Pressemitteilungen | 26.09.2023
MEDIZIN
Medizin und Forschung auf dem Münchner Oktoberfest
LMU Klinikum zieht nach zehn Tagen eine positive Zwischenbilanz
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„Bislang verlief die Wiesn in unserer Notaufnahme komplikationslos“, sagt der Ärztliche Leiter der Zentralen Notaufnahme und Aufnahmestation des LMU Klinikums Innenstadt Professor Dr. Markus Wörnle. „So wie wir auch unter dem Jahr Touristinnen und Touristen mit oftmals schweren akuten Erkrankungen behandeln, so behandeln wir natürlich auch Besucher des Oktoberfestes. Beispielsweise musste gleich am ersten Wiesn-Samstag ein Tourist aus Guatemala auf dem Weg zum Festgelände aufgrund eines Herzkreislaufstillstands wiederbelebt und dann in unserer Notaufnahme weiterversorgt werden“, erklärt Professor Wörnle.
Zwischen dem 16. und 24. September wurden insgesamt 715 internistische und chirurgische Patientinnen und Patienten in der Notaufnahme behandelt. „Das sind etwa 16 Prozent mehr als in einer vergleichbaren Zeitspanne außerhalb der Oktoberfestzeit, wobei die Steigerung vor allem auf einer Zunahme chirurgischer Patientinnen und Patienten beruht“, präzisiert Professor Wörnle. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum der Wiesn 2022 seien 10 Prozent mehr Patienten behandelt worden. Bei 88 Patienten sei die Diagnose eines Schädelhirntraumas gestellt worden, aber auch traumatische Verletzungen der oberen und unteren Extremität sowie Schnittverletzungen hätten häufig versorgt werden müssen. „Dennoch konnten insgesamt 75 Prozent der Patient:innen nach ihrer Behandlung in der Notaufnahme wieder entlassen werden, ohne dass eine weitere stationäre Behandlung im Anschluss notwendig war“, sagt Professor Wörnle.
Damit man dem erhöhten Bedarf gerecht werde, habe man für eine stärkere personelle Besetzung bestimmter Schichten vor allem im Pflegedienst gesorgt. „Zudem belegen wir einige unserer Räume gezielt mit Patienten, die unter Wiesn-assoziierten Erkrankungen, also vor allem alkohol-assoziierten Erkrankungen leiden, um auch die Versorgung der anderen Patient:innen in entsprechend ruhiger Atmosphäre gewährleisten zu können“, so Professor Wörnle. Insgesamt sei aber die Ersteinschätzung und Erstversorgung der Patient:innen auf dem Wiesngelände so hervorragend strukturiert, dass die Lenkung von Patientenströmen in die Notaufnahme bislang sehr geordnet erfolgt sei.
Auch der Einsatz des Computertomographen (CT) auf der Wiesn sei von erheblichem Wert: „Viele Patienten müssen erst gar nicht in die Notaufnahme kommen, da bei ihnen mithilfe des CT bereits vor Ort relevante Verletzungen ausgeschlossen werden konnten. Das dient nicht nur der optimalen Versorgung der Patient:innen auf der Wiesn, sondern verhindert auch Verzögerungen bei der Versorgung unserer anderen Patienten, die primär mit der Wiesn gar nichts zu tun haben, und dennoch versorgt werden müssen“, betont Professor Wörnle.
Tatsächlich ist das einzige mobile Volksfest-CT der Welt, das auf der Wiesn 2022 Premiere feierte, bislang 124 Mal (Stand 25.9.2023) im Einsatz gewesen – „dadurch konnte die Abtransportquote in Krankenhäuser erheblich gesenkt werden“, sagt Dr. Wilhelm Flatz, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Radiologie des LMU Klinikums. Auch in diesem Jahr werden die Untersuchungen vor Ort wieder von Medizinisch-Technischen Assistentinnen und Assistenten des Klinikums durchgeführt und von Radiologen ausgewertet, die ebenfalls in der Sanitätswache des Oktoberfestes vor Ort sind – und das schnell und zuverlässig. „Wir konnten dieses Jahr erneut einige wenige lebensbedrohliche Diagnosen stellen“, so Dr. Flatz.
Das Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement des LMU Klinikums führt auch in diesem Jahr wieder eine Studie zur Sanitätsversorgung auf dem Oktoberfest durch, und zwar zur "Validierung des Implementierungsprozesses einer neuartigen Sensortechnologie zum Vitalparametermonitoring in der Notfallversorgung an Massenveranstaltungen – kurz: die VIESN-Studie. Konkret wird die Implementierung eines Im-Ohr-Sensors (cMed alpha®) überprüft, mit dem kontinuierlich die Vitalparameter Körpertemperatur, Pulsfrequenz und Sauerstoffsättigung überwacht werden können. Auf diese Weise ist ein kontinuierliches mobiles Patientenmonitoring möglich. „Der Im-Ohr-Sensor ist ein zugelassenes Medizinprodukt und erlaubt dank seiner kabellosen Technologie, dass die Vitalparameter auch bei sicht-geschützt-geschlossenen Tragesystemen jederzeit abgelesen werden können“, sagt Privatdozent Dr. Roman Schniepp vom Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement. Erstmals ist der Im-Ohr-Sensor in den Bereichen der mobilen Trageteams, der dezentralen Versorgungscontainer sowie in den Triage- und Überwachungsbereichen der Wiesn-Wache installiert.
Insgesamt wurden zwischen dem 16.9. und 24.9. 2023 bereits 417 Patienten überwacht. Dabei erhielten 198 Patienten die Im-Ohr-Überwachung bereits während des Transports auf der Trage und 25 Patienten im Bereich der dezentralen Containerüberwachung. Im Rahmen der VIESN-Studie wurden bislang 149 Befragungen der Sanitäter und Ärzte durchgeführt, um Auskunft über Ergonomie, Nutzbarkeit und Handlungssicherheit des Im-Ohr-Sensors während der Tätigkeit auf der Wiesn erhalten. Die Ergebnisse der Befragungen werden nach Abschluss der Studie ausgewertet und publiziert.
Am Samstag, 14. September 2024, präsentiert sich die LMU Medizin von 10 bis 16 Uhr beim Tag der Offenen Tür am Campus Großhadern mit einem vielfältigen Programm für die gesamte Familie: mit Vorträgen, Führungen, Infoständen und Mitmach-Aktionen. Dazu gibt es ein buntes und spannendes Rahmenprogramm mit Aktivitäten für Kinder, Foodtrucks und Musik.