Herztransplantation
Mehr als nur der Austausch eines Organs!
Die Transplantation von menschlichen Organen ist eine medizinische Maßnahme, die eine unglaubliche Faszination ausübt. Dies gilt in besonderer Weise natürlich für die Übertragung eines Herzens von einem gestorbenen auf einen tot kranken Menschen, dem dadurch das Leben gerettet wird.
Ein Mensch hat noch zu Lebzeiten verfügt, dass im Falle seines Todes seine Organe entnommen werden können, Angehörige geben ihre Zustimmung zu diesem Eingriff, Eltern denken in der schwersten Stunde beim Tod ihres Kindes an andere Kinder und können in dieser unvorstellbar belastenden Situation noch das Wohl anderer Eltern und ihres todkranken Kindes im Auge behalten.
Diese Tatsache muss aber auch für uns alle, d. h. für Sie als Eltern, Sie als kleine oder große Patienten und für uns, die Ärzte und Schwestern immer Verpflichtung sein, alles zu tun, dass diese Opfer nicht vergebens sind. Das heißt, wir müssen medizinischen Fortschritt nutzen, wir müssen penibelst untersuchen und behandeln und Sie müssen mit uns gemeinsam ein ganz besonderes Augenmerk auf die neuen Organe haben, damit sie auch im Interesse der Organspender möglichst lange gut ihren Dienst tun können.
Verehrte Eltern, liebe große und kleine Patienten!
Schon die Wartezeit ist sicherlich eine ganz schwierige Phase. Bereits hier müssen wir alle lernen, dass wir gemeinsam im Interesse eines guten Ausgangs und des Überlebens eines todkranken Patienten zusammen stehen müssen. Je enger unsere gemeinsame Beziehung ist, je mehr Sie als Eltern und Kinder uns den Ärzten und Schwestern vertrauen, desto erfolgreicher können wir sein.
Die Transplantation und ihre Ergebnisse sind nicht nur ein medizinisches Thema, das sich in Laborwerten und Apparate-Medizin erschöpft – ich habe es in den vielen Jahren immer wieder erlebt, dass auch dass das Seelische, die Psyche, die Einstellung zu dem neuen Organ seine Funktionsdauer erheblich mitbestimmt.
Das Vertrauen in uns als Ihre Betreuenden und in das neue Organ soll durch diese Broschüre erleichtert werden. Dabei ist nicht angestrebt, dass Papier das persönliche Gespräch ersetzen soll. Auch hier zeigt mir die langjährige Erfahrung, dass ein enger vertrauensvoller Kontakt in unseren Ambulanzen ganz entscheidend für Ihr Wohlbefinden als Eltern und Betroffene ist.
„Die Kleine bekommt heute ein neues Herz!“ hört man es manchmal in den Gängen unsere Station, wenn wir die Möglichkeit bekommen eines unserer Kinder zu transplantieren. Gleich herrscht eine besondere Stimmung, denn es ist und bleibt etwas Besonderes, wenn man durch die Güte anderer Menschen in deren schwerer Stunde einem anderen Kind durch die Transplantation des gesunden Herzens ein neues Leben ermöglichen kann.
Die Geschichte der Herztransplantation begann 1967 in Südafrika, als Christiaan Barnard die erste Transplantation beim Erwachsenen durchführte. Auf Grund noch ungenügender Immunsuppression mit frühem Tod der Patienten dauerte es noch über ein Jahrzehnt, bis mit Hilfe von neuen Medikamenten erfolgreich Herztransplantationen stattfinden konnten. So konnte 1985 das erste Kind in den USA herztransplantiert werden. Seit 1988 erfolgen auch bei uns in der Abteilung für Kinderkardiologie und pädiatrische Intensivmedizin Herztransplantationen. Seither konnten wir 108 Kinder unter 18 Jahre transplantieren und gehören damit zu den größten Kinderherztransplantationszentren in Deutschland. Die häufigsten Ursachen für eine Herztransplantation im Kindesalter sind dilatative Kardiomyopathien und angeborene komplexe Herzfehler. In unserer Abteilung wurden bisher 71 % der Patienten auf Grund einer dilatativen Kardiomyopathie und 27 % auf Grund angeborener komplexer Herzfehler transplantiert. Insgesamt transplantierten wir 24 Patienten bereits im ersten Lebensjahr, 40 Patienten mit 1 bis 10 Jahren und 44 Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren.
Bekommt man die Diagnose übermittelt, dass eine Herztransplantation notwendig ist, entstehen erst einmal sehr viele Fragen. Wie lange ist die Wartezeit? Wie wird es danach weitergehen? Welche Einschränkungen gibt es für mein Kind im Alltag? In der Zeit vor der Transplantation ist eine gute Betreuung daher sehr wichtig. Aus diesem Grund kümmert sich das gesamte Transplantationsteam intensiv um die Eltern und unsere Patienten. Aber auch nach der Transplantation gibt es wichtige Punkte zu klären. Was macht man bei Fieber? Wie kann ich im Alltag eine Abstoßungsreaktion erkennen? Darf ich die Medikamente vom Hausarzt nehmen? Für all diese und noch viele weitere Fragen stehen jederzeit kompetente Ansprechpartner zur Verfügung.
Unsere Schwestern haben zu diesem Thema eine Broschüre für betroffene Kinder und ihre Eltern erstellt, die sich mit den häufigsten Themen und Fragen rund um die Transplantation beschäftigt.
Unser Transplantationsteam:
Prof. Dr. Robert Dalla Pozza, Oberarzt
Dr. Marcus Fischer, Oberarzt
Dr. Julia Birnbaum, Fachärztin
Dr. Ulrike Walther, Fachärztin
Florence Volpers, Psych. Psychotherapeutin