Laut der Analyse führt erhöhte Thromboinflammation bei Long Covid-Patienten auch vermehrt zu Thrombosen. Dies betrifft sowohl kleinste als auch große Gefäße, was zu Schlaganfall, Herzinfarkt oder Lungenembolie führen kann. Ob ein Risiko für mikrovaskuläre Thrombosen besteht, lässt sich mit einem Marker im Blut nachweisen, einem Abbauprodukt von Fibrin. Dieser „Klebstoff“ hält Blutgerinnsel in den Gefäßen zusammen. Bei 20 Prozent der Patienten bleibt dieses Abbauprodukt nach Abklingen von Covid-19 erhöht. Auch das Risiko für Thrombosen in den großen Gefäßen steigt - für venöse Thrombosen um das 1,8-fache und für arterielle Thrombosen um das 1,3-fache.
Wie entsteht nun Thromboinflammation bei Long Covid? Das Team diskutiert in der Studie drei Hypothesen. Erstens kann es während der akuten Covid-Erkrankung zu einer Schädigung des Gefäßsystems kommen, die sich nicht vollständig zurückbildet. Zweitens konnte bei einigen Patienten SARS-CoV-2-Erbgut in verschiedenen Organen nachgewiesen werden, zum Beispiel im Darm. Das könnte bedeuten, dass das Virus nach der akuten Infektion im Körper verbleibt und immer wieder Reaktionen auslöst, was auch zu Thromboinflammation führen kann. „Allerdings kann man nur die RNA des Virus nachweisen, ob es auch funktionsfähig ist, weiß man nicht“, gibt Dr. Leo Nicolai zu bedenken. Eine dritte Hypothese zur Entstehung von Thromboinflammation lautet: Die Infektion mit SARS-CoV-2 löst eine fehlregulierte Immunantwort aus, die sich nicht mehr zurückbildet und den Körper schädigt.