Etwa 85 Prozent aller Rezepte in der ambulanten Versorgung werden von Hausärzten ausgestellt – bei weitem die häufigste Maßnahme in der hausärztlichen Versorgung. Die Arzneimitteltherapie ist daher eine wichtige Ergänzung zu dem bereits von Institutsleiter Prof. Dr. Jochen Gensichen etablierten Schwerpunkt „Psychische Gesundheit“.
Aktuell befasst sich das Team von Professor Dreischulte v. a. mit dem Thema bei Patienten, die viele Medikamente gleichzeitig einnehmen, der Polypharmazie. Mehr als die Hälfte aller Patienten über 70 Jahren schlucken fünf oder mehr Medikamente gleichzeitig, 20 Prozent zehn oder mehr. So sind z.B. oftmals nach Herzinfarkt allein zur Vorbeugung ASS, Clopidogrel, Beta Blocker, ACE Hemmer, Statin notwendig. Dies erhöht das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen wie etwa Magenblutungen, Nierenversagen, Stürze und dadurch verursachte Knochenbrüche. Auch erhöht die gleichzeitige Einnahme bestimmter Blutdrucksenker (z.B. Ramipril), Diuretika (z.B. Furosemid), und entzündungshemmender Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen und Diclofenac) das Risko von akutem Nierenversagen.
Prof. Dr. Dreischulte: „nicht alle Patienten mit riskanten Arzneimittelkombinationen kommen zu Schaden. Wir arbeiten daran, die Faktoren, die zu Nebenwirkungen führen, besser zu verstehen, um sie vermeiden zu können. Als Grundlage dienen insbesondere Daten der Routineversorgung, wie z. B. Abrechnungsdaten der Krankenkassen. Ein aktueller Medikationsplan kann zwar Doppelverordnungen (z. B. von verschiedenen Fachaerzten) und riskante Arzneimittelkombinationen vermeiden, er wird aber in der Praxis noch unzureichend genutzt. Wir wollen Versorgungsansätze entwickeln und erproben, in denen Hausärzte durch Informationstechnologie sowie andere Berufsgruppen wie Apotheker in der Sicherung einer effektiven Arzneimitteltherapie unterstützt werden.“