50 Jahre LMU Klinikum in Großhadern
Die Entwicklung der Stoßwellentherapie, die erste Knochenmarktransplantation, wissenschaftliche Pionierarbeit für die Immuntherapie bei Krebs, die erste Herz-Lungen-Transplantation – das sind nur einige Beispiele medizinischer Innovationen aus 50 Jahren LMU Klinikum Großhadern. „Mit dem Spatenstich für das Klinikum Großhadern fiel der Startschuss zur Entwicklung des heutigen Medizin- und Life-Science Campus Großhadern/Martinsried“, sagte Prof. Markus M. Lerch, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des LMU Klinikums München. Forschung und Lehre, High-Tech-Medizin und -Pflege sowie exzellente Köpfe sind die Erfolgsfaktoren. Dazu kommen die Kooperationen über Fachdisziplinen und Fakultäten hinaus sowie die gemeinsamen Projekte mit anderen Universitäten, Forschungseinrichtungen und Verbünden.
Molekulare Herzschläge für die Zukunft der Medizin
Der Physik-Nobelpreisträger von 2023, Prof. Ferenc Krausz, knüpfte beim Jahresempfang am 2. Mai 2024 in der Aula der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) mit seinem Vortrag „Molekulare `Herzschläge´ für die Zukunft der Medizin“ an diese Tradition an. Auf Basis der Attosekunden-Lasertechnologie, die auch die Grundlage für den Nobelpreis in Physik darstellte, wurde in den letzten Jahren die feldaufgelöste Infrarotspektroskopie entwickelt. Die klinische Anwendung dieser Laser-Technologie wird in Kooperation mit dem LMU Klinikum erprobt. Ein möglicher Einsatz liegt unter anderem in der Früherkennung von Krebserkrankungen.
„Wir sehen erste Anzeichen dafür, dass unsere Technologie Volkskrankheiten in einem einigermaßen frühen Stadium nachweisen kann“, sagte Prof. Ferenc Krausz, Inhaber des Lehrstuhls für Experimentalphysik/ Laserphysik an der LMU München und Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik. „Das basiert darauf, dass unsere Messtechnik nicht nur Elektronen und deren Bewegungen erfassen kann, sondern auch ultraschnelle Schwingungen des elektrischen Feldes in einer Lichtquelle.“ Die Methode ließe sich in wenigen Sätzen so zusammenfassen, dass mit extrem kurzen Infrarot-Lichtpulsen eine Blutprobe durchleuchtet wird und damit deren Moleküle in Schwingung versetzt werden. Die schwingenden Moleküle senden ihrerseits wiederum Infrarotwellen aus, die extrem genau abgetastet werden können. „Und in diesen Wellen ist eine gigantische Menge Information vorhanden. Wir nennen das den Infrarot-Fingerabdruck der Blutprobe. Wir versuchen nachzuweisen, dass dieser Fingerabdruck sich verändert, wenn eine Krankheit ihren Lauf nimmt.“
Das LMU Klinikum kooperiert mit der Abteilung für Attosekundenphysik von Prof. Krausz am Max-Planck-Institut für Quantenoptik schon mehr als fünf Jahre bei klinischen Studien (www.lasers4life.de/). Beteiligt sind daran die Medizinische Klinik und Poliklinik V für Pneumologie, das Lungentumorzentrum München, die Frauenklinik in Kooperation mit dem Brustzentrum, die Urologische Klinik, die Klinik und Poliklinik II für Gastroenterologie und Hepatologie, die Klinik und Poliklinik für Radiologie und die Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.
