Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat insgesamt 17 Millionen Euro für das groß angelegte Verbundprojekt von Wissenschaftler*innen der Medizinischen Fakultät der LMU, des Helmholtz Zentrum München, der TU Dresden und des Universitätsklinikums Würzburg bewilligt. Die Nebenniere als zentrales Stressorgan des menschlichen Körpers steht dabei im Fokus, da diese Drüse bei allen Volkskrankheiten wie z.B. Diabetes, Bluthochdruck und Depression eine entscheidende Rolle spielt. Besonders in der Pandemie zeigte sich die Bedeutung von Stresshormonen bei der Bewältigung bzw. der Therapie von SARS-CoV-2-Infektionen. Zentrale Ziele des geförderten Forschungsvorhabens sind die Aufklärung der Regulation von Nebennierenhormonen und deren Einfluss auf und die Wechselwirkung mit akuten und chronischen Krankheiten sowie das Erarbeiten von neuen diagnostischen und therapeutischen Wegen.
Im Mittelpunkt des überregionalen Sonderforschungsbereichs SFB/TRR 205, bei dem Wissenschaftler*innen aus Dresden, München und Würzburg eng zusammenarbeiten, steht die Nebenniere (lat. Glandula suprarenalis), die durch ihre vielfältigen Funktionen ein zentrales Organ bei der Steuerung von endokrinen und biochemischen Prozessen ist.
In der zweiten von insgesamt drei Förderphasen, die am 1. Juli 2021 beginnen wird, geht es unter anderem darum, geschlechterspezifische Unterschiede in der Funktionsweise der Nebenniere und deren Auswirkungen auf die Stressantwort zu erforschen. Ziel ist es weiterhin, herauszufinden, welche Effekte metabolische Stressoren, wie Diabetes oder Bluthochdruck auf die Arbeit der Nebenniere haben und welche genetischen Faktoren die Wechselwirkungen beeinflussen. Dazu arbeiten die Expert*innen dieses Fachbereichs standortübergreifend in insgesamt zwanzig Projektteams zusammen.
Die Nebenniere besteht aus zwei Teilbereichen. Der Äußere ist die Nebennierenrinde, die für die Produktion von Steroidhormonen zuständig ist. Mineralcorticoide wie Aldosteron regulieren das Blutvolumen und damit den Blutdruck. In der Nebennierenrinde werden auch Glukokortikoide wie Cortisol gebildet. Diese lassen den Blutzuckerspiegel ansteigen und hemmen Entzündungen. Im Zentrum der Nebenniere sitzt das Nebennierenmark, wo Adrenalin und Noradrenalin herstellt werden. Beide Hormone sind wichtige Spieler der akuten Stressantwort und wirken sich unter anderem auf Blutdruck und Herzfrequenz aus. Damit bildet die Nebenniere eine zentrale Schaltstelle der Stressregulation im menschlichen Körper. Erkrankungen der Nebenniere werden in Über- und Unterfunktion der Drüse unterteilt. Betroffene haben aufgrund der Komplexität der Erkrankung oft einen sehr langen Diagnoseweg hinter sich.
„Die positive Begutachtung durch die DFG und die damit verbundene weitere Fördergeldzusage wird dazu beitragen die Patienten weiter umfassend zu betreuen und gleichzeitig die wissenschaftliche Arbeit rund um die Nebenniere zu intensivieren“, sagt Prof. Martin Reincke, der Co-Sprecher Sonderforschungsbereich SFB/TRR 205. Trotz der bedeutenden Rolle der Nebennieren bei der Steuerung von Stoffwechselprozessen im menschlichen Körper wurde ihnen bislang wenig Aufmerksamkeit zuteil. Dies soll sich mit der weiteren Förderung des SFB/TRR 205 ändern. Am Ende des auf insgesamt 12 Jahre ausgelegten translationalen Forschungsprojektes sollen Therapieansätze stehen, die die Über- oder Unterfunktion der Nebenniere korrigieren. Außerdem soll das Verständnis für Stressreaktionen des Körpers und daraus entstehende Erkrankungen vertieft werden.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Sonderforschungsbereichs SFB/TRR 205: https://adrenal-research.de