Klinische und Intraoperative Neurophysiologie
Die Aktivität und Kommunikation des Nervensystems beruht auf elektrischer Signalweiterleitung. Diese Signale werden mit den Methoden der klinischen Neurophysiologie gemessen und geben Information über die Leitfähigkeit von Nerven und Nervenbahnsystemen im Gehirn, Rückenmark und den peripheren Nerven. Wir führen folgende Methoden durch:
- Elektroenzephalogramm (EEG)
- Evozierte Potentiale: Akustisch Evozierte Potentiale (AEP), Motorisch Evozierte Potentiale (MEP), Somatosensibel Evozierte Potentiale (SEP), Visuell Evozierte Potentiale (VEP)
- Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG)
- Elektromyogramm (EMG)
Die Untersuchungen werden im Rahmen der neurochirurgischen Behandlung für
- stationäre Patienten (insbesondere auf der Intensivstation) und
- ambulante Patienten
durchgeführt.
Einen besonderen Schwerpunkt bildet das Intraoperative Neuromonitoring.
Das Intraoperative Neuromonitoring, auch „IONM“ genannt, ist ein Spezialgebiet der klinischen Neurophysiologie. Neurophysiologische Methoden werden intraoperativ angewandt, um während einer Operation die Funktion von peripheren Nerven, spinalen Nerven, dem Rückenmark und bestimmter Hirnareale zu messen und zu überwachen.
Hierzu zählen die Kontrolle des motorischen Nervenbahnsystems („Bewegung“), des somatosensiblen Nervenbahnsystems („Gefühl, Lagesinn im Raum“), des auditorischen Nervenbahnsystems („Gehör“) und des visuellen Nervenbahnsystems („Sehen“). Diese Methoden der Evozierten Potentiale (MEP, SEP, AEP) werden durch Stimulationsverfahren ergänzt, die direkt an Nerven und Gehirn wirken. Durch elektrische Impulse wird dabei die Nerven- und Gehirnfunktion genau lokalisiert („Mapping“). Beim Mapping kann der Operateur also direkt das Nervengewebe aktivieren, d.h. die Stimulation im Operationsgebiet nutzen, um neuronale Strukturen zu identifizieren und so zu schonen.
Bei Wachoperationen am Gehirn nutzen wir dies, um Sprache zu lokalisieren und zu überwachen.
Die fortlaufende Anwendung des IONM („kontinuierliches Monitoring“) ermöglicht, Beeinträchtigungen der Nerven und Nervenbahnen rechtzeitig zu erkennen. Die daraus gewonnenen Informationen werden in einer engen und kontinuierlichen Kommunikation dem Operationsteam mitgeteilt und interpretiert. Der Operateur kann darauf entsprechend reagieren und geeignete Maßnahmen ergreifen. Zeigt z.B. ein Signalausfall ein drohendes neurologisches Problem an, kann z.B. eine Tumorresektion im Ablauf geändert werden, damit die Signaländerung sich zurückbildet. Eine Signalerholung bedeutet, dass bleibende neurologische Symptome vermieden werden können.
Einige Operationen sind mit Hilfe des IONM erst möglich geworden, dazu zählen z.B. Tumore in primären und sensiblen Hirnarealen.
Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der neurophysiologischen Methoden und der unterstützende positive Effekt des IONM auf die Operationsergebnisse konnte in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen gezeigt werden.
So leistet das IONM einen wichtigen Beitrag zur funktionserhaltenden Chirurgie. IONM ist integraler Bestandteil der täglichen Routine unserer Neurochirurgischen Klinik und wird standardisiert eingesetzt:
- Prozesse der Schädelbasis, insbesondere des Kleinhirnbrückenwinkels
- Hirntumorchirurgie
- Rückenmarkschirurgie
- Wirbelsäulenchirurgie
- Tumore des peripheren Nervensystems
- Epilepsiechirurgische Eingriffe
Es besteht darüber hinaus eine enge Kooperation mit folgenden Fachabteilungen, bei denen spezielle Eingriffe funktionsüberwacht werden:
- Klinik für Orthopädie:
- operativ korrektive Eingriffe bei Deformitäten der Wirbelsäule (Skoliose)
- Abteilung für Gefäßchirurgie:
- Carotisstenose
- Thorakale Bauchaortenaneurysmen (in Zusammenarbeit mit der Herz-Thoraxchirurgie
- Abteilung für Viszeralchirurgie:
- Rektumkarzinome
- Retroperitoneale Raumforderungen, z.B. Sarkome
Alle genannten Verfahrensweisen werden standardisiert gemäß internationaler und wissenschaftlicher Richtlinien und Empfehlungen eingesetzt.
Fortbildung, Hospitation, Forschung
Fort- und Weiterbildung im IONM sind uns ein ganz besonderes Anliegen. Ärzt*innen, MTAs für Funktionsdiagnostik, Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, Student*innen sowie Mitarbeiter*innen vieler anderer Berufsgruppen, die mit dem IONM beginnen oder ihre Kenntnisse vertiefen möchten, sind für eine Hospitation herzlich willkommen.
Darüber hinaus ist die Klinische und Intraoperative Neurophysiologie an der Neurochirurgischen Klinik eine forschungsintensive Einheit. Es gibt viele laufende und geplante klinische Forschungsprojekte. Darüber hinaus werden auch Doktoranden betreut.
Wissenschaftlich interessierte Student*innen, die an einer Doktorarbeit interessiert sind, können gerne jederzeit mit uns Kontakt aufnehmen.
Kontakt und Sprechstunde
Für stationäre sowie vor- und nachstationäre Patienten bieten wir nach individueller Terminvereinbarung ambulante Termine für neurophysiologische Diagnostik. Terminvereinbarung über das Sekretariat: Frau Wallner: 089 4400-73541 Gabriele.Wallner@med.uni-muenchen.de.
Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Schreiben Sie uns eine Email:
Klinische und Intraoperative Neurophysiologie
LMU Klinikum
Neurochirurgische Klinik und Poliklinik
Campus Großhadern
Marchioninistr.15
81377 München
Wiss. Sekretariat: Frau Wallner: 089 4400-73541 Gabriele.Wallner@med.uni-muenchen.de
Team
Die Klinische und Intraoperative Neurophysiologie wird von Frau Prof. Dr. med. A. Szelényi geleitet. Unser Team umfasst drei Medizinisch-technische Assistent*innen für Funktionsdiagnostik, die speziell für das intraoperative Neuromonitoring ausgebildet wurden.
Frau J. Siller und Frau H. Vogele.
Das wissenschaftliche Sekretariat wird von Frau G. Wallner geführt.
Prof. Dr. med. Andrea Szelényi, LL.M.
Oberärztin
Fachärztin für Neurologie
Bereichsleitung Klinische und Intraoperative Neurophysiologie