Herzkatheterlabor
Eingriffe (Interventionen) im Herzkatheterlabor
Etwa 80% aller Kinder-Herzkatheter beinhalteten eine Intervention. Sie haben also ein therapeutisches Ziel. Der Trend ist weiter steigend. Dies liegt daran, dass bei komplexen Herzfehlern häufig vielschichtige Probleme vorliegen. Dies gilt beispielsweise bei Situationen, die mit zeitlicher Verzögerung nach operativen Eingriffen entstehen und im Katheterlabor behandelt werden können. Es gibt auch zunehmend ein geplantes kinderherzchirurgisch/ interventionelles Vorgehen. Geschieht das zum selben Zeitpunkt innerhalb eines Eingriffs, wird dieses Vorgehen "Hybrid-Therapie" genannt.
Detailfragen sollten im persönlichen Gespräch und in Kenntnis der genauen Anatomie der einzelnen Patienten geklärt werden.
Wir bieten alle derzeit realisierbaren Interventionellen Therapiemöglichkeiten, bitte fragen sie nach:
- ASD-Verschluss
- VSD-Verschluss
- Duktusverschluss
- Kollateralgefäße (Dilatation oder Verschluss, je nach Herzfehler)
- Dilatation einer Pulmonalklappenstenose
- Implantation einer Stentklappe in Pulmonalisposition ("MELODY-Klappe", „Edwards-Klappe“)
- Dilatation von Pulmonalstenosen (peripher, incl. Stentimplantation, Cutting ballon)
- Dilatation von Aortenklappenstenosen
- Aortenisthmusstenose (incl. Stentimplantation)
- Hypertrophe Obstruktive Cardiomyopathie (HOCM): Alkoholembolisation
- Elektrophysiologie mit Radiofrequenzablation (z.B. WPW-Syndrom)
Ihr Ansprechpartner
PD Dr. med. André Jakob
Leiter Herzkatheterlabor
81377 München
Der Vorhofseptumdefekt vom Sekundumtyp (ASD II) ist der häufigste Defekt des Vorhofseptums (80%) und entspricht ca. 8 % aller angeborener Herzfehler im Kindesalter. Beim Verschluss von Vorhofseptumdefekten vom Sekundumtyp (ASD II) stellt die Kathetertherapie eine anerkannte Alternative zur Operation dar und bedeutet die definitive Heilung für die Patienten.
Besteht eine Vorhoflücke, so fließt unnötig sauerstoffreiches Blut aus dem linken Vorhof in den rechten Vorhof. Von dort gelangt es in die rechte Kammer, die das Blut in die Lunge pumpt. Von dort gelangt es wieder in den linken Vorhof, wo wiederum ein Teil über die Vorhoflücke in das rechte Herz gelangt.
Anhaltsweise gilt, dass im Kindesalter die Indikation zum Verschluss bei einem Links-Rechts-Shunt von über 40 % gegeben ist. Das heißt, dass die rechte Kammer fast doppelt so viel Blut pumpen muss wie die linke Kammer. Bei diesen Patienten ist das rechte Herz deutlich vergrößert. Dies kann mit einer Ultraschalluntersuchung direkt und im EKG indirekt gesehen werden.
Der interventionelle Verschluss, d.h. mit Hilfe eines Katheters ist technisch in ca. 70% aller ASD´s möglich und ist insbesondere im Falle einer zentral gelegenen Vorhoflücke gut möglich.
Heute sind zum interventionellen ASD-Verschluss als Behandlungsalternative zur Operation mehrere Systeme zugelassen, wir verwenden im wesentlichen das Amplatzer-System (St. Jude Mediacal) sowie Systeme der Firmen pfm und Gore). Es handelt sich nicht mehr um ein experimentelles, sondern um ein alternatives Behandlungsverfahren. Die Lokalisation und der Durchmesser des Vorhofdefektes ist zuvor mit einem Schluck-Ultraschall (TEE) und mit Hilfe von Ballonkathetern zu bestimmen. Das Einsetzen erfolgt in Narkose über einen Zugang in der rechten Leistenvene. Nicht verschließbare Defekte sollten mit minimalen Schnittführungen operativ verschlossen werden.
Bezüglich der VSD beteht bei vielen Eltern häufig eine falsche Vorstellung bezüglich der Lage im Herzen. Im Gegensatz zu den ASD´s liegen die VSD´s meist sehr dezentral in dichter Lagebeziehung zur Aortenklappe. Daher können derzeit nicht alle Defekte im Herzkatheterlabor behandelt werden.
Der Zeitaufwand für einen VSD-Verschluss ist in der Regel erheblich größer als beim ASD-Verschluss, die Implantationsbedingungen sind ähnlich (Narkose, Schluck-Herzultraschall). Im Gegensatz zum ASD ist auch ein arterieller Zugang von der Leiste nötig. Der venöse Zugang wird bei einigen Defekten aufgrund der besseren Positionierbarkeit des Implantats von der großen Halsvene gelegt.
Das Klinikum der Universität München war eines der ersten drei Zentren weltweit, in denen bei Kindern ein sogenannter perimembranöser Ventrikelseptumdefekt (VSD) erfolgreich verschlossen wurde. Hierbei handelt es sich um ein Loch in der Herzscheidewand, welches nur wenige Millimeter von zwei lebenswichtigen Herzklappen entfernt liegt. Daher können in solche Löcher die sonst angewendeten "Schirmchen" nicht implantiert werden ohne die Herzklappen zu schädigen. Bei den Kindern wurden die Löcher mit Spirale aus dem äußerst flexiblen Stahl "Nitinol" verstopft. Die Kinder waren bereits wenige Stunden nach der Narkose wohlauf. Der Brustkorb bleibt ohne Narben, es wurden aus der Leiste lediglich 2 Katheter mit 1,4 und 2,4 mm Durchmesser zum Herzen vorgeschoben. Dieses neue Verschlussverfahren stellt einen weiteren Meilenstein bei der Möglichkeit Herzfehler im Katheterlabor behandeln zu können dar. Der perimembranöse VSD konnte bislang nur operativ verschlossen werden.
Der Verschluss eines pDA gehört heute zu den Routineeingriffen eines jeden interventionellen Katheterlabors und wird seit Ender der 80er Jahre mit zunehmend verfeinerten Techniken durchgeführt. Jenseits der Neugeborenenperiode lässt sich heute praktisch jeder pDA interventionell verschließen. Wir verwenden im wesentlich Spiralen (pfm, Köln) und spezielle Amplatzer-Pfropfen für größere pDA (St. Jude medical) zum Verschluss. Die Implantation erfolgt ohne Narkose in Analgosedierung (= Schmerzausschaltung + Schlafmittel) und benötigt nicht mehr Zeit als ein diagnostischer Herzkatheter. Die Komplikationsrate ist gering, nach der Intervention ist allerdings eine stationäre Überwachung für eine Nacht notwendig, weil die Leistenarterie für die Intervention als Zugang benötigt wird.
Neben den drei klassischen Verschlussmethoden bieten wir alle erdenklichen Interventionen auch in komplexen Situationen bis hin zum Herzklappenersatz im Katheterlabor oder Hybrid-Op an.