Hämostaseologie und perioperatives Blutungsmanagement
Blutungen zu behandeln und Gerinnungsstörungen zu detektieren ist Kernkompetenz der Anästhesiologie und Schwerpunkt unserer Arbeitsgruppe. Eine Verbesserung von Diagnostik und Therapie bei Blutungen mag das Outcome künftig verbessern.
Forschungsthemen – Schwerpunkte
Direkte orale Antikoagulanzien – endlich detektierbar?!
Direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs) wie Dabigatran oder Apixaban können mittels klassischer plasmatischer Gerinnungsteste nicht detektiert werden. Wir haben daher neue viskoelastometrische Teste evaluiert und entwickeln einen machine-learning Algorithmus, um DOAKs am Patientenbett innerhalb weniger Minuten detektieren und gegen andere Gerinnungsstörungen abgrenzen zu können.
Optimierte Versorgung antikoagulierter Patienten
Eine Antikoagulation verzögert häufig die operative Versorgung von Patienten in Notfallsituationen. So werden Patienten mit Schenkelhalsfraktur die direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs) einnehmen häufig verzögert operiert. Retrospektive Daten an 600 Patienten mit hüftnahen Femurfrakturen zeigen nun, dass eine umgehende operative Versorgung nicht mit einer erhöhten Blutungsmenge, Revisionen oder einem schlechteren Outcome verbunden ist. Nun soll anhand einer prospektiv, randomisierten, multizentrischen Studie analysiert werden ob die umgehende (<24h) Versorgung von Patienten mit Schenkelhalsfraktur unter DOAK-Einnahme einer verzögerten Versorgung (>24h) zumindest gleichwertig ist. Ziel ist es klinische Behandlungspfade zu implementieren, die die Patientenversorgung vereinfachen und die Patientensicherheit erhöhen.
Hyperfibrinolyse oder Hypofibrinolyse: Was ist gefährlicher?
Hyperfibrinolyse ist eine gefürchtete Gerinnungsstörung nach Trauma oder in der Kardioanästhesie, weswegen zunehmend Antifbrinolytika wie Tranexamsäure prophylaktisch verabreicht werden. Die Gabe von Antifibrinolytika kann jedoch das Risiko für Thrombosen erhöhen. Daher erforschen wir Teste, um eine Antifbrinolytikawirkung messen zu können. Ziel ist es Hypo- und Hyperfibrinolyse gegeneinander abzugrenzen und eine Rationale für die Gabe und Dosierung von Tranexamsäure zu schaffen.
Blutungsalgorithmen: verbessert dies das Outcome?
Behandlungsalgorithmen werden in der Geburtshilfe, bei Trauma oder bei intraoperativen Blutungen empfohlen. Anhand von BIG DATA Analysen mehrerer 10.000 Patienten analysieren und optimieren wir die Behandlung von akuten Blutungssituationen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Herrn Prof. Dr. Christian Hinske.
Antikoagulation in der Kardioanästhesie
Antagonisierung von Heparinen mittels Gabe von Protamin ist klinischer Standard. Da Protamin selbst eine antikoagulatorische Wirkung besitzt, ist eine Abgrenzung von residuellem Heparineffekt und Überprotaminisierung bisher kaum möglich. Wir erforschen neue Teste, um Heparin- und Protaminwirkung gegeneinander abgrenzen zu können.
Kontakt
PD Dr. Philipp Groene
Dr. Cordula Andres
Dr. Sarah Thaler
Jennifer Butte
Daniela Wagner
Wichtigste Kooperationspartner
Prof. Dr. Christian Hinske, Arbeitsgruppe perioperative biomedizinische Informatik
Die Erkennung thrombelastometrischer Muster ist essentiell um zwischen der Wirkung von direkten oralen Antikoagulanzien, Dilutionskoagulopathien oder anderen Gerinnnungsstörungen zu unterscheiden. Biomedizinische Techniken wie die Erstellung neuronaler Netzwerke nutzen wir, um diese Muster zu erkennen. Des Weiteren analysieren wir die Blutgerinnungsdaten tausender Patienten und nutzen moderne bioinformatische und statistische Techniken.
Professor Dr. Michael Spannagl, Abteilung für Transfusionsmedizin, Zelltherapeutika und Hämostaseologie
Wir arbeiten mit hämostaseologischen Experten verschiedener Fachdisziplinen zusammen, um interdisziplinär Gerinnungsfragestellungen optimal bearbeiten zu können.
PD Dr. Tobias Kammerer, Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Uniklinik Köln
Physiologische Anpassungen des Organismus in der Höhe und sind seit Langem bekannt. Wir erforschen die Veränderung von Signalwegen als auch Veränderungen der Blutgerinnung in großer Höhe. Hier nutzen wir auch die Möglichkeit entsprechende Bedingungen in Klimasimulatoren zu untersuchen.