Zugleich tragen diese Methoden weiter dazu bei, die Zahl erforderlicher Tierversuche zu reduzieren, so Gudermann: „Die FDA (U.S. Food and Drug Administration) hat in den letzten Jahren konkrete Schritte unternommen, um Tierversuche in der Arzneimittelentwicklung zu reduzieren, zu verbessern oder zu ersetzen. Ein zentrales Beispiel dafür ist das New Alternative Methods Program (NAMs), das Teil der größeren Strategie der FDA zur Förderung von tierversuchsfreien Ansätzen ist.“
Prof. Dr. Markus M. Lerch, Ärztlicher Direktor des LMU Klinikums und Vorstandsvorsitzender bilanziert: „HTCR ist eine der nachhaltigsten Ressourcen für die Biomedizin, die von Prof. Karl-Walter Jauch vor 25 Jahren als Stiftung aus der Taufe gehoben wurde. Die Forschenden am LMU Klinikum und anderswo profitieren noch heute in großem Umfang davon. Sie ist Vorbild und Maßstab für viele Biobanken, Gewebesammlungen und das Rückgrat der LMU MedBiobank.“ Hier werden neben den Geweben und Zellen auch die entsprechenden Daten anonymisiert/pseudonymisiert gesammelt und stehen für Forschungsfragen zur Verfügung. „Die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche MedBiobank sind: die klinischen Daten der Patienten, ein strukturierter Prozess zur Speicherung und Auswertung sowie das Vertrauen der sammelnden Einrichtung von Daten und Bioproben in die Zusammenarbeit mit Partnern“, so Lerch.
Prof. Dr. Jens Werner, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am LMU Klinikum betonte den engen Zusammenhang zwischen Gewebespende der Patienten und Fortschritten in der Forschung, aber auch indirekt in der Patientenbehandlung.
Konkrete Beispiele stellten Dr. Mirjana Kessler, LMU Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, und PD Dr. Barbara Mayer, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, vor. Dabei geht es um winzig kleine Organe oder Tumore: Forschende nutzen derartige Organoide, um Krankheiten oder Medikamenten-Wirkungen zu erforschen. „Die Organoide spiegeln die ursprünglichen Eigenschaften der Organe oder Tumore eins zu eins wieder. Wir können sie dann unter dem Mikroskop beobachten und mit ihnen arbeiten“, sagt Dr. Mirjana Kessler, die mit ihrem Team zu Eierstockkrebs forscht und Organoidkulturen von genau diesem Tumor anlegt.
Der Vorteil daran? „Organoide reagieren genau wie Menschen auch, deshalb können wir ganz gezielt Medikamente auf den individuellen Patienten anpassen“, erklärt Dr. Barbara Mayer. Sie untersucht Tumore ebenfalls anhand von Organoiden und hat mit dem von ihr mit entwickelten System auch ein Unternehmen ausgegründet.
Die Veranstaltung war mit rund 160 Teilnehmenden gut besucht und ermöglichte neben der Information und Diskussion zu den Vorträgen und den am Abend verliehenen Posterpreisen an junge Nachwuchsforscherinnen und -forscher eine hervorragende Möglichkeit zum Netzwerken.