Mehr als drei Prozent der Weltbevölkerung (ca. 260 Millionen Menschen) sind chronisch mit dem Hepatitis B Virus (HBV) infiziert und jährlich sterben weltweit 880.000 Menschen an den Folgen: an Leberzirrhose und Leberzellkarzinom. Derzeit gibt es keine Möglichkeit zur Heilung. Der therapeutische Impfstoff TherVacB soll jetzt Patienten mit chronischer Hepatitis B heilen. Ein europaweites Konsortium führender Virologen, Immunologen und Hepatologen unter Leitung des Helmholtz Zentrums München wird dazu ab 2021 einen neu entwickelten Impfstoff als Immuntherapie in einer zweijährigen klinischen Studie einsetzen.
Mit drei Gaben alle vier Wochen induziert der Impfstoff neutralisierende Antikörper und T-Zell-Antworten. Zunächst werden zwei Protein-Antigene injiziert, dann ein MVA („modifiziertes Vacciniavirus Ankara“) -Vektor. Dieser ist so konzipiert, dass er die Mehrheit der weltweit vorkommenden Hepatitis B Viren abdeckt. Da Afrika eine hohe Infektionsrate aufweist und dort andere Hepatitis B Viren vorkommen, wird ein Arm der klinischen Studie in Tansania durchgeführt. Dabei soll TherVacB dazu beitragen, in Afrika lokale Kompetenz zur Hepatitis B aufzubauen.
"Ich freue mich sehr, dass wir für die klinischen Studien von TherVacB mit einem Konsortium aus führenden europäischen Virologen, Immunologen und Hepatologen zusammenarbeiten können“, erklärt Prof. Ulrike Protzer, Helmholtz Zentrums München, Koordinatorin des Projekts. „Der Impfstoff kann für Patienten mit einer chronischen Hepatitis B von großem Nutzen sein. Er ist breit anwendbar und wir hoffen, dass er eine Heilung herbei führen kann", so die Wissenschaftlerin.
Prof. Michael Hoelscher, Direktor des Tropeninstitut München am LMU Klinikum, glaubt an das Potential des Forschungsprojekts: „TherVacB wird die internationale Zusammenarbeit bei klinischen Studien, die auf innovativen Konzepten zur Bekämpfung der chronischen Hepatitis B basieren, erheblich stärken. Wir freuen uns sehr, als Sponsor der Studie zu diesem wichtigen Vorhaben und zum Netzwerk beizutragen.“
Dr. Arne Kroidl, Projektleiter am Tropeninstitut München am LMU Klinikum, betont: „Es ist von großer Bedeutung, dass einer unserer afrikanischen Partner am TherVacB Projekt beteiligt ist. Wir werden dadurch nicht nur neue therapeutische Ansätze gegen Hepatitis B in Regionen weiterentwickeln, in denen die Bevölkerung am stärksten betroffen ist, sondern zugleich auch zum Ausbau von Infrastrukturmaßnahmen und der Erweiterung von Expertise in der Durchführung von klinischen Studien und neuer Labormethoden beitragen. Zukünftig wird dies auch die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Beteiligung afrikanischer Netzwerke nachhaltig stärken.“
Das TherVacB-Projekt wird von „Horizon 2020“ mit 10.426.000 Millionen Euro gefördert, läuft über fünf Jahre und endet am 31. Dezember 2024.
Über das Konsortium
Das TherVacB-Projekt wird vom Helmholtz Zentrum München koordiniert und vereinigt öffentliche Forschungseinrichtungen aus ganz Europa: Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Medizinische Hochschule Hannover, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Universität Leipzig, Technische Universität München (Deutschland); National Institute for Medical Research (Tansania); Fundacio Clinic per a la Recerca Biomedica (Spanien); Azienda Ospedaliero-Universitaria di Parma (Italien); University College London, Barts and the London NHS Trust, Royal Free London NHS Foundation Trust (Großbritannien), unterstützt von den Unternehmen CTC North GmbH & Co. KG (Deutschland) und ARTTIC (Frankreich).
Über das europäische Forschungsprogramm Horizon 2020
Das Forschungsprogramm Horizon 2020 ist mit einem Budget von fast 80 Milliarden Euro über einen Zeitraum von sieben Jahren (2014-2020) das größte europäische Forschungsprogramm der Europäischen Union aller Zeiten. Horizon 2020 hat zum Ziel, durch internationale Zusammenarbeit in Forschung und Innovation in allen relevanten Forschungsbereichen Durchbrüche zu erzielen, um großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie der Bekämpfung von Krankheiten, der langfristigen Sicherung der Energieversorgung oder dem Klimawandel erfolgreich zu begegnen.