Fünf Jahre CAR-T-Zelltherapie am LMU Klinikum

CAR-T-Zellen werden bei Menschen mit bestimmten Blutkrebsarten in spezifischen Situationen eingesetzt. Aktuell gibt es die Behandlungsform für unterschiedliche Lymphomtypen (Lymphdrüsenkrebs) und Leukämieformen sowie für das Multiple Myelom. Da aus dem Blut jeder Patientin bzw. jedes Patienten die körpereigenen T-Zellen entnommen und daraus die CAR-T-Zellen hergestellt werden, zählt diese Therapieform zu den zielgerichteten und individualisierten Behandlungen.

„Die CAR-T-Zelltherapie hat die Blutkrebsbehandlung revolutioniert. Wir waren eines der ersten qualifizierten Zentren in Deutschland. Wir sind stolz darauf, diese innovative Therapie anbieten zu können“, sagt Prof. Marion Subklewe, Oberärztin und Leiterin des CAR-T-Programms in der Medizinischen KIinik III am LMU Klinikum in Großhadern.
Nur qualifizierte Zentren, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen und in der Behandlung bösartiger Erkrankungen des Blut- und des Lymphsystems erfahren sind, dürfen die CAR-T-Zelltherapie durchführen. Deutschlandweit gibt es aktuell über 40 solcher Zentren – eines davon ist das LMU Klinikum München, am Campus Großhadern. Die dort beheimatete Medizinische Klinik und Poliklinik III bietet seit fünf Jahren die CAR-T-Zelltherapie an. Bis Juni 2024 haben das Team um Professorin Marion Subklewe bereits mehr als 150 Patientinnen und Patienten mit den patientenindividuellen CAR-T-Zellen behandelt und auf ihrem Weg vom Vorgespräch über die Behandlung bis zur Nachbeobachtung begleitet.
Engmaschige Betreuung und Nachsorge
Die Therapie erfordert eine hohe Expertise des CAR-T-Teams, einen intensiven Austausch zwischen den Fachärztinnen und Fachärzten unterschiedlichster Disziplinen sowie eine engmaschige Betreuung der Patientinnen und Patienten. „Auch nach erfolgter CAR-T-Therapie stehen wir mit unseren Patienten und deren Zuweisern weiterhin im Austausch – wir verfolgen den Behandlungserfolg und stehen in der Nachsorge bei Bedarf unterstützend zur Seite“, sagt Oberarzt Dr. Veit Bücklein, stellvertretender Leiter des CAR-T-Programms am LMU Klinikum.
Wie funktioniert die CAR-T-Zelltherapie?
Für die CAR-T-Zelltherapie werden den Betroffenen körpereigene Abwehrzellen (T-Zellen) entnommen, die genetisch verändert und anschließend als CAR-T-Zellen intravenös zurückgegeben werden. Die CAR-T-Zellen tragen einen sogenannten chimären Antigen-Rezeptor (CAR) auf der Oberfläche. Dieser fungiert als eine Art „Greifarm“, mit dem die CAR-T-Zellen Proteine, die sich auf der Oberfläche von Krebszellen befinden, detektieren und sich daran binden können. Damit können sie Krebszellen nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip erkennen und deren Zerstörung einleiten. So wird das eigene Immunsystem mit den körpereigenen, modifizierten Zellen im Kampf gegen Blutkrebs unterstützt. „Aktuell können nur hochspezialisierte Unternehmen CAR-T-Zellen für den Regelbetrieb im Krankenhaus bereitstellen. Für den Herstellungsprozess der CAR-T-Zellen benötigen die Unternehmen eine Zulassung der europäischen Arzneimittelbehörde“, erklärt Prof. Michael von Bergwelt, Klinikdirektor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am LMU Klinikum.
Wie läuft die CAR-T-Zelltherapie am LMU Klinikum ab?
Die Reise der Patientin bzw. des Patienten entlang der Behandlung umfasst sechs Schritte:

An Blutkrebs Erkrankte werden gewöhnlich von Hämato-Onkologinnen oder -Onkologen betreut, die entweder eine eigene Praxis haben oder in einem Krankenhaus arbeiten. Wenn eine Patientin bzw. ein Patient jedoch nicht auf die verabreichte Therapie bzw. Therapiesequenz anspricht, kann sie bzw. er an das LMU Klinikum überwiesen werden. Dort wird geprüft, ob die Erkrankten von einer CAR-T-Zelltherapie profitieren können. Wenn ja, wird im Erstgespräch der Therapieablauf Schritt für Schritt erklärt. Dabei wird auf die Chancen, mögliche Nebenwirkungen und auf Risiken eingegangen. Ergänzende Vorsorgeuntersuchungen ebnen den weiteren Behandlungsweg.

Vor der Leukapherese wird in einem ambulanten Termin Blut abgenommen und auf Infektionen untersucht. Liegen keine infektiösen Erkrankungen vor und sind die Venen in Ordnung, erfolgt die Blutzellentnahme. Hierfür wird das Blut der Patientin bzw. des Patienten mittels einer speziellen Maschine gefiltert: T-Zellen werden gesammelt, alle anderen Blutbestandteile fließen wieder in den Blutkreislauf zurück. Die Blutzellentnahme ist gewöhnlich nicht schmerzhaft und dauert zwischen drei bis sechs Stunden.

Nach der Leukapherese werden die gesammelten Blutzellen an eine spezialisierte Herstellungsstätte für CAR-T-Zellen transportiert. Wenn die Situation es erfordert, wird im Anschluss an die Blutzellentnahme eine überbrückende Behandlung, auch Bridging-Therapie genannt, durchgeführt. Sie soll die Ausgangslage für die CAR-T-Zelltherapie und den möglichen Erfolg verbessern und gleichzeitig verhindern, dass die Erkrankung zwischenzeitlich fortschreitet. Diese überbrückende Therapie kann entweder ambulant in der Tagesklinik am LMU Klinikum oder bei der betreuenden Fachärztin oder dem Facharzt durchgeführt werden.

In der Herstellungsstätte angekommen, werden die patienteneigenen T-Zellen unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen isoliert, genetisch verändert, aktiviert und vermehrt. Nach Abschluss der Herstellung tragen sie den CAR auf ihrer Oberfläche. Der gesamte Prozess erfolgt unter strengen Qualitätskontrollen und erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen LMU Klinikum und Herstellerfirma, um eine sichere Behandlung zu gewährleisten.

Sind die eigens für eine Patientin bzw. einen Patienten hergestellten CAR-T-Zellen wieder im LMU Klinikum angekommen, werden sie dieser bzw. diesem – nach einer vorbereitenden Chemotherapie – zurückgegeben. Dies erfolgt als Infusion unter strenger Beobachtung und dauert rund 15 bis 30 Minuten. Anschließend bleibt die Patientin bzw. der Patient mehrere Tage stationär im Klinikum, um etwaige Nebenwirkungen der Therapie frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

Die Nachsorge erfolgt über mehrere Wochen und in definierten Schritten. Da die Wirksamkeit der CAR-T-Zelltherapie verzögert eintreten kann, sind regelmäßige Untersuchungen notwendig – zum Teil über mehrere Monate. Wichtig ist, dass die Behandelten auf mögliche Auffälligkeiten achten und diese direkt dem Team am LMU Klinikum oder ihrer bisherigen ärztlichen Betreuung mitteilen.
Bilder von der Veranstaltung "Celebration of Life"
Ansprechpartnerin
Prof. Dr. med. Marion Subklewe
Leiterin des CAR-T Programm, Medizinische Klinik III, LMU Klinikum München