Großhadern vereint Spitzenforschung, exzellente Medizin und ausgezeichnete Lehre
Dass Großhadern für Qualität steht, bestätigte der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume: „Wo Großhadern draufsteht, ist Gesundheit drin. Unser größtes bayerisches Uniklinikum liefert seit 50 Jahren am Standort Großhadern Forschung, Versorgung und Ausbildung auf absolutem Spitzenniveau – eine einmalige Erfolgsgeschichte. Und wir wollen noch besser werden, deshalb starten wir eine Rundum-Vitalkur: Personalwohnheim, Neues Hauner und als Höhepunkt das Neubauprojekt – wir denken groß in Großhadern. Mit der Highmed Agenda setzen wir zusätzlich neue Maßstäbe bei Digitalisierung und Datennutzung. Unser Ziel: beste Bedingungen für beste Medizin.“
Dazu trage auch das gesamte Umfeld am Campus bei, sagte Prof. Markus M. Lerch, Ärztlicher Direktor des LMU Klinikums: „In Großhadern-Martinsried haben sich unmittelbar neben den klinischen Einrichtungen lebenswissenschaftliche Institute der Ludwig-Maximilians-Universität, der Max-Planck-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft und zuletzt auch der Fraunhofer-Gesellschaft angesiedelt. Das Klinikum selbst hat sich mit seiner Strategie von Exzellenz und Empathie zu einem der führenden Standorte in der Forschung, der Lehre und der Krankenversorgung in Europa entwickelt.“
Prof. Francesca Biagini, Vizepräsidentin der LMU für Internationales und Diversity, ergänzte: „Das LMU Klinikum stellt die Spitze der Patientenversorgung und der medizinischen Forschung in Deutschland dar. Am LMU Klinikum werden nicht nur mehr als eine halbe Million Patienten pro Jahr versorgt; hier wirken auch rund 200 Professuren in der Lehre von circa 7.000 Studierenden der LMU. Hier werden Ärztinnen und Ärzte forschungsbasiert ausgebildet, um die künftige medizinische Versorgung unseres Landes zu garantieren und in der innovativen Forschung wichtige Krankheiten zu bekämpfen. Damit trägt das LMU Klinikum ganz wesentlich zur Sichtbarkeit des Medizinstandorts München und zur Exzellenz unserer Universität, der LMU München, bei."
Investitionen, um die Betriebsfähigkeit des LMU Klinikums zu erhalten
Ein kleiner Kosmos, der ganz für sich selber steht
Rund um Geschichten aus dem LMU Klinikum Großhadern drehte sich die Gesprächsrunde von Prof. Markus M. Lerch mit Prof. Orsolya Genzel-Boroviczény, ehemalige Leiterin der Neonatologie in Großhadern, Prof. Ernst-Rainer Weissenbacher, ehemaliger Leiter der Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Großhadern, und Dr. Theresa Vilsmaier, Ärztin am Hormon und Kinderwunschzentrum des LMU Klinikums. Es wurde deutlich, wie wichtig in dem großen „Toaster“, wie das Bettenhaus in Großhadern auch liebevoll bezeichnet wird, der tägliche menschliche Austausch unter Kolleginnen und Kollegen ist, aber auch der enge Kontakt zu den Patientinnen und Patienten: „Von außen schreckt das Gebäude viele ab, umso mehr müssen wir drinnen dafür sorgen, dass sich die Menschen wohl fühlen“, sagte Prof. Weissenbacher. Dr. Theresa Vilsmaier, Tochter von Regisseur Joseph Vilsmaier, kam im LMU Klinikum Großhadern auf die Welt und arbeitet heute dort als Ärztin: „Großhadern ist ein skurriler Ort, aber genau dieses Skurrile ist das Besondere, das das LMU Klinikum Großhadern auszeichnet. Man muss es als Gesamtkonzept mit Empathie und Exzellenz betrachten und das ist einzigartig“, findet sie. „Es ist ein kleiner Kosmos, der ganz für sich selber steht.“
Heinz-Goerke Medaille für Prof. Karl-Walter Jauch
Sonderheft "50 Jahre Großhadern"
Zum Jubiläum ist die Sonderausgabe "50 Jahre Campus Großhadern" des Klinikum aktuell erschienen - mit Interviews, Geschichten, Meilensteinen und Erinnerungen aus der Zeit seit der Inbetriebnahme im Jahr 1974.