Geschichte der Kinderklinik
Die Kinderabteilung wurde am 29. September 1997 vom ehemaligen Wissenschaftsminister Zehetmair feierlich eröffnet, am 3. Mai 1999 kam die Kinderambulanz dazu. Im Folgenden finden sie einen Überblick über die Geschichte und den Aufbau der Kinderklinik, sowie den Werdegang von Professor Dr. Heinrich Netz, den Mitbegründer der Abteilung.
Die Elterninitiative finanzierte in enger Zusammenarbeit mit dem Universitätsbauamt große Teile des Umbaus der Station G9 in Großhadern und des Ausbaus der Ambulanz. Gezahlt wurde und wird für hochmoderne Geräte der Intensiv- und Normalstation, für die im Krankenhausbudget keine Mittel zur Verfügung stehen. Gelder bereitgestellt wurden und werden aber auch für Arbeitskräfte - für die Psychologin zum Beispiel, die sowohl von kleinen Patienten als auch von ihren oftmals überforderten und verzweifelten Eltern dringend gebraucht wird. Angeschafft wurden Spielzeug, Bücher und Möbel für das Kinderspielzimmer, Geschirr, Mikrowelle und Kühlschrank für den Elternaufenthaltsraum ebenso wie bequeme Liegestühle und Kissen für die Mütter von Frühgeborenen. Unabhängig von diesen "Tages-Notwendigkeiten" hat die Elterninitiative aber auch Geld in zukunftsweisende Forschungs-Projekte gesteckt, die Fortschritte für die Behandlung schwerkranker kleiner Patienten bringen. So fördert sie die Entwicklungen neuer Verfahren, um Kindern bei der Behandlung bestimmter Herzfehler eine offene Herzoperation zu ersparen. Auch hilft sie mit, die Transplantationsmedizin, mit der in Großhadern schon bei Herz/Lungen-Transplantationen auch im Kindesalter weltweit einzigartige Erfolge erzielt werden, für andere Organsysteme (Leber und Niere) in gleicher Weise zu etablieren. Langfristiges Ziel ist es, am Klinikum der Universität in Großhadern eine Kinderklinik im Sinne eines Mutter/Kind-Zentrums und eines großen Kinder-OP-Zentrums zu errichten.
Eine wichtige und maßgebliche Rolle in der Geschichte der Kinderkardiologie an der LMU, spielte Professor Dr. Heinrich Netz. Professor Dr. Heinrich Netz studierte Medizin an den Universitäten in Frankfurt (Vorklinik) und Würzburg, wo er auch promovierte. Seine Ausbildung zum Kinderarzt und Kinderkardiologen erfolgte an der Universitäts-Kinderklinik in Gießen, wo er 1982 auch habilitierte. Nach seiner Facharztanerkennung hospitierte Prof. Netz für einige Wochen am Hospital for Sick Children in London und arbeitet dann als Oberarzt in der Abteilung Kinderkardiologie unter Prof. Dr. H.W. Rautenburg in Gießen. Schwerpunkte seiner Arbeit waren die invasive Diagnostik und Kathetherintervention sowie der Aufbau einer interdisziplinären pädiatrischen Intensivstation, die er dann auch leitete. Angeregt durch Berichte über Herztransplantationen bei Neugeborenen und Säuglingen an der Universität in Loma Linda (USA) hospitierte er dort mehrmals und baute danach ein Team auf, das 1988 in Gießen die erste erfolgreiche Herztransplantation bei einem Neugeborenen durchführte. Die Betreuung der transplantierten Kinder wurde ein weiterer Schwerpunkt seiner klinischen und wissenschaftlichen Arbeit.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagierte sich Professor Dr. Netz auch in Stiftungen. So ist er nach wie vor im Beirat der Stiftung Kinderhilfe Organtransplantation aktiv. Im Rahmen seiner Funktion als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Herz für Herz engagierte sich Prof. Netz über viele Jahre am Aufbau einer kinderkardiologischen Abteilung am General Hospital in Danang (Vietnam). Dieses erfolgreiche Projekt weitete sich aus und letztlich entwickelte sich aus diesen Anfängen eine medizinische Fakultät der Universität Danang, was wiederum ein wesentlicher Pfeiler bei der Bewerbung der LMU beim DAAD für Unterstützung zum Aufbau eines Center for International Health wurde.
Auf Drängen von Prof. Reichart, Ordinarius für Herzchirurgie an der LMU wurde Prof. Netz 1992 auf eine C3 Professur für Kinderkardiologie an der Kinderpoliklinik der LMU bei Prof. D. Reinhardt berufen. Sein Auftrag war es, aus dem Nichts eine Kinderkardiologie und pädiatrische Intensivmedizin am Klinikum Großhadern aufzubauen. Dank weniger, aber ungemein engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelang auch ein stetiger Ausbau. Besonders Säuglinge und kleine Kinder wurden kinderherzchirurgisch und intensivmedizinisch versorgt. Außerdem wurden regelmäßig Herz- sowie Herz/Lungen-Transplantationen mit überdurchschnittlichem Erfolg durchgeführt.1998 richtete Prof. Netz als Tagungspräsident die 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie aus. Bei der Eröffnungsveranstaltung wurde durch den Dekan der medizinischen Fakultät der LMU die Urkunde Übergeben, mit der die Einrichtung einer selbständigen bettenführenden Abteilung für Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin erfolgte. In den nächsten Jahren war Prof. Netz für die DGPK im Vorstand tätig, unterem 2 Jahre als Präsident. Dabei war er maßgeblich an der Schaffung einer professionellen Geschäftsstelle beteiligt und initiierte den Aufbau einer Akademie, die er dann auch kommissarisch leitete. Mit einem Legat von mehr 1,500.000 € unterstützte Prof. Netz die Forschung zur Prävention kardiovaskulärer Risiken bereits im Kindesalter, was er bereits als Präsident der DGPK angestoßen hatte, weil er es dringliches Problem erkannte.
Neben der klinischen und wissenschaftlichen Arbeit galt es vor allem in den ersten Jahren Spendengelder zu akquirieren. Und so hat Prof Netz mit seiner Frau und/oder den führenden Damen der „Elterninitiative Kinderklinik Großhadern“ unterstützt von der Abendzeitung immer wieder vor allem in der Adventszeit Feiern besucht, in Reden die Arbeit der Abteilung vorgestellt und die Notwendigkeit von Spenden betont. Insgesamt konnte er so Schecks über mehr als 9 Millionen der Elterninitiative zum Aufbau der Abteilung übergeben. Da der Antrag von Prof. Netz, die Professur für seinen Nachfolger auf W3 anzuheben trotz Unterstützung der LMU Gremien letztlich blockiert wurde, verzögerte sich sein Ausscheiden bis Dezember 2015.