Unser Körper ist ein haarfein abgestimmtes Geflecht von Milliarden Zellen, das Biolog:innen, Chemiker:innen und Mediziner:innen erst ansatzweise durchschauen. Die Forschenden interessiert unter anderem, wie die Zellen ihre täglich Abermillionen Botschaften austauschen und wie die Signalvermittlung funktioniert. Dabei gelten „G-Proteine“ und ihre Aktivatoren, die so genannten Rezeptoren in der Zellhülle, als eines der wichtigsten Kommunikationssysteme.
Das Team um Sabine Steffens hat nun einen dieser Rezeptoren, den sogenannten G‐protein coupled receptor 55 untersucht. „GPR55 sitzt auf der Oberfläche bestimmter Immunzellen, den B-Zellen“, sagt die Biologin. Im Zuge der Arteriosklerose nehmen B-Zellen grundsätzlich eine janusköpfige Rolle ein. Sie produzieren Antikörper, die den krankhaften Prozess einerseits fördern, ihn andererseits aber auch bremsen können.
GPR55 scheint eher schützend zu wirken. In aufwändigen Experimenten haben die Forschenden dies mit Mäusen nachgewiesen, deren B-Zellen den Rezeptor nicht mehr herstellen konnten. Zudem analysierten die Wissenschaftler:innen menschliche arteriosklerotische Plaques aus der Halsschlagader. Zum Einsatz kamen modernste bildgebende und molekularbiologische Verfahren.
“Diese Ergebnisse bestätigten einen kausalen Zusammenhang zwischen der GPR55-Signalübertragung von B-Zellen und der Arteriosklerose, was auf eine schützende Rolle mit potenzieller Bedeutung für die menschliche Pathophysiologie hindeutet“, sagt Steffens.
Ob und wie sich die neue Entdeckung therapeutisch nutzen ließe, ist noch nicht ganz klar. Womöglich aber ist GPR55 ein neuer Angriffspunkt für ein Medikament, das gegen den arteriosklerotischen Prozess schützen soll.