen untersucht und betreut. Gemeinsam mit dem lokalen Personal (Krankenschwestern, Medizinstudenten und Ärzten) wurden die Basismaßnahmen wie Blutdruckmessung, Herzfrequenz etc. als Standard -Primärdiagnostik eingeführt, ein Terminkalender erstellt und die notwendige organisatorische Struktur etabliert. Eine online Plattform zur Verbesserung der Organisation der Ambulanz sowie der Kommunikation mit Maputo ist in Arbeit. Besteht die Indikation für eine Operation oder einer Intervention wird mit dem privaten Herzzentrum in Maputo Kontakt aufgenommen und durch Spenden eines deutschen Fördervereins ein Transport über Landwege organisiert. Ein Transport mit dem Flugzeug ist aufgrund der hohen Ticketpreisen nicht möglich. Die postoperative Betreuung nach Entlassung erfolgte dann wieder “heimatnah“ in Beira.
- Fortführung der aufgebauten Kollaboration in Form von Telemedizinischen Konferenzen.
- Weitere Projekte zur Optimierung der lokalen kinderkardiologischen Versorgung sind in Planung.