Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit am Standort München gestartet
„Aufbauend auf den Stärken des Standorts München werden wir uns in der neu gegründeten Munich Child Health Alliance gemeinsam dafür einsetzen, dass immer noch unheilbare Erkrankungen in Zukunft heilbar werden“, sagt Prof. Dr. Dr. Christoph Klein, DZKJ-Standortsprecher München und Direktor der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums. „Wir wollen dazu beitragen, eine neue Ära der Präzisionsmedizin zu entwickeln.“ Der Standort München bringt sich insbesondere mit seiner Expertise zu Immun- und Stoffwechselsystemen in das DZKJ ein. Ziel ist unter anderem, genetisch bedingte Krankheitsfaktoren zu identifizieren und neue Methoden der Präzisionsdiagnostik zu entwickeln. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in München teilen ihre Technologie-Plattformen zur Präzisionsbestimmung von Biomarkern und AI-basierten Analytik, um Krankheitsmechanismen zu erforschen sowie zell- und gentherapeutische Innovationen für kranke Kinder zu entwickeln.
Forschungsergebnisse sollen schnell bei Patienten ankommen
Die krankheits- und institutionenübergreifende Zusammenarbeit liegt dabei im Fokus der Munich Child Health Alliance. Dadurch sollen neue Forschungsergebnisse direkt und zeitnah bei den jungen Patientinnen und Patienten ankommen. Eine koordinierende Rolle übernimmt der Münchner Standort in den Bereichen Immunsystem, Entzündungen und Infektionen. Der Münchner Standort ist auch daran beteiligt, eine neue Forschungsplattform mit dem Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) aufzubauen, um insbesondere Fragen der psychischen Gesundheit bei somatisch Kranken zu erforschen.
Teilhabe und Chancengleichheit von Patienten im Fokus
"Die Munich Child Health Alliance ist eine großartige Chance, um die Interessen kommender Generationen in Klinik und Forschung stärker zu berücksichtigen. Ein großes Ziel wird es außerdem sein, für jedes Kind Teilhabe und Chancengleichheit zu schaffen und den Kindern und Jugendlichen mit diesem Netzwerk eine starke Stimme zu geben", sagt Prof. Dr. Julia Hauer, Stellvertretende DZKJ-Standortsprecherin München und Direktorin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin – eine Kooperation der München Klinik und des Klinikums rechts der Isar der TUM. Deshalb sollen – im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention – betroffene Kinder und ihre Eltern von Anfang an in die Forschungsaktivitäten und in die Organisation des DZKJ eingebunden sein. Geplant ist, dass sie sich auch bei der Vorbereitung und Durchführung von Forschungsprojekten einbringen können, zum Beispiel bei gemeinsamen Workshops und Round Tables mit den Wissenschaftlern.
Schwerpunkt auf Förderung von Nachwuchswissenschaftlern
Das DZKJ soll durch interdisziplinäre und innovative Forschung einen Beitrag zur internationalen Spitzenforschung leisten. Ein wichtiger Baustein ist hier auch am Münchner Standort die Nachwuchsförderung: Neben 21 Principal Investigators (PIs) und 19 Clinical Investigators (CIs) der sechs Kooperationspartner sollen während der zweijährigen Aufbauphase über 30 Clinician Scientists, Doktoranden, PostDocs und weitere Nachwuchswissenschaftler im Netzwerk Munich Child Health Alliance forschen – zum Beispiel zu den Themen Genomische Analysen bei seltenen und häufigen Erkrankungen, Entwicklung von Stammzell-Gentherapien, Epidemiologie von Asthma und Diabetes und Prävention psychischer Erkrankungen. Für Clinician Scientists und Nachwuchswissenschaftler wird eine standortübergreifende DZKJ-Akademie mit speziellen Weiterbildungs- und Mentoring-Programmen aufgebaut.
Felix Neureuther unterstützt Munich Child Health Alliance
Den Start des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit am Münchner Standort haben die Kooperationspartner mit Gästen aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft am Dienstag, 25. Juni, im Friedrich-von-Gärtner-Saal des LMU Klinikums gefeiert. Auf dem Programm standen unter anderem Grußworte von Vertretern und Unterstützern des Netzwerks, der Auftritt des Kinder-Friedenchors sowie eine Diskussionsrunde mit jungen Patientinnen und Patienten. Sie berichteten, wie sie ihre Krankheiten erleben und was sie sich bei ihrer Behandlung wünschen. Mit einem kurzen Sportprogramm brachte der ehemalige Skirennläufer Felix Neureuther zusammen mit dem Kinder-Friedenschor das Publikum in Bewegung. "Das größte Geschenk, das man Kindern machen kann, ist sinnvolle Zeit. In Zeiten der Digitalisierung ist Kreativität das Sinnvollste, das man Kindern schenken kann. Denn sie sind unsere Zukunft. Sie sind unsere kreativen Köpfe, die wir in Zukunft brauchen. Dazu gehören Musik, Kunst, aber auch Bewegung. Egal in welcher Situation man steckt, Bewegung kann auch immer ein Stück weit Hoffnung geben. Die Hoffnung wünsche ich den Kindern", sagte er in seinem Grußwort. "Deswegen bin ich auch hier, um – vor allem die Kinder – zu unterstützen, damit wir gemeinsam nach außen in die Gesellschaft tragen können, dass die Kindergesundheit das Wichtigste ist, für das wir uns in unserem Land engagieren sollten."
