Mitochondriale Erkrankungen entstehen durch Störungen in den Mitochondrien. Diese Organellen stellen die Energieversorgung der Zellen sicher und übernehmen weitere wichtige Funktionen. Prinzipiell kann jedes Organ in jedem Alter und mit jedem Schweregrad betroffen sein, sodass es sich um eine heterogene Krankheitsgruppe mit sehr vielen unterschiedlichen Symptom-Konstellationen handelt. Gehirn, Sinnesorgane und Muskeln sind besonders Energie-aufwändige Organe, deshalb sind neurologische und neuromuskuläre Manifestationen bei mitochondrialen Erkrankungen besonders häufig, zum Beispiel Epilepsie, kognitive Beeinträchtigung, Sehstörung, Hörstörung, Augenbewegungsstörung und muskuläre Belastungsintoleranz.
Diese Erkrankungsgruppe ist einer der Schwerpunkte am Friedrich-Baur-Institut an der Neurologischen Klinik des LMU Klinikums: Prof. Dr. med. Thomas Klopstock koordiniert hier das Deutsche Netzwerk für mitochondriale Erkrankungen (mitoNET), das seit 2009 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Das mitoNET hat zur Identifikation zahlreicher neuer Gendefekte für mitochondriale Erkrankungen beigetragen, und dadurch zur Verbesserung der diagnostischen Möglichkeiten. Außerdem arbeitet das mitoNET intensiv an der Verbesserung der therapeutischen Möglichkeiten. In der Zusammenarbeit von Friedrich-Baur-Institut und Augenklinik war das LMU Klinikum das führende Zentrum in der Entwicklung des bislang einzigen zugelassenen Medikaments für eine mitochondriale Erkrankung - Idebenon bei Leberscher Hereditärer Optikus-Neuropathie (LHON). Inzwischen ist das mitoNET bei Therapiestudien weltweit ein sehr gefragter Ansprechpartner.