Projektvorstellung
Der plötzliche Herztod ist als eine unvorhergesehene Todesursache den meisten Menschen bekannt – wird jedoch in der Regel nur für ältere Menschen als Risiko angesehen. Zusätzlich stellen Herz-Kreislauferkrankungen (wie z.B. Bluthochdruck oder Herzkranzgefäßerkrankungen) bei einem großen Teil der Bevölkerung ab dem mittleren Lebensalter ein schwerwiegendes Leiden dar, für welches sich das Risiko mit zunehmendem Alter erhöht. Demgegenüber werden Kinder und Jugendliche nur sehr selten mit kardiologischen Krankheiten in Verbindung gebracht. Tatsächlich sterben aber 1-2 Jugendliche unter 18 Jahren pro Tag in Deutschland am plötzlichen Herztod. So auch der 14-jährige Nicolas May (Namensträger der kooperierenden Stiftung), welcher vor zwei Jahren unerwartet an einer unentdeckten Herzerkrankung verstarb.
Obwohl Herz-Kreislauf-Erkrankungen die mit Abstand häufigsten Todesursachen sind, ist eine ausführliche kardiologische Vorsorgeuntersuchung (Präventionsuntersuchung) bei Kindern und Jugendlichen als auch bei jungen Erwachsenen bis heute noch keine Routine. Seit kurzem wird ein bundesweites Vorsorgeprogramm ab dem 25. Lebensjahr diskutiert. Krankheitsverursachende Veränderungen an Herz und Gefäßen zeigen sich laut aktuellen Forschungsergebnissen aber bereits in sehr jungen Jahren – die Krankheitsentstehung beginnt also oft schon in der Kindheit bzw. der Jugend.
Viele dieser möglichen Veränderungen, die entweder bereits im Kindes- und Jugendalter ein Risiko darstellen oder die Entstehung von Krankheiten im Erwachsenenalter fördern, kann man anhand von gezielten Untersuchungen bzw. Tests herausfinden. Um diesen, vergleichsweise einfach durchzuführenden Check-up, auch im jungen Alter zu etablieren, wurde seitens der Abteilung für Kinderkardiologie des LMU Klinikums in Zusammenarbeit mit der Nicolas-May-Stiftung die Pilotstudie „Hand aufs Herz – Die Orlando Herzwochen“ ins Leben gerufen.
Hierbei werden über mehrere Wochen etablierte Herz-Kreislauf-Tests und -Untersuchungen an Kindern und Jugendlichen durchgeführt, welche eventuelle Auffälligkeiten in diesem Bereich sichtbar machen sollen. Die Schülerinnen und Schüler nehmen alle freiwillig teil und durchlaufen verschiedene Untersuchungsstationen. Unter anderem werden neben der Erhebung biometrischer Messdaten (Bauch-/Hüftumfang, Gewicht, Größe, Blutdruck, Sauerstoffsättigung) ein Elektrokardiogramm (Herzströme, EKG), eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie), eine Körperfettanalyse, die Messung der Körperkraft via Dynamometer sowie ein sehr einfacher aber besonders guter Fitnesstest - der Treppensteigtest - (siehe aktuelle Studie „Step by Step“) durchgeführt. Zusätzlich müssen die Schüler einen Fragebogen zu Ernährungs- und Konsumverhalten/Lebensgewohnheiten ausfüllen.
Anhand der erhobenen Daten können wir dann für jede einzelne Schülerin und jeden einzelnen Schüler ein individuelles Gesundheitsprofil erstellen, welches den Teilnehmern nach vollständiger Auswertung aller Daten ausgehändigt wird. Mit diesen Informationen soll der aktuelle kardiovaskuläre Gesundheitszustand mithilfe eines Ampelsystems den Schülern und Eltern zugänglich gemacht werden. Zusätzlich erfolgt neben der Einzelauswertung eine anonyme, wissenschaftliche Gesamtauswertung, um eine Datengrundlage zu schaffen, damit die kardiovaskuläre Vorsorgeuntersuchung gegenüber der Öffentlichkeit und der Politik durchgesetzt werden kann.
Langfristiges Ziel
Das Projekt "Hand aufs Herz" setzt sich als langfristiges Ziel, eine zuverlässige, wirksame, umfassende und dennoch einfach durchzuführende und damit kostenarme Vorsorgeuntersuchung des Herzkreislaufsystems zu ermöglichen, diese dann als Präventionsmaßnahme sowohl in Haus- und Kinderarztpraxen als auch in Kliniken zu etablieren und schließlich in die Grundversorgung einzubauen.