Über das Deutsche Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ)
Das Deutsche Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) ist seit 1. Juni 2024 neuer Partner der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG). Partnerstandorte des DZKJ sind Berlin, Göttingen, Greifswald/Rostock, Hamburg, Leipzig/Dresden, München und Ulm. Ziel ist, dass Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen bestmöglich und nach neuestem Stand der Forschung erkannt und behandelt werden.
Die interdisziplinäre Forschung umfasst ein breites Spektrum von seltenen genetischen Erkrankungen, Immunität, Entzündung, Infektion, Entwicklung des Zentralen Nervensystems und neurologische Erkrankungen, Adipositas, frühe Determinanten von Gesundheit und Krankheit, psychosoziale und mentale Gesundheit bis zur Community Medicine. Das bundesweit organisierte und vernetzte Forschungszentrum wird während der zweijährigen Aufbauphase mit 30 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Statements und Projektbeschreibungen zum DZKJ
Prof. Dr. Dr. Christoph Klein, DZKJ-Standortsprecher München, Direktor der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, LMU Klinikum
DZKJ Research Area: Immunität, Entzündung, Infektion
Forschungsprojekt: Angeborene Störungen der Immunität und neue zell- und gentherapeutische Therapiestrategien
Ein übergeordnetes Ziel der Forschungsprogrammatik „Immunität, Entzündung, Infektion“ besteht darin, die Entwicklung und Funktion eines gesunden Immunsystems zu verstehen. Die Untersuchung von Kindern mit angeborenen Störungen des Immunsystems weist den Weg zu den relevanten Genen und Signalen. Angeborene Erkrankungen des Immunsystems zeigen sich durch eine Neigung zu Infektionen, durch Autoimmunreaktionen oder schwere Entzündungen, durch Allergien oder auch durch das Auftreten von Krebserkrankungen. Viele dieser Erkrankungen sind immer noch nicht heilbar. Neue Therapiestrategien sind daher von großer Relevanz für die betroffenen Patienten.
Die Erforschung angeborener Immundefekte ermöglicht es, die Entwicklung und Funktion des Immunsystems im Allgemeinen und dessen Rolle bei der Entstehung von seltenen und häufigen Krankheiten besser zu verstehen. Auf diese Weise können auf die einzelnen Patienten angepasste Therapien entwickelt und Präventionsmaßnahmen zum Schutz des Immunsystems frühzeitig ergriffen werden.
„Die Munich Child Health Alliance als Teil des DZKJ ist ein wichtiger Schritt, um der pädiatrischen Forschung im Interesse kranker Kinder und ihrer Familien in München und Bayern ein Gesicht zu geben. Aufbauend auf den Stärken des Standorts München mit seinen akademischen und privatwirtschaftlichen Institutionen werden wir uns insbesondere dafür einsetzen, dass immer noch unheilbare Erkrankungen in Zukunft heilbar werden. Ich wünsche mir, dass die Zivilgesellschaft uns dabei unterstützt, denn die Gesundheit unserer Kinder geht uns alle an!“
Prof. Dr. Julia Hauer, Stellvertretende DZKJ-Standortsprecherin München, Direktorin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin eine Kooperation der München Klinik und des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM)
DZKJ Research Area: Immunität, Entzündung, Infektion
Forschungsprojekt: Analyse genetischer Risikofaktoren für seltene Erkrankungen
Das Projekt untersucht die Interaktion von genetischen Risikofaktoren für seltene Erkrankungen im Kindesalter, zum Beispiel Autoimmunerkrankungen oder Krebserkrankungen. Von besonderem Interesse ist die Frage, inwieweit man das Immunsystem trainieren und modifizieren kann, um neue Therapieoptionen für schwer erkrankte Kinder und Jugendliche zu identifizieren.
Das übergeordnete Ziel ist es, Kinder und Jugendliche mit einem Risiko für eine spätere Erkrankung frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Steuerung des Immunsystems den Beginn der Erkrankung zu vermeiden oder den Verlauf günstig zu beeinflussen.
„Das DZKJ wird die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auf exzellentem Niveau in Diagnostik, Therapie und Prävention zukunftsfähig entwickeln. Ein großes Ziel wird es sein, für jedes Kind Teilhabe und Chancengleichheit zu schaffen und den Kindern und Jugendlichen mit diesem Netzwerk eine starke Stimme zu geben.“
Dr. Marie Standl, Leiterin der Forschungsgruppe „Allergic Disease Epidemiology“, Helmholtz Munich
DZKJ Research Areas: Immunität, Entzündung, Infektion & Frühe Determinanten von Gesundheit und Krankheit
Forschungsprojekt: Erforschung von allergischen Erkrankungen, die sich im Kindesalter entwickeln
Allergische Erkrankungen wie die Atopische Dermatitis (AD) gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern und Erwachsenen. Diese treten in der Regel bereits im Säuglingsalter oder in den ersten fünf Lebensjahren auf. In diesem Alter ist Atopische Dermatitis häufig mit einer Nahrungsmittelallergie verbunden. Interessanterweise wird bis zum Schulalter häufig eine spontane Remission der kindlichen Atopischen Dermatitis und eine spontane Toleranzentwicklung gegenüber Nahrungsmittelantigenen beobachtet. Die Remission ist jedoch weit weniger erforscht als das Auftreten allergischer Erkrankungen. Im Projekt soll untersucht werden, warum einige Kinder diese Allergien im Laufe der Kindheit wieder verlieren und weshalb bei anderen Kindern die Erkrankungen bestehen bleiben oder sich sogar verschlimmern.
