Doch noch ist die Anwendung nicht gänzlich erforscht und die Effekte auf den Muskel und das Gehirn sind nicht komplett verstanden. Deshalb untersucht das Team um Dr. Bonfert in Kooperation mit der Abteilung für Neuroradiologie des TUM Klinikums rechts der Isar und der Firma ImFusion bis Jahresende als Teil des MABEL-Projekts in der Studie „Navigierte Therapiezieladaptierte Neuromodulation“ (NaTaNeMo) die genauen Wirkmechanismen und die Dosis-Wirkungsbeziehung von verschiedenen Parametern der Magnetstimulation. Per MRT und diagnostischer neuronavigierter transkranieller Magnetstimulation analysieren sie die Abläufe im Gehirn und in den Muskeln während und nach der Therapie im Detail, um evidenzbasierte Simulationsprotokolle zu entwickeln. In dieser Studie wird das von Zimmer MedizinSysteme GmbH entwickelte Gerät zum Einsatz kommen, das bisher in der klinischen Behandlung genutzt wird.
Gleichzeitig wollen die Projektpartner eine ultraschallgesteuerte 3D-Navigation entwickeln, mittels der der effektivste Punkt für die Stimulation des Muskels möglichst automatisch erkannt wird und dann direkt mittels der Magnetspule angesteuert werden kann. Im Rahmen der Studie trainieren die Wissenschaftler:innen das Programm hierfür gezielt mit MRT- und Ultraschall-Datensätzen. Langfristig soll das System durch diese KI-Unterstützung die Behandlungsparameter halb- oder vollautomatisiert setzen können. Für diese Aufgaben werden die kommerziell verfügbaren Softwarelösungen ImFusion Suite und ImFusion Labels verwendet und individuell auf die Anforderungen des Projektes angepasst.
„Unser Ziel ist es, eine maßgeschneiderte Behandlung mit rNMS zu entwickeln, die sich an den individuellen Bedürfnissen von Patient:innen orientiert und dabei einfach anwendbar, standardisierbar und kontrollierbar ist“, erklärt Dr. Bonfert. Geplant ist, dass die ressourcenschonende Therapieform künftig für viel mehr Betroffene zugänglich ist, unter anderem bei Muskellähmungen in Zusammenhang mit Schlaganfällen, Schädel-Hirn-Traumata oder bei Kindern mit angeborener Hirnschädigung.
Deshalb erforscht die Firma Zimmer MedizinSysteme GmbH auf Basis der Studie ein innovatives Gerätesystem. Es könnte sich als günstig erweisen, bisher starre Magnetspulen flexibel an die zu behandelnde Muskelgruppe anzupassen oder auch mehrere Muskelgruppen gleichzeitig zu behandeln. Nach Abschluss des Forschungsprojekts soll der Demonstrator eines ultraschall-navigierten Magnetstimulationssystems zur Marktreife weiterentwickelt und international vermarktet werden.