Funktionelle Neurochirurgie & Schmerztherapie
Krankheitsbilder
Die Funktionelle Neurochirurgie bietet ein umfangreiches Spektrum an Therapieverfahren für viele neurologische Erkrankungen, insbesondere bei Bewegungsstörungen, chronischen Schmerzen und Spastik. Ziel ist hierbei die operative Wiederherstellung gestörter oder fehlerhafter Funktionen des Nervensystems, die medikamentös nicht oder nicht ausreichend behandelbar bzw. „wiederherstellbar“ sind.
Zu den Behandlungsschwerpunkten unserer Klinik zählen folgende Erkrankungen:
- Bewegungsstörungen: M. Parkinson, Dystonie, Tremor, Tic-Störung
- Nicht-beherrschbare (chronische) Schmerzsyndrome (z.B. Trigeminusneuralgie)
- Spastik
- Epilepsie
Thereapieverfahren
Unsere Klinik ist eines der innovativsten Zentren, an dem alle Verfahren (Mikrochirurgie, Neuromodulation, ablative Verfahren) der Funktionellen Neurochirurgie von einem spezialisierten Team eingesetzt werden. Hierzu gehören:
1. Tiefenhirnstimulation (THS oder DBS)
2. Rückenmarks-Stimulation (SCS)
3. Periphere Nervenfeld-Stimulation (PNFS/ONS)
4. Direkte Ganglion-Gasseri Stimulation
5. Hinterstrang-Ganglion-Stimulation (DRG)
6. Intrathekale medikamentöse Therapie (ITK)
7. Ablative Methoden mit Unterbrechung schmerzleitender Systeme bzw. Unschaltzentren im Bereich des ZNS (z.B. Thermokoagulation im Ganglion Gasseri, Faccettengelenksdenervation (Kryo/Thermo)
8. Mikrochirurgische vaskuläre Dekompressionsverfahren bei paroxysmalen Schmerzattacken im Bereich verschiedener Hirnnerven (Trigeminusneuralgie, Glossopharyngeusneuralgie) bzw. „Hyperaktiven Hirnnervensyndromen“ (Hemispasmus Facialis, Vestibularisparoxisismie).
Unsere Klinik verfügt über die neueste technische Ausrüstung sowohl für die Mikrochirurgie (u.a. intraoperatives Neuromonitoring (IOM), modernste Mikroskope), die ablativen Verfahren (u.a. digitale Thermo- und Kryoläsions-Systeme) als auch die Neuromodulation (hochmoderne Stereotaxiesysteme, intraoperatives CT, neueste Implantattechnologie).
Interdisziplinäre Behandlung
Wie in allen Bereichen an unserer Klinik besteht auch in der Funktionellen Neurochirurgie eine fest etablierte, enge interdisziplinäre Kooperation mit den benachbarten Fachbereichen Neurologie (Arbeitsgruppe „Tiefe Hirnstimulation“, Kopf-und Gesichtsschmerzzentrum), Schmerztherapie und Physikalische Medizin. So kann für jede Patientin und jeden Patienten individuell das optimale therapeutische Gesamtkonzept erstellt und umgesetzt werden. Hierbei ist es auch gut möglich, dass (zunächst) gar keine Operation vorgenommen werden muss.
Alle OP- bzw. Behandlungsindikationen im Bereich „Bewegungsstörungen“ werden interdisziplinär in der Tiefenhirnstimulations-Konferenz (sog. DBS-Board) diskutiert und evaluiert.
Weit über lokale Kooperationen hinaus besteht eine sehr aktive und effiziente Einbindung des Fachbereichs in überregionale (bundesweite und internationale) Expertennetzwerke (z.B. über die Sektion Schmerz der DGNC, die AG THS, die ESSFN und die WSSFN).
Sprechstunden
Im Rahmen der Spezialsprechstunde erfolgt die individuelle Beratung von Erstpatient*innen (hierbei gilt, dass sich Patient*innen mit Bewegungsstörungen zunächst primär in der Spezialsprechstunde der Klinik für Neurologie vorstellen sollten) und Erstellung eines individuellen Therapiekonzeptes. Darüber hinaus bieten wir natürlich auch die Beurteilung im Sinne einer Zweitmeinung an sowie die umfassende Nachsorge aller operierten Patient*innen aus dem unserem Fachbereich.
Zur Vorstellung sollten die komplette aktuelle Bildgebung (DVD oder Radiologie-Link) sowie relevante schriftliche Befunde (z.B. Radiologie-Befund, Unterlagen zur Voranamnese, Vor-Operationen, Schmerztagebuch, Anfallstagebuch, Vorerkrankungen, Vormedikation) mitgebracht werden.
Kontakt: Steuerstelle der Neurochirurgischen Poliklinik Tel.: +49 89 4400-73550
Forschung
Unsere Klinik stellt zusammen mit der Klinik für Neurologie ein national wie international sehr bedeutendes Zentrum für die Tiefe Hirnstimulation dar, an dem u.a. im Januar 2020 die weltweit erste Implantation eines neuen DBS-Systems mit "Sensing-Funktion“ bei einem/r Parkinson-Patienten/in durchgeführt wurde. Die Entwicklung, Erforschung und Implementierung neuer Technologien/Therapieansätze in diesem Bereich stellt einen wichtigen Schwerpunkt unserer Forschungsaktivität dar.
Aktuelle Studien:
• ADvance II - A double-blind, randomized clinical study to confirm the safety and efficacy of deep brain stimulation of the fornix (DBS-f) in patients with mild probable Alzheimer’s disease dementia
• Adaptive DBS Algorithm for Personalized Therapy in Parkinson’s Disease (ADAPT-PD) Trial
• Chronic „Brain Sensing (LFPs)“ in ANT-DBS for Epilepsy
• Evaluation of a Visual-Analog Scale (VAS) for Remote DBS Programming:
The VISUAL-STIM 2 Trial
Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Trigeminusneuralgie dar. Das aktuelle Gesamtprojekt hierzu ist:
„Untersuchung multimodaler chirurgischer und radiochirurgischer Behandlungsstrategien der idiopathischen und sekundären Trigeminusneuralgie“
Momentan werden hieraus drei Unterprojekte berarbeitet:
- Projekt 1:
Quality-of-life outcomes after CyberKnife surgery, radiofrequency rhizotomy and microvascular decompression for trigeminal neuralgia
- Projekt 2:
Influence of initial and incremental heat level during radiofrequency rhizotomy on postoperative deficits and risk of recurrence
- Projekt 3:
Longterm outcome after MVD for TN – role of microstructural alterations determined by diffusion tensor imaging (DTI) (100 Patients with FU >36 months)
Team
Priv.-Doz. Dr. med. Jan-Hinnerk Mehrkens
Oberarzt
Behandlungsschwerpunkte:
Funktionelle Neurochirurgie, Neurochirurgische Schmerztherapie