Indem untersucht wird, welche Umwelt- und Lebensstilfaktoren dazu beitragen, dass Allergien im Verlauf der Kindheit auftreten und wieder verschwinden und welche biologischen Mechanismen dem zugrunde liegen, können neue Ansätze zur Prävention und Therapie entwickelt werden.
„Unser Ziel als Partnerinstitution des DZKJ ist es, im Rahmen unserer Forschungsprojekte die Prävention von chronischen Erkrankungen zu verbessern. Dafür wollen wir frühzeitig die Risikofaktoren identifizieren, die diese Krankheiten beeinflussen.“
Dr. Johannes Müller-Reif, Projektgruppenleiter, Abteilung „Proteomics und Signaltransduktion“, Max-Planck-Institut für Biochemie
DZKJ Research Areas: Immunität, Entzündung, Infektion
Forschungsprojekt: Massenspektrometrie-basierte Proteomik bei Immunerkrankungen
Das Projekt verwendet Massenspektrometrie-basierte Proteomik, um die Reaktivität von Immunzellen bei Kindern mit seltenen immunologischen Erkrankungen (IEI), Allergien und früh einsetzenden entzündlichen Darmerkrankungen zu untersuchen. Damit können bisher unbekannte, molekulare Mechanismen dieser Erkrankungen aufgedeckt und so die Entwicklung neuer diagnostischer und therapeutischer Ansätze initiiert werden.
Durch die Anwendung der Proteomik können detaillierte Proteinprofile erstellt werden, die spezifische Biomarker und Signalwege bei immunologischen Störungen identifizieren. Diese Erkenntnisse ermöglichen die Entwicklung maßgeschneiderter Therapien, die besser auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder abgestimmt sind, was zu verbesserten Behandlungsergebnissen und einer höheren Lebensqualität führt.
„Unsere Kooperation mit den anderen Partnern am Standort im Rahmen des neu gegründeten DZKJ eröffnet spannende Perspektiven. Durch den Einsatz modernster MS-basierter Proteomik möchten wir einen wertvollen Beitrag zur Erforschung und Behandlung pädiatrischer Krankheiten leisten. Die enge Zusammenarbeit mit den klinischen Experten ist für uns dabei von unschätzbarem Wert.“
Dr. Sebastian Sigl, Assistenzarzt & Clinician Scientist am Dr. von Haunerschen Kinderspital, LMU Klinikum
DZKJ Research Area: Immunität, Entzündung, Infektion
Forschungsprojekt: Erforschung eines neuen Gendefektes im Schnittpunkt von Immunologie und Stoffwechsel
Als Clinician Scientist ist Sebastian Sigl nicht nur als Kinderarzt in Ausbildung, sondern auch als Wissenschaftler tätig. In seinem Projekt erforscht er eine seltene Erkrankung des Blutbildungssystems (schwere kongenitale Neutropenie), die bei den betroffenen Kindern zu wiederholten bakteriellen und mykotischen Infektionen führt. Ziel des Projekts ist es, die genetischen Ursachen für diese Erkrankung zu beschreiben und in Zukunft gezielte Therapien dafür entwickeln zu können.
Die Erforschung angeborener Immundefekte, unter anderem mittels Genomsequenzierungen, ermöglicht es, bislang unbekannte Immun- bzw. Gendefekte zu diagnostizieren und auf den Patienten abgestimmte Therapien zu entwickeln. Auf diese Weise kann betroffenen Kindern die Chance auf Heilung gegeben und eine lange Leidensgeschichte erspart werden.
„Als junger Clinician Scientist am Standort München bin ich stolz darauf, Teil des DZKJ zu sein und eine neue Ära der Präzisionsmedizin einzuläuten. Das DZKJ ermöglicht es uns, Krankheiten auf molekularer Ebene zu entschlüsseln und personalisierte Therapieansätze zu entwickeln. Die deutschlandweite Zusammenarbeit eröffnet uns neue Wege, um die zukünftige Gesundheitsversorgung für Kinder und Jugendliche in der Forschung, als auch in der Klinik aktiv mitzugestalten und zu verbessern. Wir sollten gewährleisten, dass Kinder und Jugendliche zukünftig die bestmögliche medizinische Aufmerksamkeit erhalten."
Alois Fruth, Vorsitzender der Elterninitiative Intern 3 e.V.
"Das DZKJ bietet die Chance, dass die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in der Medizin endlich wahrgenommen werden.“