„Als vor 10 Jahren die Harl.e.kin-Nachsorge am LMU Klinikum, Standort Großhadern, begonnen wurde, war unser Ziel, auch jenen Familien eine Hilfe nach der Entlassung anzubieten, die keinen Anspruch auf die gesetzliche sozialmedizinische Nachsorge haben. Denn wenn Neugeborene krank sind, sind Familien oft an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Hier greift die Harl.e.kin-Nachsorge ein und bietet unbürokratische Hilfe an, die über das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales finanziert wird“, so Prof. Dr. med. Andreas W. Flemmer, Leiter der Neonatologie am LMU Klinikum München.
Das Modellprojekt der Harl.e.kin-Nachsorge wurde in den Jahren 2003 bis 2005 an der Münchner Kinderklinik Harlaching unter Leitung des damaligen Chefarztes Prof. Dr. Reinhard Roos in Kooperation mit der medizinischen Abteilung der Frühförderstelle der Lebenshilfe München GmbH erprobt. Der Name Harl.e.kin steht für Harl(aching).e(ltern) (und).Kin(d). Die Harl.e.kin-Nachsorge richtet sich an Familien mit Früh- und Risikogeborenen, in ihrer Entwicklung gefährdeten und chronisch kranken Kinder und bietet diesen individuelle und fachliche Unterstützung in der Übergangszeit von der Klinik zur allein verantwortlichen Betreuung zuhause an. Dabei werden perinatal belastete Familien durch eine von der Station bereits vertrauten Kinderkrankenschwester und einer psychosozialen Mitarbeiterin der örtlichen Frühförderstelle im Tandem begleitet. Das sichert den Familien das bereits in der Klinik erworbene Wissen um das Frühgeborene und viele pflegerische Tipps im Umgang mit dem fragilen Kind.
Die Harl.e.kin-Nachsorge unterstützt Eltern durch eine fachkompetente Beratung und Begleitung bei Fragen und Belangen rund um den Bereich Pflege und Entwicklung ihres Kindes. Entwicklungsbesonderheiten und Auffälligkeiten in der Eltern-Kind-Interaktion bzw. -bindung können frühzeitig erkannt und bearbeitet werden. Die Harl.e.kin-Nachsorge hat zum Ziel, den Eltern Sicherheit im Umgang mit ihrem Kind zu vermitteln und die Elternkompetenz dauerhaft zu stärken. Dies wirkt sich positiv auf die Beziehung zum Kind aus. Auch die Vernetzung zu weiterführenden Hilfen kann schneller und für die Eltern unkomplizierter stattfinden.
Die Harl.e.kin-Angebote sind für die Familien kostenfrei und niederschwellig erreichbar. Rechtlicher Träger der Harl.e.kin-Nachsorge in Großhadern ist die soziale Beratungs- und Betreuungsdienste Bayern gGmBH (SBB), die auch Träger der sozialmedizinischen Nachsorge (HaNa) und des integrierten Sozialpädiatrischen Zentrums (iSPZ) im Dr. von Haunerschen Kinderspital ist. Am Perinatalzentrum des LMU Klinikums ergänzt die sozialmedizinische Nachsorge für Frühgeborene und kranke Neugeborene (HaNa) das Harl.e.kin-Angebot.
Die Harl.e.kin-Nachsorge versteht sich als “Hilfe zur Selbsthilfe” und erfolgt solange, wie ein individueller Bedarf bei Frühchen oder Familie besteht. Inzwischen ist die Harl.e.kin-Nachsorge an 27 bayerischen Klinikstandorten mit Neonatologie erfolgreich vertreten und gilt als zukunftsweisend bei der Vernetzung zwischen stationärer und nachstationärer Betreuung ehemaliger Früh- und Risikoneugeborener. “Wer selber Kinder hat, weiß, welche große Sorgen und Unsicherheiten man hier manchmal hat – diese sind bei Frühgeborenen, deren Start ins Leben bereits holprig war, um ein Vielfaches größer. In dieser Situation ein verlässliches, professionelles Team an der Seite zu haben, ist von unschätzbarem Wert für die um den Geburtstermin herum belasteten Familien”, so der Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Direktor des LMU Klinikums, Prof. Dr. Markus M. Lerch: “Denn eine gute Frühgeborenenversorgung fußt auf einem nahtlosen Übergang zwischen Neonatologie und Nachsorge.”