Dass mit CAR-T-Zellen behandelte Patienten nach der Therapie an einem anderen Krebs sterben können, wurde in jüngster Zeit in der Fachwelt und den Medien teils heftig diskutiert. „Im Lichte unserer Studie erscheint die Gefahr dieser sogenannten sekundären Tumoren weniger prominent“ erklärt Studienleiter Privat-Dozent Dr. Kai Rejeski von der Medizinischen Klinik III des LMU Klinikums. Die Forschenden um die beiden Erstautoren Dr. David Cordas dos Santos und Dr. Tobias Tix fanden in der Metaanalyse insgesamt 46 Studien, in denen über CAR-T-Therapien von über 7.600 Patienten mit verschiedenen Leukämien und Lymphomen berichtet wurde. Von den 574 gemeldeten Todesfällen, die nicht mit dem Rückfall des behandelten Krebses assoziiert waren (sogenannte Non-Relapse-Mortalität), waren lediglich acht Prozent auf sekundäre Tumore zurückzuführen.
Dass die CAR-T-Therapie diese Tumoren direkt auslöst, hält Rejeski für „unwahrscheinlich“. Denn erstens haben alle CAR-T-behandelten Patienten schon zuvor mehrere Chemotherapien und andere Therapien erhalten, die krebsverursachend sein können. Zweitens seien Leukämie- und Lymphom-Patienten meist älter, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie bereits unabhängig von den verabreichten Therapien einen anderen Krebs entwickeln. Und drittens sind die verlängerten Überlebenszeiten dank der CAR-T-Therapie Segen und Fluch zugleich. „Wer länger lebt“, sagt Rejeski, „hat leider auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen Sekundärtumor.“