Prof. Dr. Markus M. Lerch, Ärztlicher Direktor des LMU Klinikums, moderierte die Veranstaltung, die von PD Dr. Iryna Klymenko vom Historischen Seminar der LMU München und PD Dr. Christian Schulz vom LMU Klinikum vorbereitet hat. „Der Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine markiert eine tiefgreifende Zäsur in der Geschichte Europas“, so Prof. Lerch. Während die Ukraine unmittelbar nach dem russischen Überfall große Unterstützung erfahren hat, wird sie heute von manchem zur Aufgabe gedrängt. „Dabei zahlen die Menschen in der Ukraine einen hohen Preis, für das, was zu den fundamentalen europäischen Grundwerten zählt: Demokratie, Menschenrechte, Freiheit und Souveränität über das eigene Land. Die Ukrainerinnen und Ukrainer verteidigen auch unsere Freiheit. Umso wichtiger ist jede Unterstützung, die wir bieten können.“ Das LMU Klinikum hat seit Beginn des Krieges durch Geld und Sachspenden kontinuierlich Unterstützung für die Betroffenen im Land geleistet. Das Benefizkonzert soll das Engagement neu bestärken. Besonders erfreut waren die Verantwortlichen auch über die Teilnahme des Ukrainischen Generalkonsuls in München, Yurii Nykytiuk und seiner Frau Liudmyla Nykytiuk.
Neben den herausragenden künstlerischen Darbietungen deutscher und ukrainischer Musiker zählten zwei Vorträge zu den besonderen Programmpunkten des Abends. Maryana Svirchuk, Leiterin des Rehabilitationszentrums Unbroken, erklärte eindrucksvoll, welche medizinischen Herausforderungen täglich zu leisten sind. „Mehr als 19.000 Kriegsverletzte hat das Team inzwischen versorgt, darunter auch Kinder sowie Zivilistinnen und Zivilisten. Nach einem Angriff müssen oft mehrere hundert Verwundete versorgt werden, viele von ihnen mit starken Verletzungen wie Brandwunden, abgetrennten Gliedmaßen und Psychotraumata.“ So gehören Spezialbereiche wie rekonstruktive Chirurgie und Prothetik zu den Kerngebieten. „Unbroken legt den Fokus allerdings nicht nur auf die akuten medizinischen Versorgungen, sondern unterstützt die Verletzten und ihre Angehörigen auch bei der Rehabilitation. Deshalb gehören Psychologie und Psychiatrie sowie Sport und Resozialisation ebenfalls zum Repertoire“, erklärte Maryana Svirchuk. Durch eine Vielzahl von Spenden konnte Unbroken im Lauf der letzten Jahre die notwendige medizinische Infrastruktur aufbauen. Allerdings bedarf es weiterer Unterstützung, um die laufenden Kosten für Material und Personal abdecken zu können.
Es ist schwer über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Denn er bestimmt nach wie vor das Leben der Menschen vor Ort und gleichzeitig gibt es auch keine Veränderung, so Tanja Maljartschuk, ukrainische Schriftstellerin und Bachmann-Preisträgerin. In ihrem Vortrag vermittelte sie einen Eindruck von der enormen seelischen Belastung der ukrainischen Bevölkerung durch den Krieg – und zugleich von der Zerrissenheit zwischen normalem Leben mit Arbeit, Freizeit und Familie sowie der regelmäßig wiederkehrenden Bedrohung und Todesangst. Dem müssten sich die anderen Europäer endlich auch stellen, forderte sie. „Deutschland muss lernen sich selbst zu helfen, und verstehen, ein Aggressor wird nicht stoppen, wenn man ihm alles gibt“, sagte Tanja Maljartschuk. „Wenn die Ukraine eine Niederlage erlebt, dann kommt der Krieg hierher nach Deutschland.“
Das LMU Klinikum unterstützt auch weiter Unbroken und bittet um Spenden.