"Unser immer besser werdendes Verständnis um die molekularen Grundlagen von Tumorerkrankungen, der Einsatz neuartiger molekularer Diagnostik und die Entwicklung neuer zielgerichteter Therapieoptionen, ermöglicht Patient:innen mit bösartigen Erkrankungen neue Behandlungsmöglichkeiten", erklärt Dr. Benedikt Westphalen, Leiter des Zentrum Personalisierte Onkologie am LMU Klinikum München. "Insbesondere gilt es zu entscheiden, wann und wie umfassend molekulare Diagnostik in der klinischen Praxis eingesetzt werden sollte. Auch die Interpretation der Ergebnisse und deren Integration in die Versorgung von Krebspatient:innen ist im klinischen Behandlungszusammenhang häufig komplex", führt Westphalen an.
Ein konkretes Beispiel für medizinisch relevante Fortschritte ist die Charakterisierung der molekularen Eigenschaften von Krebs. Dadurch ist es möglich, krebsassoziierte genetische Abweichungen zu erkennen, die als „Treibermutationen“ bezeichnet werden. Die Identifizierung dieser Treibermutationen kann die Anfälligkeit von Krebszellen für gezielte Therapeutika aufdecken, was zur Entwicklung und Zulassung neuartiger Diagnostika und personalisierter Interventionen bei verschiedenen bösartigen Erkrankungen führen kann.
Um möglichst vielen Patient:innen die Möglichkeit zu geben eine erweiterte molekulare Diagnostik zu erhalten, ist es notwendig das Vertrauen in die neuen Technologien zu stärken. Auch gilt es den Umgang mit den Ergebnissen zu vermitteln. Im letzten Schritt ist es dann notwendig aus den Ergebnissen der Diagnostik eine therapeutische Konsequenz abzuleiten.
Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat ein internationales Expertenteam im Bereich der Präzisionsonkologie eine neue „praktische Anleitung“ verfasst, die Ärzt:innen helfen soll, Diagnostik gezielt einzusetzen, die resultierenden Befunde zu interpretieren und schließlich klinisch umzusetzen. Das Manuskript konnte im höchst prestigeträchtigen Fachjournal „CA: A Cancer Journal for Clinicians“ der American Cancer Society veröffentlicht werden. Um das Manuskript einer möglichst breiten Leserschaft zugänglich zu machen ist es frei verfügbar (open access).
Gemeinsam mit Andrew Biankin (Universität Glasgow) zeichnet Benedikt Westphalen (Medizinische Klinik und Poliklinik III und CCC MünchenLMU) für das Manuskript verantwortlich.
https://acsjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.3322/caac.21825