Pressemitteilungen | 17.09.2020 | Medizin, Forschung
Personen mittleren Alters sind mittlerweile die größte Gruppe unter den Corona-Infizierten. Von ihnen haben rund 13 Prozent kardiovaskuläre Vorerkrankungen wie Vorhofflimmern, Bluthochdruck, koronare Herzerkrankung, Herzschwäche; sie haben eine Herz-OP hinter sich oder sind starke Raucher – und sind somit gefährdet für einen schweren Covid-19 Verlauf. In der Regel befinden sich die Betroffenen zunächst in häuslicher Quarantäne. Geht es ihnen schlechter, sind sie häufig unsicher, ob und wann sie ins Krankenhaus gehen sollen.
„Corona-Patienten ohne schwere Symptome können für Krankenhäuser eine große Belastung darstellen, denn sie binden viele Ressourcen, die dann für schwerkranke Patienten fehlen“, sagt Studienleiter Dr. Moritz Sinner von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am LMU Klinikum München. Umgekehrt sei auch für die Corona-Patienten ein unnötiger Krankenhausaufenthalt eine Belastung.
Die Studie will deshalb die Notwendigkeit und den optimalen Zeitpunkt für einen Krankenhausaufenthalt ermitteln – nicht zu früh und nicht zu spät ist die Devise. Der Kardiologe stattet die Risikopatienten zwischen 40 und 60 Jahren dazu mit einer Hybrid Smartwatch aus. Mit dieser können sie zwei Mal täglich, bei Beschwerden auch öfter, ein EKG schreiben und die Sauerstoffsättigung im Blut messen.
„Diese Werte sagen zuverlässig etwas über den Gesundheitszustand aus. Sind sie kritisch, wozu eine Sauerstoffsättigung unter 92 Prozent gehört, können die Patienten eine 24-Stunden-Hotline anrufen und mit jemandem aus unserem Team sprechen. Gemeinsam beraten wir dann, ob ein Krankenhausaufenthalt nötig ist“, sagt Dr. Moritz Sinner.
Mit einer Hybrid Smartwatch können Studienteilnehmer ein EKG schreiben und die Sauerstoffsättigung im Blut messen.
Wer mitmachen will, braucht lediglich ein Handy, auf das eine App installiert wird. Die Hybrid Smartwatch ScanWatch des HealthTech-Anbieters Withings, die mit intelligenten Funktionen ausgestattet ist, aber wie eine ganz normale Uhr aussieht, erhalten die Covid-19-Patienten für die Studiendauer von 30 Tagen. „Die Uhr ist leicht bedienbar, die Werte werden in der App gespeichert und sind vom Studienteam einsehbar“, erläutert Sinner. Die Patienten müssen sich aber von selber melden, entweder wenn es ihnen schlechter geht, sie zum Beispiel Atemnot verspüren, oder wenn die Sauerstoffsättigungswerte Alarm schlagen.
Die Studie beobachtet jeden Patienten für 30 Tage und ist randomisiert. Das bedeutet, die Teilnehmer sind in zwei Gruppen eingeteilt - eine bekommt die Hybrid Smartwatch, die andere Gruppe kann jederzeit die volle Behandlung durch das Gesundheitssystem in Anspruch nehmen. Wer in welcher Gruppe ist, entscheidet der Zufall.
Infizierte in der oben genannten Alters- und Risikogruppe werden durch das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) der Stadt München über die Studie informiert. Zum Erfassen der Daten und Übergeben der Hybrid Smartwatch kommt das Studienpersonal in Schutzkleidung nach Hause.
Betroffene, die an der Studie "Munich Remote SpO2 and Heart Rate Assessment in Covid-19 patients (MR SPOC)" teilnehmen möchten, können sich auch direkt bei der Studienhotline melden: unter der Telefonnummer 0152-54849907 oder der E-Mail mrspoc@med.uni-muenchen.de. Rund 600 Patienten aus dem Großraum München können teilnehmen.
Medizinische Klinik und Poliklinik I
Am Samstag, 14. September 2024, präsentiert sich die LMU Medizin von 10 bis 16 Uhr beim Tag der Offenen Tür am Campus Großhadern mit einem vielfältigen Programm für die gesamte Familie: mit Vorträgen, Führungen, Infoständen und Mitmach-Aktionen. Dazu gibt es ein buntes und spannendes Rahmenprogramm mit Aktivitäten für Kinder, Foodtrucks und Musik.